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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dem Tag nach den Morden auf den Fersen. Meine Quellen sagen, er steht ganz oben auf ihrer Liste. Sie wollen ihn sich schnappen, bevor ihn das PD findet. Sie wissen nicht, wo er ist, aber ich traue nicht allen Leuten, mit denen ich zusammenarbeiten mußte, um die Vorbereitungen hierfür zu treffen. Die Selektoren haben in letzter Zeit mit recht eindrucksvollen Geldbeträgen herumgewedelt. Sie werden wahrscheinlich nicht mehr als vier Tage brauchen, um herauszukriegen, daß wir ihn haben und wo er ist. Wir können uns nicht ans PD wenden und um Hilfe bitten, soviel ist klar. Nun, wenn es sein muß, können unsere Sicherheitsleute die Selektoren von hier fernhalten, aber ich bezweifle, daß eine Belagerung die Sache hier einfacher machen würde.«
    »In drei Tagen sind wir fertig«, sagte Martin.
    »Gut.«
    »Übergeben Sie ihn dann dem PD?«
    Albigoni nickte. »Wir werden es so arrangieren, daß er von PDs abgefangen wird.« Sein Gesicht war angespannt und blutleer. »Im Moment suchen sie ihn auf Hispaniola. Wir wissen nicht genau, warum.«
    Martin sah die anderen in dem Raum an. »Wir sind soweit. Geben Sie uns das Startzeichen, Mr. Albigoni.«
    Albigoni machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Sagen Sie uns, daß wir anfangen sollen. Sie sind hier der Boss.«
    Albigoni schüttelte den Kopf und hob dann die Hand. »An die Arbeit«, sagte er.
    Lascal schlug vor, daß er sich hinlegen sollte. »Sie sehen sehr müde aus, Sir.«
    Albigoni ging zur Tür hinaus. Auf dem Weg über den Flur hörten sie ihn sagen: »Ich komme aus dem Schock heraus, Paul. Gott helfe mir. Jetzt wird’s mir allmählich erst so richtig klar.«
    Martin schloß die Tür, hob seine Armbanduhr hoch und tippte darauf. »Es ist vier Uhr. Wir können Goldsmith eine Stunde befragen, eine Pause machen und etwas essen und dann am Abend weitermachen.«
    Goldsmith machte im Patientenzimmer langsame Gymnastikübungen. Rumpfbeugen und Drehungen, Beinhübe, Hände an die Zehen. Lascal klopfte an seine Tür. Goldsmith sagte »Herein«, setzte sich aufs Bett und rieb sich die Knie. Hinter Lascal kamen Margery und Erwin in zeitlosen weißen Laborkitteln, unfehlbaren Stimulanzien zur Beruhigung der Patienten. »Wir würden gern anfangen, Mr. Goldsmith«, sagte Margery.
    Goldsmith nickte jedem von ihnen zu und gab allen außer Lascal die Hand. »Ich bin bereit«, sagte er.
    David, Karl, Carol und Martin saßen vor dem Bildschirm im Beobachtungsraum. Martins Augen verengten sich. Etwas fehlte. »Wieso ist er nicht nervös?« murmelte er.
    »Er hat nichts zu verlieren«, meinte David. »Oder vielleicht schämt er sich auch.«
    Im Patientenzimmer setzte sich Margery auf einen der drei Stühle. Erwin nahm neben ihr Platz, aber Lascal blieb stehen.
    »Sie müssen nicht hierbleiben, wenn Sie nicht wollen, Paul«, sagte Goldsmith sanft. »Ich glaube, ich bin in guten Händen.«
    »Mr. Albigoni möchte, daß ich alles beobachte.«
    »Ist mir auch recht«, sagte Goldsmith.
    Margery begann. »Zuerst werden wir Ihnen eine Reihe von Fragen stellen. Antworten Sie so wahrheitsgemäß wie möglich. Wenn es Ihnen zu peinlich ist oder wenn Sie zu aufgeregt sind, um zu antworten, sagen Sie es uns einfach. Wir werden Sie nicht zwingen, irgend etwas zu beantworten.«
    »In Ordnung.«
    Margery hob ihre Tafel. »Wie war der Name Ihres Vaters?«
    »Terence Reilly Goldsmith.«
    »Und der Name Ihrer Mutter?«
    Martin beobachtet die Zeitangabe links unten auf dem Bildschirm.
    »Maryland Louise Richaud. Maryland, wie der Staat. R-I-C-H-A-U-D. Ihr Mädchenname. Sie hat ihn behalten.«
    »Hatten Sie Brüder oder Schwestern?«
    »Tom weiß das alles«, bemerkte Goldsmith. »Hat er es Ihnen nicht gesagt?«
    »Das gehört zur Prozedur.«
    »Keine Brüder. Ich hätte zwar eine Schwester gehabt, aber sie kam tot zur Welt, als ich fünfzehn war. Ein ärztlicher Kunstfehler, glaube ich. Ich war ein Einzelkind.«
    »Erinnern Sie sich an Ihre Geburt?«
    Goldsmith schüttelte den Kopf.
    Jetzt stellte Erwin eine Frage. »Haben Sie jemals ein Gespenst gesehen, Mr. Goldsmith?«
    »Dauernd, als ich zehn war. Aber ich versuche natürlich nicht, andere davon zu überzeugen.«
    »Haben Sie das Gespenst erkannt?«
    »Nein. Es war ein kleiner Junge, jünger als ich.«
    »Haben Sie einen Bruder oder eine Schwester vermißt?«
    »Ja. Ich erfand mir Freunde. Ich erfand einen imaginären Bruder, der mit mir spielte, bis Mama mir erklärte, das sei krankhaft und ich würde mich benehmen, als ob ich nicht ganz dicht

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