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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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als hätten sie einen Heiligenschein. Siehst du das?«
    »Willkommen in meiner Welt, Andi.«
    »Was? Ach, Quatsch! Ich finde doch nur, dass diese Lampen klasse aussehen. Das würde ich sonst auch so sehen.«
    »Wenn du meinst. Warum grinst du so?«
    »Na, weil ich mich über die Lampen freue. Guck doch mal genau hin. Weltklasse.«
    Wie sollte das erst beim Feuerwerk werden? Wahrscheinlich würden seine Augen explodieren. Wir liefen weiter, tranken hier was, aßen da was, bis wir an einem Platz ankamen, an dem man sich als Sumo-Ringer verpacken lassen und gegeneinander kämpfen konnte.
    »Los, das machen wir!«, rief Andi begeistert.
    »Echt? Du willst dich in meterdicken Schaumgummi packen lassen und dafür auch noch bezahlen? Okay.«
    Wir sahen zum Schreien aus. Es war beinahe unmöglich, sich in diesen Dingern zu bewegen. Die meiste Zeit kugelten wir auf dem Boden und lachten uns die Lunge aus dem Leib. Ich startete einen Angriff und Andi rollte von der Matte in die Zuschauer. Ich ihm hinterher. Andi rappelte sich auf und wackelte weg von dem Platz in die vorbeiströmenden Menschenmassen.
    »Wetten, du kriegst mich nicht?«, rief er.
    »Und ob ich dich kriege!«
    Die Verfolgungsjagd endete nach knapp fünfzig Metern, als Andi an einem T-Shirt-Stand hängen blieb und ihn umriss. Er lag kugelnd auf dem Rücken und kam nicht mehr hoch. Ich konnte nicht mehr vor Lachen und ließ mich neben ihm fallen. Der T-Shirt-Mensch fand das überhaupt nicht komisch und trat wütend auf uns ein, was uns nur noch mehr zum Lachen brachte, weil seine Tritte natürlich keinerlei Wirkung zeigten, so wie wir verpackt waren. Die Sumo-Betreiber kamen, wuchteten uns hoch und schleiften uns zurück. Sie wollten 100 Mark von uns, wegen Verschmutzung ihrer Kostüme, aber wir konnten einfach nicht aufhören zu lachen und so gaben sie es irgendwann auf und ließen uns ziehen.
    Wir gingen langsam zum Karaokestand zurück. Das Feuerwerk stand kurz bevor. Die Stimmung dort war immer noch riesig. Ein pickeliger Drafi Deutscher mit einem »Saufen, bis der Notarzt kommt«-T-Shirt lallte gerade »Marmor, Stein und Eisen bricht« und die Menge johlte mit. Ein bisschen weiter hinten auf der Wiese entdeckte ich Kelly. Und Anna. Ich wühlte mich zu ihnen durch.
    »Hey, Kelly! Da bist du ja!«, rief ich und umarmte sie überschwänglich. Ich drückte ihr sogar einen langen Kuss auf die Wange.
    »Hi, David! Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Wir waren Sumo-Ringen.«
    »Ihr wart was?«
    »Ach, egal. Hallo, Anna! Auch hier?« Ich streckte ihr meine Hand entgegen.
    »Hi, David.«
    Ein kurzer Händedruck. Nichts von wegen Karte. Dann eben nicht. Ich bin der König der Welt. Ihr Pech. Mir doch egal.
    Das Feuerwerk begann. Die letzten Jahre hatte es mich überhaupt nicht interessiert. Was ist schon so toll an einem Feuerwerk? Kennt man eines, kennt man alle. Paff, bumm, peng, und alle starren in die Luft und rufen verzückt Ooooh und aaaah. Lächerlich, das. Es sei denn, Mr. Sinatra ist bei dir. Ich versuchte Andi zu entdecken, sah ihn aber nicht. Egal. Ich blickte in den Himmel und meine Augen explodierten. Es war phantastisch, sensationell, atemberaubend. Jeder einzelne Funke war eine Pracht an Glanz und Licht und ich war mittendrin.
    »David?« Anna stand neben mir und tippte mir auf den Arm.
    „Ja. Was ist?«, sagte ich genervt, ohne meine Augen vom Himmel zu nehmen.
    »Ich wollte mich noch für die Karte bedanken. Ich habe mich sehr darüber gefreut.«
    Musste sie das jetzt sagen? Sah sie denn das Feuerwerk nicht? Ich hatte wirklich Besseres zu tun im Moment.
    »Aha. Schön.«
    »Vielleicht könnten wir ja ... Vielleicht hast du ja Lust, mal mit mir essen zu gehen oder so?«
    Nicht jetzt, du Dussel! Ich bin gerade beschäftigt! Siehst du das denn nicht, verdammt!
    „Ja, ja. Vielleicht. Irgendwann mal.«
    Schweigen. Na also, geht doch.
    Für den Rest des Feuerwerks hatte ich meine Ruhe. Als es fertig war, blickte ich mich um. Anna war verschwunden. Kelly kam gerade aus Richtung der Toiletten zurück. Ich lächelte sie an. Sie gab mir einen heftigen Stoß mit beiden Armen, sodass ich drei Schritte rückwärts torkelte.
    »Sag mal, spinnst du, David?«
    »Was denn? Was hab ich denn ...«
    »Ich mach hier den ganzen Abend schön Wetter für dich und dann das! Wie sensibel und einfühlsam du wärst ... und ... und liebenswert und was weiß ich noch alles. Ich hab mich wirklich für dich reingehängt bei Anna! Und du? Du lässt sie eiskalt abblitzen, als wäre

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