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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schlang die Arme um seinen Körper und erschauerte.
    Martin hatte keinem etwas davon erzählt, was in der Landschaft geschehen war. Er wußte es selbst kaum. Dies war der erste Moment, seit er aus der Landschaft herausgekommen war, daß er Gelegenheit zur Selbstbeobachtung hatte. Als er in sich hineinschaute, konnte er außer seiner Erschöpfung und seinem tiefen Schuldbewußtsein nichts Ungewöhnliches fühlen.
    Seemöwen kurvten krächzend über den frisch gemähten Rasen. Martin bückte sich und strich mit den Fingern über das Gras. Kalt und ein bißchen stachelig. Real.
    Aber einem Teil von ihm fiel es immer noch schwer zu glauben, daß er wach und nicht mehr in der Landschaft war. Er hatte Angst, es könnte sich jeden Moment als Täuschung erweisen und Sir – der Name kam ihm zweifelhaft und unpassend vor, als ob er ihn nicht richtig gehört hätte – Sir oder was auch immer würde vor ihm erscheinen, ein tot aussehendes Unding, und ihn in eine weitere Scheußlichkeit hineinjagen.
    Carol hatte gesagt, sie sei vergewaltigt worden.
    Jetzt wußte er, wie sie sich gefühlt hatte; wie sie sich vielleicht immer noch fühlte. Wenn sie bei der Sondierung am Ende in ihre eigene Landschaft geschleudert worden war, auf eine Ebene der mentalen Aktivität, die unterhalb der Reizschwelle ihrer Detektoren lag, dann würde der Horror für sie vielleicht nie mehr aufhören. Sie konnte in einer Tretmühle gefangen sein und bis in alle Ewigkeit durch tief sitzende mentale Inhalte kreisen, die von Sir auf perverse Weise verdreht worden waren.
    Herr der Manege.
    Der Ausdruck tauchte in seinem Geist auf, als ob ihn jemand anders ausgesprochen hätte.
    »Gott sei mir gnädig«, flüsterte er und stand auf.
    Martin kehrte ins Gebäude zurück. Als erstes würde er sich Goldsmith vornehmen. Das würde allen Mut und die ganze Beherrschung erfordern, die er aufbieten konnte.
    Er zog sich im Waschraum seines Büros um und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel. Er musterte aufmerksam seine Gesichtszüge und stellte fest, daß alles unverändert an seinem Platz war. Als er herauskam, wartete Margery im Büro auf ihn.
    »Irgendeine Veränderung?« fragte er mit heiserer Stimme.
    Sie schüttelte den Kopf. »Was ist passiert, Dr. Burke? Können Sie es uns sagen? Wir haben den Eindruck, daß wir dafür verantwortlich sind. Wir fühlen uns schrecklich…«
    Er tätschelte ihr die Schulter mit einer Väterlichkeit, die er nicht empfand, und knirschte dabei mit den Zähnen. Sie konnten es nicht gewußt haben. Erwin hatte bereits erklärt, wieso sie Martin und Carol nicht eher herausgeholt hatten, aber wegen Carol gestattete er sich eine irrationale, heimliche Wut auf das Team.
    »Gehen wir Goldsmith besuchen.«
    Der Patient saß im Erholungsraum zwei und las scheinbar unberührt in seinem Koran. Martin trat als erster ein, gefolgt von Lascal. Goldsmith schaute auf. Seine Augen weiteten sich, als er Martin sah; einen Augenblick lang wurde die höfliche Maske von einem Ausdruck des Wiedererkennens überlagert.
    Goldsmith stand auf, nickte Margery zu und hielt Martin die Hand hin. Martin zögerte, schüttelte sie flüchtig und ließ sie dann rasch wieder los.
    »Ich bin gespannt, was Sie herausgefunden haben, Doktor«, sagte Goldsmith.
    Martin hatte einige Schwierigkeiten beim Sprechen. »Es wird noch eine Weile dauern, bis wir das wissen«, brachte er heraus. Seine Hände ballten sich zu Fäusten; sie zitterten. »Ich muß… Ihnen ein paar wichtige Fragen stellen. Bitte antworten Sie wahrheitsgemäß.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Goldsmith.
    Versuchen. Was da in Goldsmith dominierte und herrschte, verstand nicht mehr von Wahrheit oder wissenschaftlicher Untersuchung als ein Krokodil. »Sind Sie als Kind jemals mißbraucht worden?« fragte Martin.
    »Nein, Sir.«
    Goldsmith setzte sich wieder hin, aber Martin blieb stehen. »Haben Sie Ihren Vater umgebracht?«
    Goldsmith sah ihn verblüfft an. Langsam, mit einer offenkundigen Anstrengung, höflich auf diese lächerliche Frage zu antworten, sagte er: »Nein, das habe ich nicht getan.«
    Martin fröstelte erneut. »Sie haben Ihre Opfer mit einem sehr großen Bowiemesser getötet. Dieses Messer hat Ihrem Vater gehört, nicht wahr?«
    »Ja. Er hat es zu seinem Schutz dabeigehabt, wenn er in rauheren Ecken der Stadt unterwegs war. Mein Vater war ein knallharter Bursche.«
    »In den Unterlagen, die ich gesehen habe, steht, daß Ihr Vater ein mittelständischer Geschäftsmann war.«
    Goldsmith

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