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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gelähmt.
    »Ist er noch mit Ihnen zusammen, Welsh?«
    »Er geht, wohin er will«, sagte Welsh.
    »Reden Sie keinen Quatsch. Raus, alle drei.«
    »Mr. Fettle…« setzte Miriel an.
    »Er ist ein geborenes Opfer. Schau ihn dir an. Herrgott nochmal, er hat Yermak angezogen wie vergammeltes Fleisch eine Wespe. Raus raus raus!«
    Fettle nahm die Blätter und die Tafel, verbeugte sich im Kreis mit so viel Würde, wie er aufbringen konnte, und ging zur Tür, um auf die Straße zurückzukehren. Miriel sagte auf Wiedersehen; die anderen sahen ihm mit stummem Mitgefühl nach. Welsh and Yermak folgten ihm und trennten sich an der Tür von ihm, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sie lächelten grimmig und zufrieden.
    + Sie haben recht. Nur allzu recht.
    Er warf die Blätter und die Tafel an der Ecke in die Gosse und wartete an einer Spontanhaltestelle auf den Bus. Der kühle Wind blies ihm seine grauen Haare in die Augen. »Gina«, sagte er. »Liebe Gina.«
    Jemand berührte ihn am Ellbogen. Er fuhr nervös herum und sah Nadine in einem langen grünen Mantel und einem zum Turban gewickelten Wollschal. »Ich dachte mir, daß du vielleicht hierher kommen würdest«, sagte sie. »Richard, ich dachte, ich wäre die Verrückte. Was tust du? Hast du’s ihnen gezeigt?«
    »Ja«, sagte er. + Um sein Ich zu töten. Deshalb hat Emanuel es getan. Um jemanden loszuwerden den er nicht mochte; sich selbst. Ich habe nicht den Mut zum Selbstmord ich könnte andere töten und damit das Ich genauso sicher zum Tode verurteilen.
    Nadine nahm seinen Arm. »Laß uns nach Hause gehen. Zu dir«, sagte sie. »Ehrlich, Richard, im Vergleich zu dir komme ich mir total therapiert vor.«

»Die Eingeborenen nannten das Land von Hispaniola Ayti und Quisqueya, was >Rauheit< und >ein großes Land< bedeutet…«
    – Antonio de Herrera, zitiert in Purchas his Pilgrimes
     
38
     
    Hispaniola brauchte zwei internationale Flughäfen und hatte drei. Der dritte war Ausdruck einer anfänglichen Überschätzung des Tourismus durch Colonel Sir John Yardley – oder der Erfordernisse seiner Söldnerarmee. Es gab einen Oceanport im Golfe de la Gonaives, schwimmende Startbahnen von fünf Kilometern Länge, einen kleineren Oceanport zehn Kilometer weit draußen vor Puerto Plata im Nordosten und ein riesiges Landterminal HIS im Südosten bei Santo Domingo. Über HIS wurde der größte Teil des Scramjet-Verkehrs abgewickelt.
    Mary Choy wachte in der Abenddämmerung auf und sah einen wunderschönen Sonnenuntergang, der die zerklüfteten Berge der Cordillera Oriental satt golden und orange färbte. Der Scramjet sank zügig bis auf eine Höhe von ein paar hundert Metern über dem dunklen, violetten Karibischen Meer herab, tauschte seine wispernde Lautlosigkeit gegen das Gebrüll vertikalen Auftriebs ein, schoß über weiße Sandstrände und Klippen und dann über Hektar von kahlem Beton hinweg, sank sanft nach unten und landete federweich. Auf dem Bildschirm in der Rücklehne waren die intimen Teile des Scramjets unter dem Rumpf zu sehen – dicke weiße Säulen, die in stattliche Reihen grauschwarzer Räder ausliefen. Der spektralgraue Landebahnbelag schimmerte im Schatten. Luken im Beton klappten auf, und Fahrstuhlschächte fuhren aus den unterirdischen Versorgungstunneln nach oben.
    In der unteren rechten Ecke des Schirms war die Außentemperatur mit 25 Grad Celsius und als Ortszeit 17:21 h angegeben. »Willkommen in Hispaniola«, verkündeten die Kabinenlautsprecher. »Sie sind mit dem Rundflug 4A auf dem internationalen Flughafen Estime gelandet. Von hier aus werden Sie mit der Untergrundbahn zum Verkehrszentrum von Santo Domingo fahren. Ihr gesamtes Gepäck wird gerade aus der Maschine geholt und begleitet Sie automatisch zum Zentrum oder zu Ihrem bereits festgelegten Ziel. Für Einreisende gibt es keine Zollbestimmungen; nichts wird Ihr Vergnügen hinauszögern. Genießen Sie Ihren Aufenthalt im großzügigen Hispaniola.«
    Mary stand auf, sammelte ihre persönlichen Sachen ein und folgte drei müde aussehenden Männern in Langanzügen. Rund zweihundert Passagiere steuerten im Gänsemarsch langsam auf den hinteren Fahrstuhl zu.
    Ein paar Minuten später stieg sie im Verkehrszentrum in der Stadtmitte von Santo Domingo aus dem mit Blumenmustern geschmückten Inneren der Flughafenbahn. Alles war von tropischen Blumen bedeckt. Riesige schwarze Vasen, gefüllt mit unglaublichen Dschungeln von regenbogenbunter Vielfalt, säumten die Gehwege des Zentrums. Wasserfälle

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