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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Regentschaft waren sie zu einer ernst zu nehmenden Gefahr geworden, und obwohl die Garde schonung s los gegen sie vorging, schien ihre Zahl trotz der vielen O p fer stetig zu wachsen. Doch so hart wie Karadek regie r te, war er auch gegen sich selbst. Als Rebellen vor Ja h ren seine Frau und seinen einzigen Sohn heimtückisch ve r giftet hatten, hatte er öffentlich keine Schwäche g e zeigt.
    Niemand konnte mit Gewissheit sagen, ob es wir k lich die Meuchler waren, deren gepfählte Kö r per eine Woche später auf dem Marktplatz von To r pak zur Schau gestellt worden waren. Die Warnung hingegen, die von den geschändeten Leichen ausg e gangen war, war unmissverständlich: Wer Karadek herausforderte, war des Todes.
    Doch damit nicht genug. Nur einen Tag nach der Totenfeier für die verstorbene Regentin und ihren Sohn hatte Karadek eine Hofdame zur Frau geno m men, die ihm in den folgenden Jahren zwei Söhne und eine Tochter geboren hatte. »Mein Erbe wird weiterl e ben«, hatte er die Herolde im ganzen Land verkünden lassen und damit jene herausgefordert, die ihm und seinen Kindern nach dem Leben trachteten. Tatsäc h lich hatte es daraufhin noch eine ganze Reihe von Ve r suchen gegeben, Karadek selbst oder seine Kinder zu töten, die jedoch immer vereitelt werden konnten.
    Karadek wusste diese gescheiterten Mordversuche wohl für sich zu nutzen. Die grausamen öffentl i chen Hinrichtungen der vermeintlichen Meuchler hatten ihm noch mehr Einfluss und Macht ve r schafft. Und nachdem er jene Berater, die es gewagt hatten, seine barbarische Vorgehensweise anzupra n gern, auf ähnlich grausame Weise beseitigt hatte, wagte es kaum noch jemand, sich gegen ihn zu e r heben.
    Vom Volk gefürchtet und von den Rebellen g e hasst, regierte Karadek seither das Land mit eiserner Hand, und nichts, so schien es, würde daran etwas ändern können.
     
    An diesem Morgen jedoch blitzte zum ersten Mal eine Spur von Sorge hinter der sorgsam errichteten Fassade aus Stolz, Gelassenheit und Härte auf. Zu ungeheue r lich, zu unglaublich war die Nachricht, die der Page ihm zutrug, wenngleich sie ihn nicht völlig unvorb e reitet traf.
    »Sprich!«, herrschte Karadek den Jungen an. »Wa r um wurde ich nicht früher davon unterrichtet?«
    »Ich weiß es nicht, Herr«, murmelte der Page, den Blick fest auf seine Schuhspitzen geheftet. »Haup t mann Zoltan trug mir auf, Euch die Nac h richt zu überbringen und Euch um eine Audienz für sich und den Aguren Odion zu bitten, sobald Ihr die morgen d liche Speisung beendet habt.«
    »Lauf hinaus und sage ihnen, sie sollen herei n kommen.«
    Der Page nickte ernst, verneigte sich ehrerbietend und wollte gerade kehrtmachen, als Karadek noch einmal das Wort an ihn richtete: »Warte!«
    Der Junge erblasste. »Ja, Herr?«
    »Dir ist hoffentlich klar, dass niemand etwas von der Botschaft erfahren darf!«, ermahnte Karadek ihn in gefährlich ruhigem Ton.
    »Ja, Herr.«
    »Gut.« Karadek verzog keine Miene. »Dann hoffe ich für dich, dass es sich auch so verhält, bis ich die Worte offiziell verlauten lasse – verstanden?«
    Der Page schluckte. »Ja, Herr.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Karadek schien zufrieden. »Geh jetzt.«
    Das ließ sich der Page nicht zweimal sagen. Mit schnellen Schritten erreichte er die Tür und öffnete sie. »Der ehrenwerte Regent erwartet euch«, stieß er atemlos an jene gewandt hervor, die in der Dunke l heit des langen Flurs gewartet hatten. Dann trat er zur Se i te, um die beiden Männer einzulassen. Der erste war ein hochg e wachsener Kämpe mit kurzem schwarzem Haar und kleinen, eng zusammenstehe n den Augen. Er trug einen schwarzen Umhang und den in Purpur und Schwarz gehaltenen Waffenrock der Garde, auf dessen ledernem Brustschild mit dem schwarzen Stierkopf das Wappen Torpaks prangte. Der andere war ein kleiner, gedrungener Mann for t geschrittenen Alters mit H a kennase und dunklen Ringen unter den tief liegenden Augen. Seine blasse Haut ließ darauf schließen, dass er die So n ne nur selten zu Gesicht bekam. Das schüttere Haar hatte die Farbe des Morgennebels und hing ihm in fettigen Strähnen bis auf die Schultern herab. Seine Gewa n dung war schlicht: Wie alle Auguren war er in eine nachtblaue Kutte mit weiter Kapuze gehüllt, die in der Taille von einer Kordel gehalten wurde. Beide gehörten zu Karadeks engsten Beratern.
    »Odion! Zoltan!« Mit einer fließend-kraftvollen Bewegung erhob sich der Herrscher und eilte auf die beiden

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