Königin der Schwerter
erwartet.
Außerdem: So gefährlich die Zweikämpfe auch ausgesehen hatten, im Grunde konnte ihr nichts pa s sieren. Alles, was sie tun musste, war, ein wenig den Helden zu spielen und zu verhindern, dass diese Z a rife die Welt in Finsternis stürzte. Wie sie das anste l len sollte, war ihr immer noch nicht klar. Zunächst einmal setzte sie einfach auf den Überraschungse f fekt.
Ohne anzuhalten, hielt sie auf den Platz zu, blieb zwischen Hákon und Bjarkar stehen, stemmte die Hände in die Hüften und rief: »Schluss damit. Es ist genug. Du wirst nicht noch mehr Unheil über dieses Land bringen.« Das klang doch nun wirklich sehr he l denhaft. Auf den Satz war Manon richtig stolz.
Zarife hatte gerade die Hand an den Felsen g e legt, um ihre Verbündeten anzurufen, hielt aber mi t ten in der Bewegung inne und fuhr herum. »Du!«, fauchte sie mit zornig funkelnden Augen. »Ich dac h te, du bist längst tot.«
»Nun, wie du siehst, lebe ich noch.« Manon b e mühte sich, locker zu klingen, aber eine unbestim m te Furcht ließ ihre Stimme wanken. Zarife Auge in Auge gegenüberzustehen, war etwas ganz anderes, als sie aus dem Schutz der Felsen heraus zu be o bachten. Sandra spielte ihre Rolle als Bösewicht wirklich perfekt, das musste man ihr lassen. Aber Manon war entschlossen, eine mindestens ebenso gute Figur zu machen. Auf keinen Fall wollte sie in diesem Finale patzen.
Manon!
Sandra entdeckte ihre Freundin im selben Auge n blick wie Zarife. Neben der eigenen Freude, Manon so unverhofft lebend wiederzusehen, spürte sie die Überr a schung Zarifes und deren Zorn darüber, schon wi e der gestört zu werden. Seit Zarife das Komma n do über ihren Körper übernommen hatte, waren e i nige Tage vergangen, Tage, in denen Sandra sich immer wieder vergeblich gegen die fremde Wesenheit aufgelehnt ha t te, in denen sie aber auch Zeit gehabt hatte zu le r nen.
Sie wusste, dass es Zarife schwächte, ihren Wide r stand zu unterdrücken. So war es nicht zuletzt auch ihr Verdienst, dass sich Zarife mit dem Öffnen des Tors so schwer tat. Sie wusste aber auch, dass ihre eigenen Kräfte begrenzt waren. Zarife hatte ständig an Macht gewonnen. Nur selten gelang es ihr, sich länger als ein paar Minuten gegen ihre dunkle Seite aufzulehnen – ein Kraftakt, für den sie mit stundenlanger Erschö p fung bezahlte.
Inzwischen kannte sie Zarifes Launen wie ihre eig e nen und wusste auch deren Reaktionen daraus abzule i ten. Die langsame Art, in der Zarife sich gerade bewe g te, und die Art, wie sie ihre Worte wäh l te, ließen nur einen Schluss zu: Manon war in höch s ter Gefahr. In Lebensgefahr. Zarife wirkte beherrscht, war in Wir k lichkeit aber außer sich vor Wut und würde nicht z ö gern, sie zu töten.
Ich muss sie warnen, dachte Sandra, während sie begann, sich in ihren Fesseln zu winden. Sie muss fli e hen. Sofort. Sonst ist es zu spät.
»Du kannst mich nicht aufhalten.« Langsam und dr o hend kam Zarife auf Manon zu. Um ihre Finger zü n gelten leise knisternd violette Blitze. »Du nicht und auch diese Versager hier nicht, denen du dich ang e schlossen hast. Ich weiß nicht, wie es dir gelu n gen ist, den Schattenwölfen zu entkommen, aber das ist auch nicht mehr wichtig, denn hier und jetzt e n det dein närrischer kleiner Ausflug nach Benize.« Sie riss die Arme in die Höhe, um Manon mit wuchtigen Blit z schlägen zu Fall zu bringen, aber diese war darauf vo r bereitet und rettete sich mit einem gewagten Sprung zur Seite. Zarife gab einen zorn i gen Laut von sich, stockte dann aber und schien für einen Augenblick mit sich selbst beschäftigt zu ein. Die Ablenkung dauerte jedoch nicht lange. Dann wandte sie Manon wieder ihre volle Aufmerksa m keit zu. »Du«, zischte sie böse und hob die Arme zu einem erneuten Schlag. »Du glaubst wohl, du hast das Glück gepachtet.«
Aus den Augenwinkeln sah Manon eine Bew e gung im Feuerschein. Es war die andere Hüterin, die sich ihr näherte. Vermutlich, um Zarife zu helfen. Manon blieb ganz ruhig stehen und tat, als bemerke sie nicht, dass die junge Frau sich von hinten a n schlich. Erst als Zarife zu einem neuerlichen Schlag ausholte, fuhr sie herum, verpasste der deutlich kle i neren Hüterin mit dem angewinkelten Arm einen kräftigen Schlag gegen die Schläfe und zog sie wie einen Schild vor sich. Kni s ternd schlugen Zarifes Blitze in den Körper der Hüt e rin ein, die sich z u ckend aufbäumte. Der Geruch von verbranntem Fleisch streifte Manons Nase.
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