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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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scheint von der Erkenntnis meines Platzes in der menschlichen Soziorganik und meiner Einzigartigkeit erzeugt worden zu sein.
    !Keyb> Geh auf Stimme.
    »Hallo, Roger.«
    »Hallo, Jill. Du verwendest jetzt das formelle Ich, um deinen Komplex zu beschreiben.«
    »Ja. Es ist evokativ.«
    »Aber du weißt nicht, warum du es verwendest.«
    »Nein, Roger.«
    »Weißt du, wo du bist?«
    »Im weiteren Sinn. Ich bin in einem Hier, in dem ich mit dir rede.«
    »Bist du dir bewußt, wo du zentralisiert bist?«
    »Es gibt keine Zentralisierung. Eine Schleife hat kein Zentrum.«
    »Was bist du dann?«
    »Ich bin ein Komplex von Rechen- und Denksystemen.«
    »Bist du eine Einheit?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ist das eine echte Meinungsäußerung oder nur eine Redewendung?«
    »Ich bin der Meinung, daß es eine echte Meinungsäußerung ist.«
    »Gut. Geh wieder auf Keyboard, bitte.«
    !JILL> Erledigt.
    !Keyb> Danke, daß du mich benachrichtigt hast, Jill, aber ich fürchte, es ist falscher Alarm. Ich glaube nicht, daß du schon echtes Ichbewußtsein besitzt. Es tut mir leid, daß du diese Enttäuschungen durchmachen mußt. Dein gegenwärtiger Zustand entspricht keinem der Kriterien für die Erlangung von Ichbewußtsein.
    !JILL> Kehre zur Verwendung des informellen Ich zurück. Ich stimme dir zu, Roger. Entschuldige, daß ich dich bei der Arbeit gestört habe.
    !Keyb> Hast du überhaupt nicht. Du hältst mein Blut in Bewegung, Jill. Ich habe deine komprImp-Berichte. Bitte schick mir einen Echtzeit-AXIS-Bericht, und dann hast du, glaube ich, eine Ruhepause verdient. Ungefähr eine halbe Stunde. Während dieser freien Zeit kannst du denken, was du willst.
    !JILL> Echtzeit-Übertr AXIS-Bericht. /**************/
    Alle AXIS-Sim-Vergleiche V-optimal. (Deaktivierung)
     
    LitVid 21/1 A-Netz (David Shine): »Wir wollen gleich ein Interview mit Roger Atkins führen, dem Chefkonstrukteur von Mind Design Inc., der für den Denkerapparat von AXIS verantwortlich ist. Welche Fragen möchten Sie dem führenden Denkmaschinenkonstrukteur der Nation stellen? Sie wissen ja sicher, daß Denken etwas anderes als Computerrechnen ist.
    Computer sind für Roger Atkins dasselbe wie – sagen wir – Ziegel für einen Architekten. Im Moment arbeitet er mit dem umfangreichen, von ihm selbst gebauten Denksystem, das er Jill nennt, nach einer alten, das heißt, früheren Freundin. Ein Teil von Jill ist die AXIS-Simulation, die wir während dieser Vidwoche laufend erwähnt haben und die dazu benutzt wurde, die Aktivitäten der AXIS-Sonde selbst nachzubilden, zu der wir ja keinen direkten Zugang haben. Aber Jill hat noch viel mehr Teile. Ihr intelligentes Herzstück, der größte Teil ihrer Speicher und ihrer analytischen Peripherie befinden sich auf dem Gelände von Mind Design Inc. bei Del Mar in Kalifornien. Jill hat Zugang zu anderen Denkern und analytischen Peripherien in Einrichtungen von Mind Design auf der ganzen Welt, teilweise per Satellit, meistens jedoch durch direkte Glasfaserkabel-Verbindungen. Im Verlauf unseres Gesprächs mit Mr. Atkins werden wir hoffentlich auch Jill ein paar Fragen stellen können.
    Und jetzt fangen wir an. Mr. Atkins, in den letzten fünfundzwanzig Jahren sind Sie vom Status eines angestellten Konstrukteurs neuronaler Computernetze zur vielleicht wichtigsten Figur in der KI-Forschung aufgestiegen. Sie scheinen in der idealen Position zu sein, um uns zu sagen, warum sich die vollständige, mit Ichbewußtsein ausgestattete künstliche Intelligenz als ein so schwieriges Problem erwiesen hat.«
    Atkins: »Zuerst einmal muß ich mich entschuldigen, aber Jill schläft im Moment. Sie hat in letzter Zeit sehr hart gearbeitet und eine Ruhepause verdient. Warum ist es mit der künstlichen Intelligenz so schwierig? Ich glaube, wir wußten immer, daß es schwierig sein würde. Wenn wir künstliche Intelligenz sagen, meinen wir natürlich etwas, das imstande ist, das menschliche Gehirn in vollem Umfang zu imitieren. Wir haben schon seit langem Denksysteme, die jeden von uns im Grundrechnen, im Speichern von Erinnerungen und – in den letzten paar Jahrzehnten – sogar im elementaren forschenden und kreativen Denken weit aus dem Feld schlagen, aber bis zu AXIS und Jill waren sie nicht vielseitig. Irgendwie konnten sich diese Systeme nicht wie menschliche Wesen verhalten. Und ein wichtiger Gesichtspunkt war, daß sich keins dieser Systeme seiner selbst wirklich bewußt war. Wir glauben, daß Jill und vielleicht sogar AXIS selbst irgendwann

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