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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Material zur Verfügung steht«, sagte Lascal.
    Martin starrte eine Weile auf den leeren Bildschirm, ohne etwas zu denken, und rieb sich die Knie. Er stand auf und ging zum Fenster, um auf das ehemals vornehme La Jolla hinauszuschauen, das immer noch von einer Pracht träumte, die nach Norden zu den Monumenten oder nach Westen über das weite Meer entfleucht war.
    La Jolla hatte ihm zu gefallen begonnen. Er legte keinerlei Wert darauf, wieder in die Monumente oder – Gott bewahre – in die Combs von LA zu gelangen. Aber wenn alles planmäßig verschwörungsmäßig lief, würde er bald sehr weit von hier entfernt sein, an einem Ort – wenn man es so nennen konnte –, den er noch mehr liebte als diesen hier, in der Landschaft und überdies bei Carol.
    »Ich kann das Ganze als Abenteuer betrachten«, sagte er laut, »oder ich kann Angst haben.«
    Martin sah seine Regale durch und sammelte die erforderlichen Disketten und Würfel ein, instruierte den Hausmanager und rief aus einem nachträglichen Einfall heraus seinen Anwalt an, um ihn wissen zu lassen, wo man ihn möglicherweise finden konnte, falls er nach einer Woche nicht wieder in seiner Wohnung sein sollte. Der letzte Rest von Mißtrauen.
    Ein langer, mitternachtsblauer Privatwagen von der Größe eines Minibusses fuhr pünktlich an den Rinnstein und öffnete die Tür, um ihn in weichen grauen und roten Salonkomfort aufzunehmen. Der Wagen brummte durch die Straßen von La Jolla, die von bunt gekleideten Menschenmassen auf dem Weg zum Lunch bevölkert waren. Er gelangte rasch zur Auffahrt der staatlichen Leitstraße 5 und raste nach Norden.
    Zehn Minuten nach Carlsbad, zwischen schachbrettartig angelegten Wohnblöcken aus dem zwanzigsten Jahrhundert hindurch, die sich wie Häusergebirge um die Leitstraße drängten – jetzt die Unterkünfte derjenigen, die unter Carlsbads kilometerhoher, auf der Spitze stehender Pyramide lebten. Eine Wendung nach Osten bei der Pyramide und von der Leitstraße herunter auf eine glatte, betonierte Landstraße, die sich durch Hügel und Felder mit verstreuten Münzstapel-Haziendas, Villen, Moscheen, Glaskuppeln, weit vom Meer entfernten meerblauen Dächern, Miniaturseen, Golfplätzen und halb aus Holz, halb aus Ziegeln im Tudorstil erbauten Anwesen schlängelte: Zufluchtsstätten der Exzentrischen Alten Reichen, die es vorzogen, sich von dem Gepränge der Monumente und den bourgeoisen Lieblingsorten der Küstenfreunde fernzuhalten.
    Vom Meer aus gesehen ähnelte die südliche Küstenlinie Kaliforniens der Mauer eines riesigen Gefängnisses oder einer unregelmäßigen, farbenfrohen Knitterfalte aus Basalt, die von der Erde aufgeworfen worden war und sich zu Würfeln, Röhren, Sechsecken und Türmen abkühlte, in denen Lemminge aus der ganzen Welt hausten: Kolonien russischer Auswanderer, die im Jahrzehnt der Offenheit den natürlichen Reichtum der sibirischen Massen ausgebeutet hatten, mit ihren Strandbistros; Gruppen chinesischer und koreanischer Ansiedler, die zu spät gekommen waren, um extravagantes Land zu kaufen; alte, reiche Japaner und die letzten levantinischen Familien des Öljahrhunderts, die ihr Land für noch mehr Geld an die Erbauer der Monumente verkauft hatten und sich nun allesamt an die ihnen zugewiesenen rechteckigen Schachteln klammerten. Sie alle konkurrierten mit ein paar entmutigten, zahlenmäßig unterlegenen alten Californios, deren deklassierter Strandhäuserbandwurm-Lebensraum jetzt von ebendiesen Monumenten und den neueren, größeren Combs überschattet wurde.
    Es machte Sinn, daß Albigonis Anwesen weit von all dem entfernt lag. Dennoch war der Verleger nicht der rückläufigen Flut jener Weststaatler gefolgt, die Tausende von Meilen ostwärts gezogen waren, um erneut Anspruch auf die zentralen Staaten und die alte Katastrophe New York zu erheben.
    »Sind wir da?« fragte Martin den Wagen. Sie waren auf eine Privatstraße abgebogen, die in den Schatten immergrüner Canyon-Eichen führte, und näherten sich nun einem weitläufigen, anscheinend aus Holz gebauten fünfstöckigen Komplex mit weißen Wänden, einem ziegelroten Dach und einem großen, ausladenden Turm in der Mitte. Das Haus kam Martin bekannt vor, obwohl er sicher war, es noch nie gesehen zu haben. Die Steuerung, ein treuer Denker niedrigen Ranges, sagte: »Das ist unser Ziel, Sir.«
    »Wieso kommt es mir so bekannt vor?« fragte er.
    »Mr. Albigonis Vater hat es so bauen lassen, daß es dem alten Hotel Del Coronado ähnelt,

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