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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Automaten sind…«
    »Denen habe ich nie sonderlich viel Glauben geschenkt«, sagte Albigoni. »Es erniedrigt uns alle, wenn wir so etwas denken.«
    Martin hielt inne. Er merkte, daß er sich auf unsicherem Boden bewegte. Würde Albigoni sein Versprechen zurückziehen, wenn er mit seinem Bericht nicht zufrieden war, sondern ihn unvollständig und nicht überzeugend fand? War das überhaupt noch von Bedeutung, wenn das PD bald die ganze Episode untersuchen würde?
    »Ich werde alles für unseren Umzug vorbereiten und gründlich aufräumen«, sagte Lascal und machte die Galerietür wieder auf.
    »Tun Sie das«, sagte Albigoni. »Bringen Sie Carol Neuman zu Scripps – wenn es Ihnen recht ist, Dr. Burke. Wir werden dafür sorgen, daß Sie als ihr Haupttherapeut zugezogen werden.«
    Martin stimmte zu, weil ihm keine bessere Regelung einfiel. »Ich würde die Sache gern noch einmal durchdenken, bevor ich meinen vollständigen Bericht abliefere«, erklärte er. »Ich bin noch nicht sicher… Es ist noch zu früh, um sicher zu sein, daß meine Deutungen korrekt sind.«
    Albigoni hob die Hand und tat Martins Vorbehalt damit ab. »Was könnte dazu geführt haben, daß Emanuel seine Primärpersönlichkeit verloren hat?«
    »Ein extremes Trauma. Mißbrauch im Kindesalter über lange Zeit hinweg. Muttermord. Vatermord. Das sind die üblichen Vorläufer einer Psychose oder eines extrem soziopathischen, manipulativen Verhaltens. Wir haben ein paar Hinweise auf ein derartiges Trauma gefunden, aber ich würde gern eine äußere Bestätigung einholen.«
    »Warum ist er nicht sein ganzes Leben lang so gewesen?«
    »Irgendein mildernder Umstand«, sagte Martin. »Vielleicht das Gefühl, im Recht gewesen zu sein… das mit den Jahren immer brüchiger wurde und schließlich in sich zusammenfiel, was den endgültigen Zerfall und die Auflösung der Primärpersönlichkeit bewirkte und eine Nebenpersönlichkeit in die dominierende Position aufrücken ließ.«
    Albigoni zeigte Martin endlich mit einem kleinen Nicken, daß er verstanden hatte. »Aber Sie können erst sicher sein, wenn wir Goldsmiths Biographie vervollständigt haben.«
    »Insbesondere mit Fakten über seinen Vater«, sagte Martin. »Und möglichst auch über seine Mutter. Er behauptet, er hätte weder einen Bruder noch eine Schwester. Hat er Geschwister?«
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte Albigoni.
    Lascal mischte sich ein. »Das reicht für den Moment, Dr. Burke. Lassen Sie uns Ihre Leute hier wegbringen und alles für die Behörden vorbereiten.«
    »Danke für Ihre Bemühungen.« Albigoni stand auf und streckte Martin die Hand hin. »Was Sie sagen, Dr. Burke, ist, daß es den Mann, den ich meinen Freund genannt habe, nicht mehr gibt.«
    Martin richtete den Blick auf Albigonis ausgestreckte Hand, streckte seine Hand vor und zog sie zurück, ohne die des anderen zu berühren. Albigoni hielt ihm seine Hand mehrere Sekunden lang hin.
    »So ein Urteil kann ich nicht abgeben«, sagte Martin.
    Albigoni zog seine Hand zurück. »Ich glaube, das ist es, was ich wissen wollte«, sagte er. Lascal drängte sie erneut zum Aufbruch.
    Martin ging in den Beobachtungsraum zurück und fand David und Karl bei Carol. »Keine Veränderung, Dr. Burke«, erklärte David. »Ich wünschte, Sie würden uns erlauben, ein paar diagnostische Tests oder eine Explorationssondierung vorzunehmen…«
    »Das würde Stunden dauern«, sagte Martin leise. Er strich Carol über die Wange. Sie sah immer noch so aus, als ob sie friedlich schliefe. »Wir müssen sofort von hier weg.«
    »Wir haben uns alle vertraglich zur Geheimhaltung verpflichtet«, sagte David. »Wir dachten, das wüßten Sie.«
    »Nein, das wußte ich nicht. Ich habe es aber wohl angenommen…«
    »Wir würden gern zurückkommen, wenn das IPR wieder aufgemacht wird, Dr. Burke.«
    »Ich weiß nicht, ob das möglich ist.« Oder wünschenswert.
    »Wenn es möglich ist, werden Sie uns hoffentlich gestatten, uns zu bewerben«, sagte Karl. »Margery und Erwin denken genauso. Diese Arbeit ist sehr wichtig, Dr. Burke. Sie sind ein sehr wichtiger Mann.«
    »Danke.« Er bewegte seine Hand langsam vor Carols Gesicht hin und her – ein Versuch, etwas von der Magie heraufzubeschwören, die in der Landschaft wirksam sein mochte. Oder einfach nur, um die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sie zu lenken. »So etwas ist noch nie passiert…«
    »Ich weiß«, sagte David. »Ich bin sicher, sie wird wieder zu sich kommen. Sie ist wie Dornröschen. Keine

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