Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
eine Narbe hinterlassen, aber er hatte noch mehr davon. Sein harter, durchtrainierter Körper war der eines Kriegers und trug die Spuren der Schlacht. Warum brannten Männer darauf zu kämpfen und zu töten? Was in ihnen ließ sie darauf stolz sein?
    Und stolz war dieser Mann, dessen war sie sicher. Ohne Willenskraft und Stolz hätte er sich nie auf dem langen Weg zu ihrer Insel im Sattel halten können. Ein Wunder, dass er noch am Leben war. Aber wie war er hergekommen, dieser dunkle Krieger? Und warum?
    Sie bedeckte die genähte Wunde mit einem Balsam, den sie selbst hergestellt hatte, und verband sie mit eigenen Händen. Nachdem das Schlimmste versorgt war, untersuchte sie seinen Körper gründlich nach leichteren Verletzungen.
    Sie fand ein paar Kratzer und Schnitte sowie eine ernsthaftere Wunde hinten an der Schulter, die sich bereits von selbst geschlossen und Schorf gebildet hatte. Der Kampf, in den er verwickelt gewesen war, musste zwei, vielleicht drei Tage zurückliegen.
    Dass er mit solch schweren Verletzungen so lange überlebt und gar den Vergessenen Wald durchquert hatte, um Hilfe zu finden, zeugte von einem starken Lebenswillen. Das war gut, denn den würde er brauchen.
    Zufrieden mit ihrer Arbeit nahm sie einen sauberen Lappen
und fing an, den Fieberschweiß von seiner Haut zu waschen und ihn zu kühlen.
    Er war ein schöner Mann. Diesmal nahm sie sich die Zeit, ihn sich genauer anzusehen. Er war groß und schlank, aber muskulös. Üppiges, pechschwarzes Haar umrahmte Züge, die wie aus Stein gemeißelt wirkten. Das schmale Gesicht mit den hervorspringenden Wangenknochen über den eingefallenen Wangen passte zu einem Krieger. Seine Nase war lang und schmal, der Mund voll und eher hart. Die Stoppeln des nachwachsenden Bartes lagen wie ein Schatten auf seinem Gesicht und ließen ihn selbst in seiner Ohnmacht gefährlich wirken.
    Seine Brauen glichen schwarzen Pfeilen. Sie erinnerte sich noch, dass seine Augen trotz Erschöpfung, Schmerz und Fieber von strahlendem Blau gewesen waren.
    Wenn die Götter es wollten, würden sie sich wieder öffnen.
    Sie deckte ihn warm zu und legte Holz nach. Dann setzte sie sich an sein Bett, um über ihn zu wachen.
     
    Zwei Tage und zwei Nächte lang tobte das Fieber in ihm. Manchmal fiel er ins Delirium und schlug wild um sich. Dann mussten sie ihn festbinden, damit die Wunde nicht wieder aufplatzte. Manchmal schlief er wie ein Toter, und sie fürchtete, er würde nie wieder aufwachen. Noch nicht einmal mit ihren Gaben konnte sie das Feuer zurückdrängen, das in ihm brannte.
    Wenn sie konnte, schlief sie in dem Stuhl neben seinem Bett. Einmal, als ihn der Schüttelfrost packte, kroch sie zu ihm unter die Bettdecke, um seine Qualen mit ihrem Körper zu lindern.
    Er öffnete die Augen, aber sein Blick war leer und irr. Mitleid regte sich in ihr, was sie stets zu unterdrücken suchte, wenn sie Patienten behandelte. Einmal, als die Nacht besonders dunkel war und die klirrende Kälte an den Fenstern rüttelte, hielt sie seine Hand und trauerte um ihn.
    Das Leben war eine kostbare Gabe, und es schien ihr grausam, dass er so weit geritten sein sollte, nur um das seine zu verlieren.
    Um sich abzulenken, nähte oder sang sie. Wenn sie sicher sein konnte, dass er sich für eine Weile ruhig verhalten würde, ließ sie ihn in der Obhut ihrer Frauen und kümmerte sich um ihr Haus und ihre Leute.
    In der letzten Nacht seines Fiebers wollte die Verzweiflung sie überwältigen. Erschöpft gab sie sich der Trauer hin, der Trauer um seine Frau, seine Mutter, diejenigen, die er zurückgelassen hatte und die nie von seinem Schicksal erfahren würden. Und in dieser Nacht schenkte sie ihm in der Stille des Schlafgemachs alles, was sie an Stärke und Wissen zu geben vermochte. Sie legte ihm ihre Hände auf.
    »Die erste und wichtigste Regel ist es, dem anderen keinen Schaden zuzufügen. Das tue ich nicht. Was nun geschieht, wird die Sache zu einem Ende bringen, so oder so. Töten oder heilen. Wenn ich deinen Namen kennen würde«  – sie strich ihm mit der Hand sanft über die glühende Stirn – »oder deine Gedanken, wäre es für uns beide einfacher. Sei stark.« Sie stieg auf das Bett und kniete sich neben ihn. »Kämpfe.«
    Eine Hand auf der Wunde, deren Verband sie entfernt hatte, die andere über seinem Herzen, ließ sie die Essenz ihres Wesens durch ihren Körper, ihr Blut, ihre Knochen in ihn fließen.
    Er stöhnte, aber sie kümmerte sich nicht darum. Es würde schmerzhaft

Weitere Kostenlose Bücher