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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Mythor die Vision eines unglaublich hellen Lichtes, das sich über das Land senkte, leuchtende Arme und Finger ausbildete und ein junges Pflänzchen in die Erde setzte. Er sah es wachsen, als das Licht weiterzog, und jeder Ast, jedes einzelne Blatt folgte in seinem Wuchs dem Plan des Lichtes.
    Er holte tief Luft. Ein würziger Geruch stieg in seine Nase. Er berührte eines der lanzettenförmigen, unterarmlangen Blätter, so vorsichtig, als könne es bei der Berührung abfallen oder zerbrechen, und er fragte sich, ob diese Blätter aus ihren Knospen gewachsen waren, als der Lichtbote noch auf der Welt weilte, um den Vorhang des Dunkels zu zerreißen.
    Selbst die Einflüsterungen des Helmes waren schwächer geworden, gerade so, als habe der Helm der Gerechten erkannt, dass Mythor ihn zurück in eine Welt oder eine Zeit gebracht hatte, in der das Licht noch so hell strahlte wie zu Anbeginn der Lichtwelt, in eine Zeit, in der er selbst geschmiedet worden war.
    Der Gedanke riss den Sohn des Kometen in die Wirklichkeit zurück. Diese Welt war bedroht. Schatten griffen nach ihr, und irgendwo weiter oben im Baum des Lebens war ein Unbefugter dabei, das in ihm ruhende Vermächtnis zu rauben. Mythor machte, noch zögernd, die ersten Schritte über den grünen Teppich. An einigen Stellen sank er leicht ein und sah den Boden zwei, drei Mannslängen tief unter sich, doch er brach nicht durch. Wo er hintrat, schienen die Zweige und Äste sich unter seine Stiefel zu schieben.
    Er erreichte eine der »Wände« und betastete sie. Das Geflecht aus Blättern und Ästen war fest. Luftwurzeln zogen sich hindurch und umschlangen Äste wie Seile.
    Immer noch atmete Mythor heftig, sog die würzige Luft in seine Lungen, als wolle er etwas von diesem Wunder in sich aufnehmen, ein Teil von ihm werden. Der Helm meldete sich nun wieder stärker und brachte ihm zum Bewusstsein, warum er hier war.
    Kein Sonnenlicht durchdrang dieses Grün, und doch war es heller um Mythor herum als unten, im Irrgarten, über den sich der Nebel gebreitet hatte. Wie schlafwandelnd, noch immer überwältigt von dem Wunder, ging Mythor auf die aus Blättern gebildeten Stufen zu und gelangte in die nächsthöhere Kammer. Niemand versuchte ihn aufzuhalten. Mythor wurde sicherer. Schnell gewöhnte er sich an das leichte Federn unter seinen Füßen und begann nun, den direkten Weg nach oben zu suchen, wohin der Helm ihn wies.
    Es war weder kalt noch warm im Baum des Lebens. Mythor verspürte keine Erschöpfung, als er in immer neue Kammern stieg oder regelrechte Wendeltreppen um dicke, steil nach oben wachsende Äste hinaufstieg. Nur Grün und Braun waren um ihn herum, als existiere die Welt unten überhaupt nicht mehr.
    Höher stieg er, immer höher. Er folgte den sich nach dem Stamm zu verdickenden Ästen, um nicht zu weit in die Außenbezirke der mächtigen Krone zu gelangen. War dies doch ab und zu der Fall, so meldete sich der Helm der Gerechten.
    Schon war er bereit zu glauben, dass Hapsuschs Warnung vor den Wächtern des Baumes auf einem uralten Aberglauben beruhe, als ein Geräusch über ihm ihn innehalten ließ. Er blickte hoch und sah die Januffen.
    Im nächsten Augenblick hob ein Kreischen und Zetern an, dass er glaubte, seine Trommelfelle müssten platzen. Es kam von allen Seiten, und vor und hinter ihm, rechts und links brachen schwere Körper durch das Blattwerk, kamen dicht bei ihm auf und begannen, um ihn herum wilde Sprünge zu vollführen.
    Alton aus der Scheide ziehen und die Augen schließen waren eins. Nur einen flüchtigen Blick auf die behaarten Gestalten hatte er erhascht, und dieser Blick genügte, um Mythor begreifen zu lassen, was der Lebensgärtner mit dem hinteren Gesicht der Baumwärter gemeint hatte, in das er auf keinen Fall länger als einen Herzschlag lang blicken durfte.
    Mythor blinzelte und schloss schnell wieder die Augen.
    Das hintere Gesicht war nichts anderes als die hellrot schimmernde, runzelige und haarlose Sitzfläche der Wesen, die Mythor an Tiere erinnerten, wie er sie bei einer Gauklergruppe gesehen hatte, die Elvinon besuchte, kurz bevor der Angriff der Caer erfolgte. Die Gaukler hatten sich manches Silberstück damit verdient, dass sie ihre Wundertiere, die sie angeblich von Händlern aus dem tiefen Süden gekauft hatten, allerlei Kunststückchen vorführen ließen.
    Die Januffen hatten keine Augen am Hinterkopf, wie Mythor zunächst erwartet hatte. Sie waren zottige, behaarte Gesellen, fast mannsgroß, und bewegten sich

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