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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Nadine höflich zu. »Danke, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
    »Gern geschehen«, sagte sie kleinlaut, wie eine Maus. Der Mann machte Richards Tür auf, verließ seine Wohnung und ging über den langen Balkon zur Treppe.
    »Ich gehe.« Nadine wirbelte plötzlich herum und lief los, um ihre paar Kleider Zahnbürste Handtasche aus dem Schlafzimmer und dem Badezimmer zu holen. »Unglaublich«, sagte sie. »Unglaublich. Du.«
    »Was ist mit mir?« fragte Richard, immer noch wie betäubt.
    »Die sind hinter dir her.«
    »Ich weiß nicht, warum!«
    »Du hast ihn in Schutz genommen! Du bist sein Freund! Herrgott, ich hätt’s wissen müssen. Jeder, der sich mit Goldsmith gut steht. Herrgott! Selektoren. Ich gehe.«
    Er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Noch nie in seinem Leben war er von einem Selektor aufgesucht worden, noch nie hatte er ihre Aufmerksamkeit erregt.
    »Geh zum PD«, sagte Nadine, während sie nach der Türklinke griff. Ihr Körper bog sich durch, als ob es sie beträchtliche Anstrengung kosten würde, die Tür zu öffnen. Die Tür schwang auf, und sie verlor einen Moment lang das Gleichgewicht, dann funkelte sie ihn an. »Geh zum PD oder tu sonstwas.«
    Elend und leise vor sich hinstöhnend ging Richard ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Er drehte sich von den länglichen Flecken getrockneter Samenflüssigkeit am Rand des Lakens weg, wo sich Nadine nach dem Liebesakt aufgesetzt hatte, und starrte zum erdbebenrissigen Putz der alten Decke hinauf. + Wie viele Menschen sind gestorben seit diese Decke oder das Holz eingebaut wurde wie viele Millionen haben schon wieder schrecklich gelitten seit wir heute nacht miteinander geschlafen haben Hunderte pro Minute überall auf der Welt bestraft sie alle.
    Er beruhigte sich, verlangsamte seinen jagenden Atem. Eine Hand packte das Laken. Er drehte den Kopf zur Seite, die Muskelstränge am Hals straff gespannt, verzog den Mund zu einem qualvollen Lächeln und setzte sich abrupt auf. Eine Faust schlug rhythmisch aufs Bett. Er sah sich in der Wohnung um stand auf verdrehte den Oberkörper warf den Kopf zurück hob die Fäuste schüttelte sie gegen die Decke miaute leise das Miauen wurde zu einem Heulen schwang die Arme herum stampfte mit dem Fuß auf kauerte sich zusammen Augen blau aus einer Maske blitzend Haare davor grau und strähnig er tanzte stapfte ums Bett herum hob die Fäuste stolperte und fiel aufs Bett zurück stand wieder auf verpaßte der Matratze mit dem nackten Fuß einen Tritt lief plötzlich mit seinen langen dünnen nackten Beinen stampfend in sein kleines Wohnzimmer heulte auf griff nach einer alten Vase voller verwelkter Blumen schwang sie herum schaumiges Wasser in einer silbernen Sichel glitzernd seine Finger ließen die Vase los sie wirbelte auf ihrer Längsachse parallel zum Fußboden durchs Wohnzimmer in die Küche traf die Schranktüren unter dem Waschbecken zerbrach braune vertrocknete Blumen breiteten sich in einem Klumpen auf dem Boden aus immer noch vom Hals der Vase umgeben.
    Richard wandte sich zum Schlafzimmer und beugte sich vor, lief und taumelte, bis er wieder auf dem Bett lag – Kreis geschlossen nichts erreicht außer der primitivsten nutzlosen Erleichterung. Er saugte seine Unzulänglichkeit und Hilflosigkeit in negativen Schluchzern wieder in sich hinein.
    Dann verstummte er, rollte sich mit plötzlicher, ruhiger Zielstrebigkeit herum und langte nach dem Griff der Nachttischschublade, zog sie auf und holte ein Notizbuch hervor. Er ließ sich zurücksinken, rollte sich erneut herum und tastete nach einem Stift, fand einen verstaubten hinter der Lampe, rollte den Staub auf dem Laken neben den getrockneten Flecken zu Kügelchen, dachte, daß sie farblich und von ihrer Bedeutung her ähnlich waren, und hievte sich auf die Kissen. Er schlug eine neue Seite im Notizbuch auf; die letzte Eintragung war zwei Jahre alt. Trockene, leere Seiten, trockene, leere Jahre, in denen er nichts geschrieben hatte.
    + Gar nicht erst denken nicht überlegen einfach losschreiben dies ist der Drang schreib einfach los.
    Er begann zu schreiben:
     
Das nagende Gefühl in meinem Kopf. Damit fing es an. Es endete in Blut und tranchiertem Fleisch, aber es begann mit einem Nagen, einem Traum, der Erkenntnis meiner Unzulänglichkeit.

Afrika leer zeig mir Mutter wie es zugeht in deinem
Neuen Land. Du hast eine Wüste aus knochentrockenem Sand geschaffen wo
Einst deine Kinder tanzten
Werden die helleren Völker der Erde
Vergnügen an

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