Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
werden, für sie beide. Sein Körper bäumte sich auf, und sie fuhr zurück. Eine Flut von Bildern raubte ihr den Atem. Ein prächtiges Schloss, verschwommene Farben, eine mit Edelsteinen besetzte Krone.
Sie fühlte seine Stärke, spürte sein gutes Herz und fühlte, wie ein Licht in ihr aufflammte. Fast hätte sie sich von ihm gelöst, doch die Flamme zog sie tiefer und tiefer in ihn hinein, und das Licht wurde weich und warm.
Für Deirdre war es selbst als Heilerin das erste Mal, dass sie in das Herz eines anderen sah und spürte, wie es ihr eigenes rief.
Dann erkannte sie deutlich das Gesicht einer Frau vor sich, las Stolz und vielleicht Furcht in ihren tiefblauen Augen.
Komm zurück, mein Sohn. Komm nach Hause zurück.
Musik erklang. Trommelwirbel, Gelächter und Rufe. Dann blitzte Sonne auf Stahl, und der Gestank von Blut und Kampf raubte ihr den Atem.
Sie unterdrückte einen Schrei, als die Bilder vor ihr aufstiegen. Schwerter klirrten, und es roch nach Schweiß, Blut und Tod.
Er wehrte sich gegen sie, warf sich hin und her, schlug nach ihr, als sie in sein Inneres vordrang. Später würde sie sich um die Wunden kümmern, die sie einander in diesem letzten Kampf um sein Leben zufügten.
Ihre Muskeln bebten, und innerlich schrie sie danach, sich von ihm befreien zu können. Was war er schon für sie? Und dennoch setzte sie ihr Feuer gegen das Fieber, und das feindliche Schwert traf sie genauso wie ihn.
Sie spürte den Stahl in ihrer Seite, und ein gequälter
Schrei entrang sich ihrem Mund. Dann lag der Geschmack des Todes auf ihrer Zunge.
Sein Herz raste unter ihrer Hand, und die Wunde an seiner Seite brannte wie Feuer. Aber sie hatte in seine Seele gesehen und erhob sich über den Schmerz. Ihre Gabe sollte ihn retten.
Seine Augen in dem leichenblassen Gesicht standen offen und blickten ins Leere.
»Kylar von Mrydon«, sagte sie mit klarer Stimme, obwohl jeder Atemzug für sie zur Qual wurde. »Nimm dir, was du brauchst. Das Feuer der Heilung. Und lebe.«
Die Anspannung verließ seinen Körper. Sein Blick verschwamm, und die Lider senkten sich. Mit einem Seufzer sank er in einen tiefen Schlaf.
Aber das Licht in ihr brannte weiterhin. »Was ist das?«, murmelte sie und rieb sich mit unsicherer Hand über das Herz. »Unwichtig, ich habe alles getan, um dir zu helfen. Lebe«, sagte sie erneut und beugte sich vor, um mit den Lippen über seine Stirn zu fahren, »oder stirb einen sanften Tod.«
Sie wollte vom Bett steigen, aber ihr wurde schwindelig. Als sie in Ohnmacht fiel, blieb ihr Kopf auf seinem Herzen liegen, als gehörte er dort hin.
2
I MMER WIEDER WACHTE er auf, nur um erneut in der Bewusstlosigkeit zu versinken. Manchmal glaubte er sich erneut in der Schlacht, wo er seinen Männern Befehle zurief, während sich sein Pferd unter ihm drehte und wendete, während sein Schwert jene traf, die es gewagt hatten, sein Land zu überfallen.
Dann wieder ritt er durch jenen merkwürdigen, im Frost erstarrten Wald, der so kalt war, dass er fürchtete, seine Knochen würden in der Kälte splittern. Gleich darauf verwandelte sich die Kälte in brennende Glut, und mit dem Rest Verstand, der ihm noch geblieben war, sehnte er den Tod herbei.
Immer wieder spürte er einen kühlen, angenehmen Geschmack in seiner Kehle und schlief erneut ein.
Er träumte davon, wieder zu Hause zu sein und mit einer willigen Frau die Nacht zu verbringen, fühlte einen weichen, warmen Körper an seiner Seite, der nach Rosen duftete.
Manchmal glaubte er, Musik zu hören, Harfenklänge und eine leise, klare Stimme, nicht weniger harmonisch als die gezupften Noten.
Von Zeit zu Zeit erschien ihm ein Gesicht mit moosgrünen Augen und einem bezaubernden, vollen Mund. Haar von der Farbe dunklen, schweren Honigs umrahmte ein unbeschreiblich schönes und unsagbar trauriges Gesicht. Immer wenn Schmerz, Hitze oder Kälte unerträglich wurden, waren dieses Gesicht und diese Augen da.
Einmal träumte ihm, er hätte die Frau mit gebieterischer Stimme seinen Namen rufen hören. Ihre Augen hatten sich verdunkelt vor Schmerz und Macht. Ihr seidiges Haar ergoss sich über seine Brust, und diesmal hatte er tief und friedlich geschlafen, eingehüllt in ihren Duft.
Diesen Duft in der Nase erwachte er, in diesen Duft ließ er sich hineingleiten wie in einen kühlen Bach an einem heißen Tag. Über seinem Kopf schwebte ein Baldachin aus lila Samt, den er anstarrte, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Eines war klar.
Er war nicht
Weitere Kostenlose Bücher