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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die in einer Mikroelektrode endeten, oder mittels radioaktiv markierter Substanzen – was beides für die Dauer von Stunden, die man zur Erkundung der Landschaft braucht, nicht funktionieren würde. Aber winzige Proschinen, die im Innern eines Axons oder Neurons bzw. ganz in dessen Nähe sitzen und den Zustand des Neurons messen können, indem sie ein markiertes Signal durch mikroskopische >lebende< Leitungen an hochempfindliche äußere Empfänger senden… Ich hatte meine Lösung. Die erforderlichen Proschinen zu entwerfen und zu bauen war kein so großes Problem, wie ich erwartet hatte; die ersten, die ich einsetzte, waren nanotherapeutische Zustandsaufzeichnungseinheiten, winzige Sensoren, die die Aktivität chirurgischer Proschinen überwachten und praktisch alles taten, was ich von ihnen verlangte. In therapeutischen Zentren gab es sie damals bereits seit fünf Jahren.
    – Martin Burke, Die Landschaft des Geistes
(2043-2044)
     
39
     
    »Goldsmith hat ein spätes Mittagessen eingenommen«, erklärte Lascal. »Er sagt, er ist bereit.«
    Martin warf Carol und seinen vier Assistenten, die im Beobachtungsraum saßen, einen Blick zu. »Wir teilen unsere Gruppe in drei Teams. Ein Team wird die Landschaft nicht betreten; es kann sich mit Goldsmith treffen, ihn befragen und eine Beziehung herstellen. Erwin, Margery, ihr beide seid dieses Team. Ihr stellt ihm Fragen, kümmert euch im Hörsaal um ihn und sorgt dafür, daß er ruhig bleibt.« Er seufzte. »Ich bin immer noch nicht glücklich mit dieser Ferndiagnose. Ich möchte selbst ein bißchen Hintergrundarbeit machen.«
    Margery Underhill war sechsundzwanzig; sie hatte eine kräftige Figur, lange blonde Haare und ein breites, hübsches Gesicht. Erwin Smith war genauso alt wie Underhill, aber mittelgroß, kräftig und schlank, mit feinem mausbraunem Haar und einem ständig fragenden Gesichtsausdruck.
    Ihre Kollegen Karl Anderson und David Wilson warteten geduldig auf ihre Anweisungen. Karl war der jüngste, fünfundzwanzig, groß und sehr dünn, mit einer nach vorn gekämmten Welle tintenschwarzer Haare. David war ein schläfrig dreinschauender Mann von dreißig Jahren mit schwammigem Gesicht, dessen Haare sich allmählich lichteten.
    Martin musterte sie kritisch, konnte jedoch keinen anderen Fehler bei ihnen finden als bei sich selbst. Was hatte Albigoni ihnen versprochen? Jetzt war sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt, diese Frage zu stellen. »Karl, David, ihr seid das zweite Team. Ihr behaltet die Interfaces und die Elektronik ständig im Auge. Im Notfall werdet ihr Carol und mich ersetzen – oder in die Landschaft gehen und uns herausholen.
    Wir haben keinen Puffer und können ihn auch nicht ersetzen; es wird also keinerlei Zeitverschiebung geben. Wir werden total in Goldsmith eintauchen.«
    Albigoni kam in den Beobachtungsraum. Er sah erschöpft und ganz verloren aus. Martin gab ihm ein Zeichen, neben ihm Platz zu nehmen. Albigoni nickte dankbar, setzte sich und verschränkte die Hände vor dem Bauch.
    »Wir werden gleich anfangen, Goldsmith zu befragen«, sagte Martin. »Margery und Erwin werden ihm ein paar Fragen stellen, die uns Hinweise auf das Wesen und die Struktur seiner Landschaft geben sollen.« Martin reichte Albigoni die fünfseitige Liste. »Das Erkundungsteam wird zuhören und zuschauen. Ich nenne das Grobkartierung. Wenn das geschehen ist, werden Carol und ich als reine Beobachter hineingehen, ohne Interaktion. Wir wollen sehen, ob wir die grobe Karte mit unseren Beobachtungen zur Deckung bringen können. Dann – morgen am späteren Tag oder übermorgen – werden wir einen kurzen interaktiven Eintritt durchführen. Wenn das gutgeht, machen wir eine Pause, diskutieren unseren Plan, erholen uns eine Weile und beginnen dann mit der kompletten Triplex-Sondie-rung. Die sollte nicht mehr als zwei Stunden dauern. Falls sie doch mehr Zeit in Anspruch nimmt, nun… Wir sollten die Sondierung auf jeden Fall zu Ende führen. Carol, was war die maximale Zeit, die irgendwer jemals in der Landschaft verbracht hat?«
    »Ich habe dreieinhalb Stunden in der Maschinenlandschaft von Jill verbracht«, antwortete Carol.
    »Und bei Menschen?« fragte Martin ein wenig verärgert. Er fand immer noch nicht, daß sich das vergleichen ließ.
    »Zwei Stunden und zehn Minuten. Du und Charles Davis, in Zusammenarbeit mit Dr. Creeling.«
    Martin nickte. »Das dachte ich mir.«
    Albigoni hob die Hand wie ein Schüler in der Klasse. »Die Selektoren sind Goldsmith seit

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