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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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stand der Mann direkt hinter ihr.
    »Darf ich ihn mir mal ansehen?«, fragte er und streckte fordernd die Hand aus.
    »Nein.« Sandra fühlte sich bedroht, presste den A f fen an sich und wich zurück.
    Ich muss hier weg.
    In der Nähe stand ein Abfalleimer. »Ich muss jetzt weiter.« Hastig wandte sie sich um und eilte darauf zu. Ihr Herz raste. Am liebsten wäre sie g e laufen, aber sie riss sich zusammen.
    Es ist nur ein Mann, der mit seinem Hund spazi e ren geht, sagte sie sich in Gedanken, während sie die Überreste der Verpackung mit einer Hand in den A b falleimer stopfte. Ich muss keine Angst haben, er ist nur ein Spaziergänger …
    … nur ein Spaziergänger. Wie gern hätte sie das geglaubt. Aber sie war schon immer ängstlich gew e sen und neigte auf dunklen, einsamen Straßen gel e gentlich zu Paranoia. So wie jetzt. Obwohl sie sich schon etl i che Schritte von dem Mann entfernt hatte, glaubte sie noch immer seine Blicke im Nacken zu spüren. Ate m los hetzte sie weiter.
    Als sie ein gutes Stück entfernt war, wagte sie e i nen vorsichtigen Blick zurück über die Schulter. Der Mann folgte ihr nicht. Er stand noch immer neben dem Mülleimer, tätschelte seinem Hund liebevoll den Kopf und schaute ihr nach.
    Sandra schnappte nach Luft und lief schneller. Fort, nur fort.
    Als sie sich das nächste Mal umdrehte, war die Straße wie leergefegt. Mann und Hund waren ve r schwunden. Es war, als hätte es sie niemals gegeben.

2
    Aideen träumte von einem Fest, auf dem Hunderte Menschen ausgelassen im Schein eines gewaltigen Fe u ers tanzten. Die Flammen Schossen knisternd in die Höhe und trugen winzige Funken hinauf, bis sie vor dem schwarzen Nachthimmel als goldene Sterne ve r glühten.
    Aideen schaute ihnen nach und fühlte sich glüc k lich.
    Du wandelst auf den Sternen …
    Das Bild verschwand, und sie sah einen Adler. M a jestätisch zog er seine Kreise über grünen Hügeln und Seen, die im Sonnenlicht funkelten.
    Das Land wird grün, wo immer du gehst …
    Der Flug des Adlers lockte Aideen, es selbst zu ve r suchen. Anmutig breitete sie ihre Traumschwi n gen aus und erhob sich in die Lüfte. Seen und Hügel verwoben sich mit den Feldern, auf denen das Korn reifte, zu einem bunten Flickenteppich in Gold, Grün und Blau, während sich weit im Süden das dunkle Band des Waldlands als schnurgerade Linie vor dem Hor i zont abzeichnete.
    Niemals zuvor hatte Aideen sich so frei gefühlt wie in diesem Augenblick. Als sei sie selbst ein Adler, b e gann sie zu kreisen und folgte wie selbstve r ständlich dem König der Lüfte, als dieser nach Norden davo n flog.
    Im Norden erhebst du dich, wenn die Zeit geko m men …
    Der Flug führte sie tief ins Hochland hinein. Die Felder verschwanden, die Seen wurden seltener, wä h rend zwischen den grünen Hügeln immer häuf i ger graues Gestein und schroffe Felsen hervorscha u ten. Aideen lachte. Sie hätte ewig so weitergleiten können, doch der Flug fand ein jähes Ende, als der Adler sich auf den knorrigen Ästen einer Eiche ni e derließ, die ihre mächtige Krone mehr als fünf Mann hoch über einer Wiese ausbreitete. Aideen wollte nicht landen, aber sie hatte keine Macht über den Traum, der sie zwang, dem Adler zu folgen. So bli e ben ihr nur der stumme Protest und die Trauer über das Ende des herrlichen Flugs.
    Flügelrauschen und Krächzen lenkten ihre Au f merksamkeit auf eine Schar von Raben, die sich ganz in der Nähe in der Baumkrone niederließ.
    »Arkrra. Es ist ein großer Augenblick!«, schnarrte einer der Raben in unmittelbarer Nähe. »Krraja. Ein wahrlich großer Augenblick.«
    »Gefunden! Sie wurde gefunden«, krächzte ein a n derer, und dann riefen alle durcheinander: »Macht euch bereit! Macht euch bereit! Die wahre Herrsch e rin von Benize wird aus ihrem Schlaf erwachen. Die Zeit, die Zeit ist gekommen.«
    … wenn die Zeit gekommen und die Raben spr e chen!
     
    Aideen fuhr so ruckartig aus dem Schlaf auf, dass es eine Weile dauerte, ehe sie sich ihrer Umgebung b e wusst wurde. Ihr Bett, ein schlichter Holzrahmen, auf dem, von Lederriemen gehalten, wärmende Felle und gewebte Decken lagen, stand zusammen mit zwei a n deren Betten in einer niedrigen Höhle. Durch drei faustgroße, kreisrunde Öffnungen in der Wand drang frische Luft und manchmal auch etwas Tageslicht he r ein. Doch das Felsgestein war dick und die Luf t schächte lang und schmal, sodass auch am Tag immer eine Kerze in der Höhle brannte, um den drei jungen Frauen, die hier

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