Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
sei.«
    Martin machte sich eine Notiz: Früher Zugang zu Persönlichkeitsformungsebenen durch Projektion.
    »Haben Sie wiederkehrende Träume?« fragte Erwin.
    »Sie meinen, den gleichen Traum?«
    »Ja.«
    »Nein. Meine Träume sind gewöhnlich verschieden.«
    »Was meinen Sie mit >gewöhnlich    »Es gibt Orte, an die ich zurückkehre. Es sind nicht immer genau die gleichen, aber ich erkenne sie wieder.«
    »Können Sie mir einen dieser Orte beschreiben?«
    »Einer ist ein großes Einkaufszentrum, so ein überdachtes, wie es sie früher mal gab. Manchmal träume ich, daß ich in all die Läden gehe. Die Läden sind immer anders, und die Farben auch, aber… es ist das gleiche.«
    »Noch andere Orte, die in Ihren Träumen immer wieder vorkommen?«
    »Mehrere. Ich träume davon, in meine Straße in Brooklyn zurückzukehren. Ich komme nie ganz dort an. Na ja, das stimmt nicht. Vor langer Zeit bin ich mal dort angekommen. Meistens gehe ich nur und komme nie ganz hin. Ich verirre mich in der U-Bahn oder in den Straßen, oder ich werde gejagt.«
    Martin juckte es in den Fingern, sich einzumischen und Goldsmith zu fragen, was er gesehen hatte, als er zu seinem alten Haus zurückgekehrt war, und was oder wer ihn jagte, aber das würde die Prozedur durchbrechen. Seine Finger tanzten förmlich über die Tastatur der Tafel und machten Notizen.
    »Haben Sie eine Vision oder ein Bild, das Sie benutzen, um sich zu beruhigen, wenn Sie aufgeregt sind?« fragte Margery.
    Goldsmith machte eine Pause. Die Pause dauerte mehrere Sekunden. Martin notierte sich die Zeit genau. »Ja. Es ist Sonnenuntergang, und in San Francisco fällt Schnee. Der Schnee ist golden. Der ganze Himmel scheint von einem warmem Gold zu sein, und kein Wind regt sich. Der Schnee fällt einfach.« Er ließ seine Hand mit einem langsamen, trägen Wackeln sinken.
    »Haben Sie das jemals gesehen?«
    »Oh ja. Es ist eine Erinnerung, das habe ich mir nicht ausgedacht. Ich war in San Francisco und besuchte eine Freundin. Wir hatten uns gerade getrennt. Ihr Name war Geraldine. Na ja, so habe ich sie später genannt. Egal. Ich habe ihr Haus in der alten Innenstadt verlassen und stand auf der Straße. In diesem Jahr hat es geschneit. Es kam mir so unglaublich friedlich vor.« Eine Pause von zehn Sekunden. Goldsmiths Blick verschwamm. Schließlich sagte er: »Ich denke immer noch daran.«
    »Träumen Sie manchmal von Leuten, die Sie nicht leiden können, die Sie schlecht behandelt haben oder die Sie für Ihre Feinde halten?«
    Pause. Seine Lippen arbeiteten stetig, als ob er etwas kaute oder zwei Dinge zugleich sagen wollte. »Nein. Ich habe keine Feinde.«
    »Können Sie Ihren schlimmsten Alptraum schildern, als sie dreizehn Jahre oder jünger waren?«
    »Ein schrecklicher Alptraum. Ich träumte, ich hätte einen Bruder und er versuchte, mich umzubringen. Er war wie ein Affe angezogen und wollte mich mit einer langen Peitsche erdrosseln. Ich wachte laut schreiend auf.«
    »Wie oft träumen Sie von Sex?« fragte Margery.
    Goldsmith lachte leise in sich hinein. Schüttelte den Kopf. »Nicht oft.«
    »Finden Sie viel Inspiration in Ihren Träumen? Für Ihre Gedichte oder andere schriftstellerische Arbeiten, meine ich«, fuhr Margery fort.
    »Nicht sehr oft.«
    »Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, von sich selbst isoliert zu sein, so als ob Sie die Kontrolle über sich verloren hätten?« Das war wieder Erwin.
    Goldsmith senkte den Kopf. Eine lange Pause. Fünfzehn Sekunden. Er schluckte immer wieder und preßte die Handflächen zwischen den Knien zusammen. »Ich habe mich immer unter Kontrolle.«
    »Haben Sie Träume, in denen Sie nicht die Kontrolle haben, in denen Sie jemand anders zwingt, Dinge zu tun, die Sie nicht tun wollen?«
    »Nein.«
    »Was sehen Sie, wenn Sie jetzt die Augen schließen?« fragte Margery.
    »Soll ich die Augen zumachen?«
    »Ja, bitte.«
    Goldsmith schloß die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Einen leeren Raum«, sagte er.
    Martin wandte sich vom Bildschirm ab und sagte zu Karl und David: »Ich habe sie gebeten, ihm ein paar Orientierungsfragen zu stellen. Ich glaube, die kommen als nächste dran.«
    »Wir möchten Sie jetzt bitten, Ihr Lieblingswort aus einigen Wortgruppen auszuwählen«, sagte Erwin im Patientenzimmer.
    »Das kommt mir alles sehr primitiv vor«, kommentierte Goldsmith.
    »Darf ich Ihnen die Gruppen vorlesen, und Sie suchen sich ein Wort aus, das Ihnen gefällt?«
    »Das beste Wort. Okay.«
    Erwin las von seiner Tafel

Weitere Kostenlose Bücher