Königin der Engel
Nanotechnologie Signale von in die Haut eingepflanzten Schaltkreisen auf. Er ist so konstruiert, daß er Aktivitäten an dreiundzwanzig verschiedenen Stellen um das Ammonshorn und den Balken herum verfolgen kann.«
»Ja. Wenn wir in die Landschaft gehen. Er ist vielseitig und kann weitere Aufgaben in anderen Bereichen des Gehirns wahrnehmen.«
»Und die Versuchsperson wird dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen?« wollte Albigoni wissen.
»Keine Langzeitwirkungen. Das Nano zieht sich zur Hautoberfläche zurück und wird herausgeholt. Wenn es das aus irgendeinem Grund nicht tut, löst es sich einfach auf, und zwar in unzugängliche Metalle und Proteine.«
»Aber die Feedback-Sonde…«
»Regt neurochemische Aktivität über ausgewählte Pfade und neurale Tore an; erzeugt Transmitter und Ionen, die das Gehirn als Signale interpretiert.«
Albigoni nickte. »Das ist ein unbefugter Eingriff.«
»Ein unbefugter Eingriff, ja, aber es wird nichts zerstört. All diese Stimuli sind natürlich reversibel.«
»Aber in Wirklichkeit erforschen Sie den Geist der Versuchsperson nicht direkt, eins zu eins.«
»Nein. Nicht auf einer Erkundung der ersten Stufe. Wir benutzen einen Computerpuffer. Mein Programm interpretiert in einem Computer die Signale, die es von der Versuchsperson empfängt, und bildet die Tiefenstrukturbilder nach. Der Forscher untersucht diese Tiefenstruktur in der Computersimulation und setzt den Feedback-Stimulus – falls erforderlich – bei einer zweifelhaften Reaktion ein. Der Geist der Versuchsperson reagiert, und diese Reaktion wird in der Simulation reflektiert.«
»Könnten Sie den Geist direkt erforschen?«
»Nur auf einer Erkundung der zweiten Stufe«, antwortete Martin. »Ich habe das bisher erst einmal gemacht.«
»Meinen Technikern zufolge wird eine Erkundung der ersten Stufe nicht möglich sein. Vor sechs Monaten haben sich Untersuchungsbeamte an Ihrer Ausrüstung zu schaffen gemacht. Ihr Simulations- oder Puffercomputer ist im Moment in Washington D.C. Die Anwälte haben ihn beschlagnahmt, um einen Vergleich mit importierten Foltergeräten anzustellen, die von Selektoren benutzt wurden. Sind Sie bereit, sich mit unserer Versuchsperson direkt einzulassen, von einem Geist zum anderen?«
Martin ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Seine Kinnladen mahlten. Er lächelte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Das ist ein neues Spiel, Gentlemen«, sagte er. »Ich wußte nichts von der Beschlagnahme. Die Jungs vom Bundesamt liegen total daneben. Meine Ausrüstung hat nichts mit einer Höllenkrone gemein. Jetzt habe ich keine Ahnung, was ich tun kann oder nicht.«
»Der Computer ist nicht wiederzubeschaffen. Wir können einen anderen besorgen…«
»Diesen Computer habe ich selbst gebaut«, sagte Martin. »Ich habe ihn aus einem Nanokeim gezüchtet. Er ist kein Denker, aber fast so kompliziert wie das Gehirn, das er simuliert.«
»Dann ist das Projekt nicht durchführbar«, sagte Albigoni beinahe hoffnungsvoll.
Martin biß die Zähne zusammen und schaute aus dem Fenster. Blaue und schillernd grüne Winterrosen blühten in einer ordentlichen Hecke; dahinter grüner Rasen staubgrüne Eichen goldbraune Hügel.
Der letzte Dolchstoß. Die Entscheidung zu treffen und dann zu sehen, wie sich alles in Wohlgefallen auflöst. Zuviel. »Wahrscheinlich ist es doch machbar. Ob es ratsam ist oder nicht…«
»Gefahren?«
»Der direkte Kontakt von Geist zu Geist ist für die Versuchsperson und den Forscher viel anstrengender.
Man kann nicht so lange in der Landschaft bleiben. Wahrscheinlich nicht mehr als ein oder zwei Stunden. Ein älterer, kleinerer Computer, den ich konstruiert habe, diente zum Teil als Interface und erhöhte die Verständlichkeit; er war sozusagen ein Dolmetscher, aber kein Puffer. Ich hoffe, dieses Gerät steht noch zur Verfügung.«
Albigoni sah Lascal an. Dieser nickte. »Wenn unser Verzeichnis korrekt ist, ja.«
»Wie haben Sie es geschafft, das IPR wieder aufzumachen?« fragte Martin.
Lascal antwortete, das ginge ihn eigentlich nichts an. Er hatte recht; es war müßige Neugier. Es war egal, solange es stimmte. Wo waren die Grenzen der Macht eines reichen Mannes? Vielleicht würden sie alle auffliegen, das Resultat der Flunzerei eines reichen Mannes oder der Dummheit eines unbekannten Untergebenen.
»Wieso gibt es die Landschaft des Geistes, Mr. Burke?« fragte Albigoni. »Ich habe Ihre Aufsätze und Ihre Bücher gelesen, aber da geht es in erster Linie um
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