Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
Vom Netzwerk:
du passt auf mich auf!«
    »Logisch.«
    »Kauen hast du gesagt?«
    »Genau.«
    »Okay, dann los.«
    Unser traditioneller Festtreffpunkt war am Karaokestand. Andi und ich waren die Ersten dort. Wir holten uns zwei Bier und stellten uns auf eine Wiese gegenüber der Bühne.
    »Wer will der Erste sein? Wer traut sich? Wir haben eine Auswahl von über tausend Titeln! Da ist für jeden etwas dabei! Also, wer macht den Anfang?«
    Der Karaokemoderator kam mir irgendwie bekannt vor. Es war nicht der gleiche wie letztes Jahr. Verdammt, woher kannte ich dieses Gesicht?
    »Na kommt schon, Leute! Lasst mich hier nicht so hängen! Traut euch!«
    Jemand sprang mir von hinten auf den Rücken und umklammerte meinen Kopf.
    »Na, Jungs, alles fit im Schritt?«
    Beckmann. Und Rudi und Albert.
    »Is ja noch nicht gerade viel los hier, oder? Hey, ist das nicht DJ Depp da auf der Bühne?«
    »Logisch! Du hast Recht, das ist er!«, rief ich erleichtert. DJ Depp. Der dicke DJ, der keine Ahnung von Sixties hatte. Ich wusste, ich kannte diese Fresse.
    »Irgendjemand muss den Anfang machen, Leute! Wisst ihr, was? Dem Ersten, der jetzt hier hochkommt und singt, gebe ich einen aus! Na, ist das ein Angebot? Ein Freigetränk für einmal singen!«
    »Ich mach es!«, brüllte Beckmann. »Aber nur, wenn du mitsingst!«
    »Darüber lässt sich reden. Meine Damen und Herren, wir haben einen ersten Freiwilligen!«
    Beckmann kletterte auf die Bühne.
    »Hallo! Herzlich willkommen auf der Karaokebühne! Sagst du uns noch schnell deinen Namen?«
    »Ich bin der Beckman. Wo ist mein Freigetränk?«
    »Kommt sofort. Tommy, gibst du mal ein Bier hoch ...? Danke. Hier, bitteschön. Ein Freibier für den Beckman.«
    Beckmann setzte das Glas an und kippte es in einem Zug ab.
    »Da hat aber einer Durst! So, was soll ich denn jetzt mit dir zusammen singen?«
    Beckmann legte seinen Arm um ihn.
    »Wir zwei Guten! Wir singen jetzt zusammen ›Dicke‹ von Westernhagen. Das wird ein Spaß, oder? Krieg ich auch ein Mikro?«
    Andi prustete seinen letzten Schluck Bier in den Nacken eines Mädchens vor ihm. Wir brüllten vor Lachen.
    »Äh ... ja ... Westernhagen ... Ein ... schönes ... Lied ... Moment ... Ach, so ein Pech. Es ist leider nicht in unserem Computer. Kann's denn auch was anderes sein?«
    »Nö. Auf was anderes hab ich grad keine Lust. Dann geh ich eben wieder. Danke für das Bier.«
    »Äh ... ja. Tschüss.«
    Beckmann sprang von der Bühne und kehrte unter Jubelrufen zu uns zurück.
    Unsere Gruppe wuchs stetig. Hagen, Hans und Albert kamen. Theo kam mit Schlucki und Lulatsch. Die Mädels liefen nach und nach ein und die Stimmung war prächtig. Andi tippte mir alle zehn Minuten auf die Schulter.
    »Ich merk nichts.«
    »Abwarten.«
    DJ Depp fand einen Freiwilligen nach dem andern. Wir sahen einen 2,10 m großen, dürren Bryan Adams mit Halbglatze. Wir sahen einen blonden Elvis, der dreimal über ein Kabel stolperte. Wir sahen Marianne Rosenberg, die sich einen Zahn abbrach, als sie das Mikro fast verschluckte. Die Ärzte waren zu viert und weiblich. Nena vergaß, wie viele Luftballons auf dem Weg wohin waren. Michael Jackson moonwalkte sich rücklings von der Bühne. Und Frank Sinatra höchstpersönlich war auch da. Er hatte einen Schnauzer und braune Locken und er sang »New York, New York«, als hätte man ihm in Harlem gerade kräftig in die Eier getreten. Natürlich gab es auch Leute, die richtig gut waren. Eine Whitney Houston zum Beispiel, die verdammt gut singen konnte. Oder einen zweiten Elvis, der es ebenfalls draufhatte. Aber die Guten waren viel zu langweilig, sie blamierten sich schließlich nicht. Und das ist doch der Sinn von Karaoke. Nirgends kann man sich besser öffentlich blamieren als auf einer Karaokebühne. Du willst mal so richtig peinlich sein? Los, rauf auf die Bühne und sing »Bohemian Rhapsody«!
    »Ich merk immer noch nichts.«
    »Abwarten. Lass uns ein bisschen rumlaufen.«
    Andi und ich schlenderten über das Fest. Mittlerweile war es dunkel und all die glitzernden Lichter kamen stärker zur Geltung. Ich spürte es schon. Alles war cool. Normalerweise fühle ich mich auf derartigen Festen unter den Menschenmassen etwas unbehaglich, aber nicht heute. Die Leute waren alle super-cool. Ich hätte am liebsten alles und jeden umarmt. Ich sah Andi an. Er starrte auf die Lichter und grinste.
    »So, so, du merkst also nichts.«
    »Was denn? Nein. Gar nichts. Hast du gesehen, wie geil diese kleinen bunten Lampen aussehen? Es sieht aus,

Weitere Kostenlose Bücher