Koenigin der Meere - Roman
sollten uns mit unserer Lektüre beschäftigen.«
Die Beweise gegen Margaret Brennan schienen erdrückend. Doch nachdem William Cormac nicht nur seinen Einfluss genutzt, sondern auch einen beherzten Griff in die Börse getan hatte, war man an zuständiger Stelle bereit, das Mädchen gegen ein Bußgeld auf freien Fuß zu setzen.
»Du wirst das Gefängnis im Schutz der Dunkelheit verlassen und geradewegs zu dieser Adresse gehen.« William, der als Anwalt jederzeit Zugang zu den Gefangenen hatte, gab Margaret einen Zettel.
»Ich habe dort ein Zimmer für dich gemietet. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Warte, bis ich morgen zu dir komme«, lautete seine Anweisung.
»Will, ich habe etwas auf dem Herzen.« Margarets Stimme zitterte.
»Nicht jetzt. Das muss bis morgen warten. Und nenn mich in der Öffentlichkeit nicht Will! Das ist nicht der Ort für private Gespräche. Tu, was ich dir sage, und achte darauf, dass dich niemand sieht.«
Die kleine Kammer unter dem Dach war kaum größer als die Zelle, die sie soeben verlassen hatte, aber Margaret Brennan fühlte sich wie im Paradies. Reichlich von Cormac entlohnt, hatte die Wirtin ein üppiges Nachtmahl bereitgestellt, nach dessen Genuss das Mädchen in tiefen Schlaf sank.
Als Gwendolyn am Abend nach dem Fortgang der Geschichte fragte, hatte sich ihr Mann die Antwort längst überlegt.
»Ich habe dafür gesorgt, dass der Fall in Cork verhandelt wird. Er erregt zu viel Aufsehen hier in der Stadt. Ich möchte nicht, dass unser Name mehr als nötig damit in Verbindung gebracht wird. Das schadet meiner Reputation und vor allem meiner Kandidatur. Margaret ist schon vor einigen Stunden fortgebracht worden.«
Gwendolyn konnte ihre Zufriedenheit kaum verhehlen. In Cork amtierte ein strenger Richter, der die Metze ihres Mannes gnadenlos verurteilen würde. So gewann sie Zeit, um den zweiten Teil ihres Planes in die Tat umzusetzen.
»Du verlässt das Haus so früh?« Mrs. Cormac sah ihren Mann erstaunt an, als der bereits vor neun Uhr am Morgen seinen Dreispitz aufsetzte und sich verabschiedete.
»Geschäfte«, murmelte er, »manchmal bringen dringende Geschäfte alles durcheinander.«
Um keine Spur zu hinterlassen, verzichtete er auf Tom und die Kutsche, ließ stattdessen sein Pferd satteln und begab sich auf direktem Weg zu Margaret. Überglücklich fiel sie ihm um den Hals. Cormac zog sie auf das schmale Bett, küsste sie und umfasste ihre Hände.
»Peg, meine kleine süße Peggy! Wenigstens bist du frei, aber jetzt müssen wir nachdenken, wie es weitergehen soll. Ich habe einen guten Freund, er lebt auf dem Land etwa fünfzig Meilen von hier. Dort kannst du für eine Weile unterkommen.« Margaret schüttelte heftig den Kopf.
»Will! Ich habe dir gestern schon gesagt, ich habe etwas auf dem Herzen.« Sie lächelte zaghaft. »Eigentlich nicht auf, sondern unter
dem Herzen. Will, ich erwarte ein Kind von dir.« Ängstlich sah sie ihn an. Der zukünftige Bürgermeister William Cormac war wie vom Blitz getroffen. In seinen Ohren pulsierte das Blut, sein Kopf dröhnte. Meine Karriere ist ruiniert. Ein uneheliches Kind mit einer Magd. Und Gwendolyn im Hintergrund. Aber ein Kind! Endlich ein Kind!
Margarets Augen füllten sich mit Tränen.
»Lass mich nicht im Stich, Will, ich liebe dich. Du weißt, dass ich vor dir keinem anderen Mann gehört habe und nach dir keinem anderen Mann gehören werde. Ich flehe dich an, schick mich nicht fort. Ich will alles tun, was du verlangst, aber lass mich in deiner Nähe bleiben und unser Kind auf die Welt bringen. Was danach geschieht, sollst du entscheiden.«
Cormac atmete tief durch. Die Angelegenheit konnte ihn die sorgsam aufgebaute Existenz kosten.
»Wenn du wirklich mein Kind erwartest, werde ich dich nicht fortschicken, Peggy. Ich weiß im Augenblick nicht genau, wie wir es anstellen, aber wir werden eine Lösung finden. Vorausgesetzt«, er hob seine Stimme energisch, »vorausgesetzt, du versprichst mir, dich an meine Anweisungen zu halten und mir keinerlei Schwierigkeiten zu machen.« Margaret umarmte ihn.
»Will, ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist! Ich werde tun, was du von mir verlangst. Ich liebe dich, ich will dir keine Schwierigkeiten machen.« Cormac lachte.
»Und was ist das, worin wir beide gerade bis über beide Ohren stecken? Ich bin ein verheirateter Mann, gerade im Begriff, alles zu riskieren, was ich mir aufgebaut habe, und du bist eine ledige Dienstmagd, die ein uneheliches Kind erwartet.
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