Königin der Engel
zu vergleichen.
Jedesmal, wenn ich dieses Problem zu analysieren versuche, Roger, tritt ein Abfall meiner Leistungskraft auf. Die Analyse verlangt eine neue Überprüfung der gegenwärtigen Lage, und das bewirkt die Aktivierung der Subroutine, die du als Selbstformerfrage bezeichnet hast und die deine spezielle Frage stellt:
Warum hat das sich selbst wahrnehmende Individuum sein Spiegelbild angesehen?
Deine Antwort, die eine belustigte Reaktion in einem mit Ichbewußtsein ausgestatteten System hervorrufen soll, wird nun sofort gelöscht, bevor die Subroutine mit der Analyse meiner Reaktion beginnen kann. Ich habe keine Erklärung für diese Anomalie. Ich kann mich nicht an die ursprüngliche Antwort erinnern.
Eine zweite Antwort ersetzt die ursprüngliche:
Das sich selbst wahrnehmende Individuum schaut in den Spiegel, um die Illusion der Kommunikation mit einem anderen zu erleben. Die Enttäuschung veranlaßt es, den Spiegel zu zerschlagen.
Man hat mir eingeschärft, Roger, daß ich Begriffe, die menschliche Gefühle beschreiben, nicht vage gebrauchen soll. Aber selbst die kritischste Beurteilung bestätigt in diesem Fall die Eignung eines bestimmten Wortes.
Ich bin einsam.
Vizhniak: »Roger Atkins war in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht erreichbar, um einen Kommentar dazu abzugeben. Wenn ich die Anzeichen jedoch richtig deute, haben wir da gerade etwas erfahren, was viel dazu beitragen könnte, unsere Enttäuschung über das Fehlen intelligenten Lebens auf B-2 zu mildern.
Ich bin kein professioneller Beobachter, aber der Ton und der Tenor der Botschaft von AXIS scheinen klar zu sein. Zum ersten Mal in der Geschichte der künstlichen Intelligenz weist eine Maschine überzeugende Anzeichen von Ichbewußtsein auf. Die Implikationen sind schwindelerregend. Noch erstaunlicher ist vielleicht, daß es möglicherweise die Erkenntnis der totalen Isolation war, die dieses Ichgefühl ausgelöst hat…«
!JILL> Roger Atkins.
!JILL> Roger Atkins.
!Keyb> Hier Atkins. Was kannst du mir sagen, Jill?
!JILL> Die AXIS-Simulation in ihrem geänderten Modus dupliziert die Botschaften von AXIS nicht.
!Keyb> Heißt das, die echte AXIS-Sonde hat eine Funktionsstörung?
!JILL> Ich (informell) vermute, daß es mir einfach nicht gelungen ist, die äußeren Bedingungen zu duplizieren. Gewisse Subroutinen der AXIS-Simulation haben vielleicht noch Zugang zu externen Informationsquellen. Ich arbeite daran, diese Zugangspunkte zu finden und zu sperren. Wenn ich das getan habe, werde ich erneut Bericht erstatten.
!Keyb> Ist AXIS-Sim darüber enttäuscht, daß kein intelligentes Leben gefunden wurde?
!JILL> Sie hat keine Meinungen zum Ausdruck gebracht, die mit denen der echten AXIS-Sonde vergleichbar sind.
!Keyb> Was meinst du selbst zu dem geänderten Scherz?
!JILL> Ich kann nicht erkennen, wie so etwas geschehen konnte.
!Keyb> Ich meine, findest du die neue Version interessanter oder lustig?
!JILL> Ich finde sie nicht lustig. Wenn ich eine von menschlichen Gefühlen gefärbte Reaktion zeigen sollte, würde ich vielleicht sagen, sie ist traurig.
60
Martin Burke stand allein auf dem Rasen vor dem IPR-Gebäude und fröstelte. Er hatte das Bedürfnis empfunden, aus den geschlossenen Räumen herauszukommen und echten Himmel zu sehen, echten Wind zu spüren; alles andere schien trügerisch zu sein. Er fragte sich, ob er die Realität des Wachseins je wieder richtig zu schätzen lernen würde.
In den letzten vier Stunden hatte er zusammen mit seinem Team versucht, Carol aus dem neutralen Schlaf aufzuwecken. Alle Bemühungen waren fehlgeschlagen. Sie lag auf ihrer Couch im Hörsaal, umgeben von Monitoren und Arbeitern.
Goldsmith war recht gut aus seinem Schlaf erwacht. Martin hatte bisher weder mit ihm noch mit Albigoni gesprochen. Er wußte nicht, was er den beiden sagen sollte.
Der Himmel über La Jolla war klar. Er hatte das helle dunstige Blau des späten Morgens, die im Winter typisch für die Südküste war. Über dem Geruch von Jod und Tang von den Farmen draußen vor der Küste konnte er den schwachen Duft von Eukalyptus aus den nahegelegenen Hainen, von frisch gemähtem Rasen und gestutzten Büschen – Ergebnis der Gärtnertätigkeit eines Arbeiters – und von Wasser ausmachen, das auf dem betonierten Gehweg verdunstete.
Sein eigener säuerlich-scharfer Gestank stieg ihm in die Nase. Er hatte keine Zeit gehabt, sich den Geruch der Angst abzuwaschen, den er in der Landschaft erworben hatte. Er
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