Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
einem Häuschen in den Wäldern zu leben oder in einem Wagen durch die Welt zu ziehen. Fast wünschte ich es, aber ich kann die Zeit nicht aufhalten. Mir bleibt keine Wahl.«
»Eine Hütte, die Welt, eine Krone. Mir ist alles gleich, solange ich mit dir zusammen bin.«
»Dann stehe mir zur Seite.« Sie wandte sich zu Lorcan um, der von den Schwertern ihrer Männer auf dem Thron gehalten wurde. »Lasst eure Schwerter sinken und tretet zurück. Öffnet die Türen und Fenster. Lasst die Menschen herein, auf dass sie erfahren, was hier zur Geisterstunde, welche die meine ist, geschieht. Lorcan, steh auf und stell dich mir. Du wirst mir ins Gesicht sehen müssen, worum du dich bei meinen Eltern gedrückt hast. Ich bin Aurora. Ich bin die Herrin des Lichts. Ich bin die Eine.«
Mit diesen Worten trat sie vor ihn und erhob die Arme. »Gibt es hier an diesem Ort, in der Stadt der Sterne, in der Welt jemanden, der der Einen nicht die Treue schwören will? Ihr seid frei, in Frieden diesen Ort zu verlassen. Es soll weder Blut noch Tod geben.«
»Du bist nichts als eine Frau, eine Hure, wie mein Sohn gesagt hat. Die Eine ist ein Mythos, von dem nur Schwachsinnige brabbeln.«
»Seht den Drachen!« Sie deutete auf das Fenster. Am Himmel leuchtete ein Feuer in Gestalt eines Drachen.
»Hexenwerk!« Lorcan erhob sich und stieß die Hand in die Halle. Ein schneidender Wind fegte durch den Saal, der Auroras Haar wehen ließ. Ihr Kleid bauschte sich, und der eisige Lufthauch bohrte sich in ihre Hand, bis sie zu bluten begann. Doch sie wich nicht von der Stelle.
»Du willst deine Kraft mit meiner messen?« Sie zog die Brauen hoch. »Hier ist die Welt, befleckt von meinem Blut und dem Blut meines Volkes.« Sie nahm die Kristallkugel aus ihrem Beutel und warf sie in die Luft, sodass sie sich unter der Decke drehte und ihr Licht über die Anwesenden verströmte. »Nimm sie dir, wenn du es wagst. Und hier ist die Krone dazu, die Sternenkrone.«
Sie griff erneut in ihren Beutel und schleuderte den Stern, der rasende Kreise zog und in gleißender Helligkeit erstrahlte.
In wogendes Weiß gehüllt stand sie unbewaffnet da und wartete, während die Glocken anfingen, Mitternacht zu schlagen. »Dies ist meine Stunde, die Stunde meiner Geburt und meines Anfangs. Die Stunde von Leben und Tod, von Macht und Zeichen. Die Zeit, zu der sich Tag und Nacht begegnen.«
Die Krone drehte sich, wobei sie immer heller wurde, und sank auf ihren Kopf herab.
Mit erhobenen Armen nahm sie ihr Schicksal an. »Und in dieser Stunde endet das Reich der Finsternis, und die Herrschaft des Lichts beginnt. Ich bin die Eine, und dies ist meine Welt, die unter meinem Schutz steht.«
Die Krone ließ sich auf ihrem Haupt nieder. Mann und Frau, Krieger und Diener sanken auf die Knie.
Die draußen Versammelten sangen ihren Namen, und es klang wie ein Gebet.
»Ich bin Aurora, Nachkommin von Draco, Tochter von Gwynn und Rhys. Ich bin die Königin von Twylia.«
Mit einem Aufschrei entriss Lorcan einem benommen dreinblickenden Aufständischen das Schwert und stürzte sich auf Aurora. Mordlust lag in seinem Ruf, und in seinen Augen flackerte der Wahnsinn.
Doch Thane setzte zum Sprung an wie ein Wolf. Schon stand er schützend vor ihr, und sein Schwert durchbohrte Lorcan. Als er zu ihren Füßen niederstürzte, befleckte sein Blut den Saum ihres Kleides. Die Sterne funkelten noch auf ihrem Haupt, als sie mit kaltem Mitleid auf ihn herabblickte.
»Und so endet es nun doch im Tode. Er hat seine Wahl getroffen. Die Schuld ist bezahlt. Mein Vater und der deine.« Sie wandte sich Thane zu und streckte die Hand aus. »Meine Mutter und die deine.«
Der letzte Glockenschlag verklang, und der Wind erstarb, doch die Krone funkelte immer noch im Glanz der Sterne.
»Was durch das Blut genommen wurde, ist durch das Blut zurückerobert worden. Nun soll Frieden herrschen. Öffnet die Speisekammern«, befahl sie. »Gebt den Menschen der Stadt zu essen. Heute Nacht soll niemand hungern.«
»Majestät«, Gwayne kniete vor ihr nieder. »Die Leute rufen nach ihrer Königin. Wirst du nach draußen gehen, damit sie dich sehen können?«
»Das werde ich. Gib mir nur einen Augenblick. Nur einen Augenblick«, wiederholte sie und wandte sich Thane zu. »Es wird hart werden. Nach all der Freude wird es hart werden. Es wird harte Arbeit, Schweiß und Zeit kosten, Glauben, Ordnung und Vertrauen wiederherzustellen. Es gibt so viel zu tun. Ich brauche dich an meiner Seite.«
»Ich bin der Mann
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