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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ab: »Sperling. Geier. Adler. Habicht. Taube.«
    »Sperling«, sagte Goldsmith.
    »Nächste Gruppe. Boot, Dingi, Jacht, Tanker, Schiff, Segelboot.«
    »Segelboot.«
    »Die nächste. Leitstraße, Autobahn, Straße, Pfad, Wanderweg.«
    »Pfad.«
    »Die nächste. Bleistift. Füller. Schreiber. Schreibmaschine. Radiergummi.«
    Goldsmith lächelte. »Radiergummi.«
    »Hammer, Schraubenzieher, Schraubenschlüssel, Messer, Meißel, Nagel.«
    »Nagel«, sagte Goldsmith.
    »Die nächste. Admiral, Captain, Corporal, König, Bube, Lieutenant.«
    Pause, drei Sekunden. »Corporal.«
    »Letzte Gruppe. Lunch, Dinner, Jagd, Landwirtschaft, Frühstück, Überfall.«
    »Überfall.«
    Erwin legte seine Tafel beiseite. »In Ordnung. Wer sind Sie, Mr. Goldsmith?«
    »Pardon?«
    Erwin wiederholte seine Frage nicht. Sie beobachteten Goldsmith geduldig. Er wandte sich ab. »Ich bin kein Bauer«, sagte er. »Und ich bin kein Admiral.«
    »Sind Sie ein Schriftsteller?« fragte Margery.
    Goldsmith drehte sich auf dem Bett um, als suche er die Kamera. »Was ist das?« fragte er leise.
    »Sind Sie ein Schriftsteller?«
    »Natürlich bin ich ein Schriftsteller.«
    »Danke. Wir machen jetzt eine Pause fürs Abendessen.«
    »Moment«, sagte Goldsmith. »Wollen Sie damit vielleicht andeuten, daß ich kein Schriftsteller bin?« Ein eigenartiges Lächeln. Nicht zornig; stumpf.
    »Wir wollen gar nichts andeuten, Mr. Goldsmith. Bloß ein paar Worte und Fragen.«
    »Natürlich bin ich ein Schriftsteller. Ein Admiral bin ich jedenfalls nicht, das ist mal klar.«
    »Vielen Dank. Wenn es Ihnen recht ist, kommen wir nach dem Abendessen zurück und stellen Ihnen noch ein paar Fragen.«
    »Sie sind sehr höflich«, sagte Goldsmith.
    Martin schaltete den Bildschirm ab. Einen Moment später kamen Lascal, Margery und Erwin in den Beobachtungsraum. Lascal schüttelte zweifelnd den Kopf. »Was ist?« fragte Martin.
    »Ich weiß nicht, was diese Fragen bedeuten sollen«, sagte Lascal, »aber er hat sie nicht alle umfassend beantwortet.«
    »Ja?«
    »Ich habe alle seine Bücher gelesen. Er hat die Frage nach angenehmen Orten, an die er denkt – über die er nachsinnt –, nicht beantwortet. Jedenfalls nicht vollständig.«
    »Was hat er ausgelassen?«
    »Vor ungefähr fünf Jahren hat er in einem Brief an Colonel Sir John Yardley einen Ort beschrieben, von dem er geträumt hatte, einen Ort, der ihm wie das Paradies vorkam. Ich kann ihn nicht wörtlich zitieren, aber er sagte, er würde oft daran denken, wenn er aufgeregt sei. Er nannte ihn Guinée, und er schrieb, er sähe ein bißchen wie Hispaniola und ein bißchen wie Afrika aus, ein Ort, wohin kein Weißer je einen Fuß gesetzt hätte und wo Schwarze frei und unschuldig lebten.«
    »Wir können die Stelle finden«, sagte Carol. »Warum sollte er uns das verschweigen?«
    Martin gab Margery ein Zeichen, ihm ihre Tafel zu geben. »Stellt ihm in der nächsten Runde diese Fragen«, sagte er und tippte flink etwas ein.
    Sie nahmen das Abendessen in der Cafeteria im ersten Stock ein, wobei sie ein älteres Modell einer Nanonahrungsmaschine benutzten. Der Input war ein bißchen abgestanden, und das Ergebnis füllte den Magen, schmeckte aber nicht. Lascal machte eine Bemerkung über den mangelnden Komfort, aber niemand beachtete ihn. Die Sondierung hatte begonnen; das Gespräch drehte sich nur um den Patienten.
    »Eindeutig affektarm«, sagte Margery. »Als ob man ihn abgeschaltet hätte. Er ist nett und will keinen Ärger machen.«
    »Affektarmut kann eine Maske sein«, bemerkte Carol, die sich in den letzten Stunden damit begnügt hatte, schweigend dazusitzen und sich zahlreiche Notizen zu machen. »Er könnte voll integriert sein – alle Agenten miteinander im Gespräch –, aber sich für eine demütige Haltung entschieden haben. Immerhin ist er nicht psychotisch; soviel wissen wir.«
    »Er ist nicht offen psychotisch«, sagte Martin. »Er weiß, daß er etwas sehr Verwerfliches getan hat. Es wäre nahezu unmöglich für ihn, sich unmaskiert zu zeigen. Aber ich stimme Margery zu. Die Affektarmut scheint echt zu sein.«
    »Wir haben mehrere interessante Pausen«, betonte Erwin. »Als wir nach angenehmen Bildern fragten, eine lange Pause…«
    »Das könnte mit Mr. Lascals Beobachtung zusammenhängen«, meinte Carol.
    »Und als wir fragten, wer die Kontrolle hat. Das könnte auf eine Spaltung von Routinen hindeuten. Vielleicht sogar auf eine Separation von Nebenpersönlichkeiten.«
    Martin zuckte die Achseln. »Die

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