Koenigin der Meere - Roman
wissbegierig und stellt den ganzen Tag Fragen. Ich bin nur eine einfache Magd und kann ihr vieles schon jetzt nicht beantworten. Du
bist oft nicht da, deswegen wollte ich dich fragen, ob wir nicht vielleicht eine Erzieherin für sie anstellen könnten?«
Cormac dachte einen Moment nach. »Hast du schon jemand ins Auge gefasst?«, fragte er schließlich.
Margaret schüttelte den Kopf. »Die Einzige, die ich fragen könnte, ist meine Freundin Lisa.«
»Tu das, und wenn es zu nichts führt, werde ich mich darum kümmern.«
Margaret fragte Lisa, Lisa fragte Polly, Polly fragte Lynn und Lynn, die seit Jahren bei ihrer Herrschaft ein Vertrauensverhältnis genoss, fragte die Dame des Hauses.
»Madam, ich bitte um Verzeihung, wenn ich störe, aber eine entfernte Bekannte von mir sucht für ihre Tochter eine Gouvernante. Ich kenne niemanden, und dachte, Sie sind doch immer so freundlich und könnten vielleicht behilflich sein?«
»Eine entfernte Bekannte von dir? Was hast du denn für Bekannte, die sich eine Gouvernante für ihre Kinder leisten können?« Doreen Chatterbutts Neugierde war sofort geweckt.
»Um ehrlich zu sein, ich kenne sie nicht persönlich, aber man hat mir erzählt, es ist eine junge Frau, die eben dieses Kind hat. Offenbar sorgt jemand für sie, der eine Gouvernante bezahlen kann.«
Ein unbekannter Mann aus Kinsale finanzierte diskret eine junge Frau und deren Kind. Aus diesem Stoff waren Lady Chatterbutts Träume.
»Wenn das alles ist, was du weißt, ist es ein bisschen dürftig, um eine Empfehlung auszusprechen. Bring in Erfahrung, wer die junge Frau ist, wo sie wohnt und wie alt das Kind ist. Dann will ich sehen, was ich tun kann.«
Eine Woche später hatte Lynn die gewünschten Informationen.
Lady Chatterbutt konnte den nächsten Lesezirkel kaum erwarten. Die Damen würden Augen machen. Was für eine Geschichte. War es nicht das, was die großen Dichter beschrieben? Und nun trug sich so etwas in ihrer Stadt zu.
»Ich gäbe einiges darum, wenn ich wüsste, wer diese junge Frau ist,
und welcher Gentleman sie aushält. Man stelle sich nur vor, es wäre jemand, den wir kennen«, schloss Doreen Chatterbutt ihren Bericht. Bei diesen Worten durchfuhr Gwendolyn der Gedanke an Margaret Brennan. Sie vermochte ihre Gefühle nur hinter einem künstlichen Hustenanfall zu verbergen und brauchte einige Minuten, bis sie sprechen konnte.
»Liebe Freundinnen. Ich denke, es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden, Bedingung ist aber, dass ihr, bis wir Genaues wissen, äußerste Diskretion wahrt.«
»Wenn dir das gelingt, bist du mit dem Teufel im Bund, meine Liebe!« Lady Chatterbutt platzte beinahe vor Neugier.
Die Freundinnen hatten das Haus verlassen, da rief sie die Magd zu sich.
»Trisha, du könntest mir einen großen Gefallen tun. Es darf allerdings niemand davon erfahren.« Das Mädchen sah sie ergeben an.
»Erinnere ich mich recht, dass du eine Schwester hast, die auf die Kinder deiner früheren Herrschaft aufgepasst hat?« Trisha nickte.
»Ja, Madam, Tess. Sie hat geheiratet, aber ihr Mann ist gestorben. Meine Schwester lebt von dem, was er hinterlassen hat. Es ist nicht viel, aber sie hat ihr Auskommen.« Gwendolyn sah sie durchdringend an.
»Ich wüsste eine Aufgabe für deine Schwester. Am Stadtrand lebt eine junge Frau. Sie ist ledig und sucht für ihre kleine Tochter eine Erzieherin. Ich möchte, dass deine Schwester sich von ihr engagieren lässt. Diese Frau wird vermutlich von einem Gentleman aus der Stadt ausgehalten. Deine Schwester soll für mich herausbekommen, wer er ist. Meinst du, sie würde das tun?«
»Madam, wenn ich Tess sage, dass Madam das wünscht, wird sie es tun. Sie ist Madam genauso dankbar wie ich, dass ich hier arbeiten darf. Und wenn ich Madam richtig verstehe, wird Madam sich erkenntlich zeigen?«
»Du hast richtig verstanden. Sprich mit deiner Schwester, und wenn sie zustimmt, werde ich sie in den nächsten Tagen aufsuchen.«
Tess hatte im Leben nicht viel Glück gehabt. Aber es gelang ihr, Margaret Brennan schon bei ihrem ersten Besuch von ihren pädagogischen
Qualitäten zu überzeugen. Anne hatte soeben mutwillig den Inhalt einer Schale mit getrockneten Erbsen auf dem Boden verstreut und weigerte sich, die Hülsenfrüchte aufzulesen. Tess kniete sich neben sie auf den Boden, nahm eine Erbse in die Hand und fragte zuckersüß: »Weißt du eigentlich, was geschieht, wenn man dieses kleine Kügelchen in Wasser legt?« Anne schüttelte
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