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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hob die Hände, unfähig, das zu erklären.
    »Haben Sie einen Bruder oder eine Schwester?«
    Goldsmith schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Einzelkind.«
    »War Ihr Vater weiß?«
    Goldsmith antwortete einen Moment lang nicht, dann wandte er sich wie in gespieltem Ärger ab. »Nein«, sagte er mit gekräuselten Lippen. »Er war nicht weiß.«
    Martin richtete sich zu seiner vollen Größe auf, warf Margery einen Blick zu und merkte, daß er nicht weitermachen konnte. »Danke, Mr. Goldsmith«, sagte er. Er machte kehrt, um das Zimmer zu verlassen, und wäre dabei fast in Lascal hineingelaufen. Goldsmith stand abrupt auf und packte ihn am Ärmel. »Ist das alles?« fragte er, und zum erstenmal, seit er unter Beobachtung stand, war ihm anzumerken, daß er wütend war.
    »Tut mir leid.« Martin riß seinen Arm los. »Wir hatten eine Menge Schwierigkeiten.«
    »Ich dachte, jemand würde mir erklären, was mit mir los ist«, sagte Goldsmith. »Können Sie’s mir nicht erklären?«
    »Nein«, sagte Martin. »Noch nicht.«
    »Dann war alles umsonst. Mein Gott. Ich hätte mich dem PD stellen sollen. Keiner von Ihnen weiß, was mit mir passiert ist?«
    »Vielleicht hätten Sie sich stellen sollen. Nein. Da gibt es kein Vielleicht. Genau das hätten Sie tun sollen.« Martin zitterte jetzt heftig. »Wer sind Sie? Ist da noch jemand in Ihrem Innern, der echt ist?«
    Goldsmith bog den Oberkörper zurück und hielt den Kopf wie eine aufgeschreckte Kobra. »Sie sind ja noch verrückter als ich«, sagte er leise. »Meine Güte. Tom hat mich einem Irren anvertraut.«
    Martin schüttelte Lascals Hand auf seiner Schulter ab. »Sie sind nicht mal lebendig«, flüsterte er rauh und mit gebleckten Zähnen. »Emanuel Goldsmith ist tot.«
    »Schafft diesen Flunzkopf hier raus«, fauchte Goldsmith. Er streckte den Arm aus, wobei er Lascal nur knapp verfehlte. Lascal blieb an der Tür stehen, als Margery und Martin hinausgingen, und folgte ihnen dann.
    Margery befahl der Tür, sich zu verriegeln. Sie hörten Goldsmith drinnen fluchen. Jedes explosive, gedämpfte Wort steigerte Martins Zorn und Scham. Er wandte sich erst an Margery, dann an Lascal. Er hatte einen vagen Eindruck von blutigem Rauch, konnte das Feuer und den kupfernen, saftigen Gestank von Blut riechen. Hinter dem Rauch wurde die Kinderzeichnung eines gehörnten Dämons sichtbar, die ihn und alles übrige mit dem körperlosen Humor einer unzerstörbaren, unberührbaren Fiktion auslachte.
    Die Worte wollten nicht kommen. Er drehte sich zur anderen Wand um und hämmerte mit den Fäusten stöhnend auf sie ein. Lascal und Margery standen daneben. Ihre Gesichter waren bleich.
    Martin zog die Hände zurück, öffnete die Fäuste, richtete sich auf und strich seine Jacke glatt. »Tut mir leid«, murmelte er.
    »Mr. Albigoni erwartet Ihren Bericht«, sagte Lascal. Er sah ihn aufmerksam, aber mitfühlend an. »Tut mir leid, daß es nicht so gut gelaufen ist. Ist Carol Neuman schon wieder zu sich gekommen?«
    »Nein.« Martin sah zu Boden, um sein Gleichgewicht wiederzugewinnen. »Wir wissen nicht, was mit ihr ist.«
    »Mr. Albigoni wird das erfahren müssen«, sagte Lascal. »Wir werden veranlassen, daß sie behandelt wird, falls es nötig ist…«
    »Ich wüßte nicht, wie sie jemand behandeln könnte, nach dem, was passiert ist.« Er starrte Lascal an. Sein Mund arbeitete krampfhaft. »Es war ein gottverdammtes Desaster.«
    »Haben Sie irgend etwas herausgefunden, Dr. Burke?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann nicht glauben, daß Goldsmith uns die Wahrheit sagt – nicht nach dem, was wir erlebt haben. Vielleicht kann uns Albigoni ein paar Anhaltspunkte geben.«
    »Dann sollten wir jetzt zu ihm gehen und mit ihm reden«, sagte Lascal.
    In der Galerie mit dem Fenster zum Hörsaal saß Albigoni auf einem drehbaren Lehnstuhl und schaute durch das klare Glas auf die Geräte, Tische und Vorhänge hinunter. Er sah aus, als hätte er sich schon seit Stunden nicht mehr bewegt. Lascal ging als erster hinein und stellte kompakte Geräte für eine Vidaufzeichnung auf.
    Martin nahm auf dem Stuhl neben Albigoni Platz. Margery und Erwin setzten sich in die Reihe dahinter. Martin hatte beschlossen, daß David und Karl nicht benötigt wurden.
    »Ich habe das mit Carol Neuman gehört«, sagte Albigoni und klopfte mit der offenen Hand auf seine Armlehne. »Ich werde alles Erdenkliche tun, was ihr helfen könnte, wieder zu sich zu kommen. Sie brauchen es bloß zu sagen. Sie haben meine volle Unterstützung,

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