Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
PD nur noch spärliche Auskünfte auf einer strikt geregelten Basis.
    Jetzt hatten Aufsichtsbeamte, die bei der Herausgabe von Daten Fehler machten, hohe Geld- und sogar Gefängnisstrafen zu gewärtigen. Folgerichtig wurde jede Anfrage des PD zu einem Willenskampf. Bereitwillige Jas gegen unwillige Neins, so sah Mary die Sache; bei ihren vier Versuchen, Erkundigungen einzuholen, hatte sie noch nie Auskünfte erhalten. Trotz der Schwere des Verbrechens, das sie untersuchte, rechnete sie auch jetzt nicht damit, Informationen zu bekommen.
    Der Arbeiter an der Rezeption rief ihren Namen auf. Sie steckte ihr Ticket in den Schlitz und stieg eine kurze Treppe zu einem kleinen Büroraum mit zwei Türen an gegenüberliegenden Wänden und einem leeren Schreibtisch hinauf, der als Barrikade zwischen ihnen fungierte. Stühle gab es nicht. Die Beziehungen hier waren die von Gegnern; wohlfühlen sollte man sich an diesem Ort nicht.
    Mary blieb stehen und wartete darauf, daß ihre Kontaktperson durch die andere Tür hereinkam.
    Ein Mann mittleren Alters mit sich lichtendem Haar in einem saloppen blauen Mittelanzug, trat ein und sah sie verärgert an. Seine ganze Haltung drückte Müdigkeit und das physische Fehlen von Ehrgeiz aus. »Hallo«, sagte er.
    Sie nickte und blieb in Rührt-Euch-Haltung stehen, wo sie war, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Lieutenant Mary Choy, mit der Untersuchung der Morde an acht Personen im dritten Fuß von Ost-Comb Eins befaßt«, sagte der Kontaktmann.
    »Ja.«
    »Ich habe mir Ihren Antrag durchgelesen. Das ist ein ungewöhnlicher Fall in einem Comb, und woanders eigentlich auch. Sie möchten wissen, ob der Staatsbürger Emanuel Goldsmith während der letzten zweiundsiebzig Stunden irgendwo in den USA von der Aufsicht erfaßt worden ist. Sie würden diese Information dazu benutzen, Ihre Suche örtlich einzugrenzen oder ins Ausland zu reisen, um sie dort fortzusetzen.«
    »Ja.«
    Der Mann musterte sie unvoreingenommen. Er beurteilte sie nicht, sondern sah sie bloß an.
    »Ihr Antrag ist nicht ungewöhnlich. Leider kann ich aufgrund ablehnender Beurteilungen in drei von unseren Abteilungen keine umfassenden Auskünfte geben. Es besteht kein ausreichendes öffentliches Interesse. Unserer Einschätzung nach werden Sie den Mörder auch so fangen. Ich bin jedoch ermächtigt, Ihnen mitzuteilen, daß wir keine Unterlagen über finanzielle oder andere persönliche Transaktionen Emanuel Goldsmiths in den letzten zweiundsiebzig Stunden außerhalb der Stadt Los Angeles in den Vereinigten Staaten von Amerika haben. Nach vierundzwanzig Tagen dürfen Sie in derselben Angelegenheit noch einmal einen Antrag stellen. Anträge, die vorher hier eingehen, werden abgelehnt.«
    Es dauerte mehrere Sekunden, bis Mary reagierte. Das Orakel hatte alles gesagt, was es sagen würde. Sie entspannte sich ein wenig, ließ die Arme sinken und wandte sich zum Gehen.
    »Viel Glück, Lieutenant Choy«, sagte der müde Mann.
    »Danke.«

Alte dunkle Männer mit grauen Bärten
Sprechen Stammesrecht Zähne verrottet
Augen gelb Finger steif befangen
In Träumen Einer raubt eines anderen Frau
Land Vieh Finger fort oder Narbe auf
Stirn Kennzeichen des Diebes oder
schariaverwirkte rechte Hand
Graue Perücken schwarze Roben hallende verschlafene
Räume mit Holz die gleichen alten
Dunklen Männer mit grauen Bärten
Gelben Augen
Besseren Zähnen
     
18
     
    Martin Burke steckte die Karte in sein Telefon. Paul Lascals Gesicht erschien. »Ja. Hallo«, sagte er.
    »Hier ist Burke.«
    »Schön, von Ihnen zu hören, Mr. Burke. Sind Sie zu einem Entschluß gekommen?«
    Martins Lippen waren taub und trocken. »Sagen Sie Albigoni, ich mache es.«
    »Sehr gut. Sind Sie heute nachmittag frei?«
    »Ich werde nie wieder frei sein, Mr. Lascal.«
    Lascal hielt das für Ironie und lachte.
    »Ja, ich bin heute nachmittag frei«, sagte Martin.
    »Ich schicke Ihnen einen Wagen. Er steht um eins vor Ihrer Tür.«
    »Wo fahre ich hin?«
    Lascal hustete. »Tut mir leid. Bitte gestehen Sie uns soviel Diskretion zu.«
    »Soviel und noch mehr«, sagte Martin fröhlich, die Stimme des gedungenen Handlangers. »Ach, und Mr. Lascal… Ich brauche jedes Fitzelchen Information, das Sie mir über unsere Versuchsperson geben können. Es ist in Ordnung, wenn sie über das Verfahren unterrichtet wird…«
    »Sie hat ihre Einwilligung gegeben.«
    Martin verstummte überrascht.
    »Ich sorge dafür, daß Ihnen bei Ihrer Ankunft alles biographische und damit zusammenhängende

Weitere Kostenlose Bücher