Königin der Schwerter
es, Manon. Deine beste Freundin.«
»Sandra ist tot«, stieß Zarife hervor. Sie wirkte i m mer noch zornig, aber auch irgendwie verkrampft, als gäbe es noch etwas anderes, das ihre Aufmer k samkeit forderte. »Ich weiß, dass du meine Pläne durchkreuzen willst. Dafür wirst du sterben.« Sie hob die Hände, aber irgendetwas hielt sie zurück, denn sie ging nicht sofort zum Angriff über.
Manon, lauf!
Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte M a non, Sandras Stimme zu hören. Irgendwo, körperlos. He k tisch schaute sie sich nach einer Fluchtmöglic h keit um, aber im Felsenrund gab es nichts, das ihr Deckung bi e ten konnte. Auch wagte sie es nicht, Zarife den Rücken zuzudrehen. Aideens Schicksal war ihr eine Warnung. Manons Herz klopfte wie wild. I r gendwo tief in sich hörte sie eine Stimme wispern, dass sie einem Irrtum aufgesessen war. Einem fatalen, tödl i chen Irrtum. Was immer hier ablief: Eine Show war es nicht.
Zarife zögerte noch immer. Das violette Licht um ihre Arme pulsierte heftig. Alles schien bereit für den vernic h tenden Schlag. Zarife selbst aber wirkte unko n zentriert. Ihre Aufmerksamkeit schien nach innen g e richtet zu sein, und so blieb der Angriff z u nächst noch aus.
Manon stand wie erstarrt. Vor lauter Angst, dass eine unbedachte Bewegung diesen Angriff auslösen könnte, wagte sie kaum zu atmen. Ihr Blick irrte u m her, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das sie retten könnte. Doch wohin sie auch blickte, war da nur nackter Fels, Sand und …
Eine Bewegung in einem Felsspalt kaum einen ha l ben Meter neben ihrem Arm ließ sie erstarren. Im flackernden Feuerschein erkannte sie eine große haar i ge Spinne, die sich, träge von der nächtlichen Kälte, in dem Spalt bewegte. Eine Spinne! Manons Gedanken überschlugen sich. Das Tier war ihre Re t tung, sie musste es nur noch erreichen.
»Aideen! Wach auf, Aideen!«
Jemand rüttelte Aideen energisch an der Schulter.
Aideen kam nur langsam zu sich. Ihr Rücken brannte wie Feuer, und sie wünschte sich die Oh n macht zurück, die sie den Schmerz vergessen ließ.
»Aideen, schnell!« Das war Hákons Stimme. Ihr Bruder saß neben ihr, den Pfeil noch immer in der Schulter, den Arm von Blut getränkt, und rüttelte sie mit der gesunden Hand wach. »Kannst du laufen?«, fragte er, als er sah, dass sie die Augen geöffnet ha t te. Aideen schüttelte den Kopf. Die Schmerzen im R ü cken raubten ihr den Atem.
»Du musst! Reiß dich zusammen. Ich kann mich kaum bewegen, der Pfeil …« Ein Schmerzlaut beend e te den Satz, aber er holte tief Luft und fuhr fort: »Bja r kar hat das Bewusstsein verloren. Er wird ve r bluten, wenn wir ihm nicht bald helfen. Hier.« Er drückte Aideen sein Messer in die Hand. »Hilf M a non«, drängte er. »Hilf ihr, sonst ist alles verloren.«
Aideen blickte auf und sah Zarife vor Manon auf der anderen Seite des Platzes stehen. Das Bild vor i h ren Augen verschwamm immer wieder, aber sie verstand. Das Messer fest in der Hand haltend, nic k te sie ihrem Bruder zu, biss die Zähne zusammen und kam schwankend auf die Beine.
Sandra spürte, wie ihre Kräfte schwanden, aber sie gab nicht auf Sie wusste, dass Manon verloren war, wenn sie Zarife nicht mehr ablenken konnte, sie wusste aber auch, dass es nur mehr eine Frage von Minuten war, bis Zarife sie in ihr Verlies zurückschleuderte. Verzwe i felt klammerte sie sich an die Hoffnung, dass Manon die Flucht doch noch geli n gen würde. Die aber stand noch immer reglos am Felsen und machte keine A n stalten zu fliehen.
Manon.
Sandra heulte gequält auf Ihrer Freundin in der Not so nahe zu sein und ihr nicht helfen zu können, war grausamer als alles, was sie bisher erlebt hatte. Wenn sie ihr doch nur ein Zeichen geben könnte. Eine Geste, ein Wort, irgendetwas …
Sie spürte, dass Zarife die Entscheidung suchte. Ihr dunkles Ich holte zum Schlag gegen sie aus, und San d ra wusste, dass sie diesem nichts mehr würde entgege n setzen können. Als die Welle aus Hass und Bosheit, die Zarife gegen sie richtete, durch den Körper flutete und sie mit sich fortriss, gab Sandra auf Sie wusste, es war vorbei. Es gab nichts mehr, das sie noch tun kon n te. Nicht für Manon und auch nicht für sich selbst.
»Weißt du nicht mehr, wie wir einmal im Winter um den Latinger See gelaufen sind und du in eine Schneewehe gestürzt bist? Oder als wir als Kinder Fr ö sche fangen wollten und du mich in den Teich gest o ßen hast?« Manon redete
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