Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
zu Hause.
Und er lebte.
Es musste Morgen sein, denn das Licht, das durch die Fenster fiel, war schwach und matt. Kurz nach der Dämmerung. Er versuchte, sich aufzusetzen, aber ein schmerzhaftes Pochen an seiner Seite hinderte ihn daran. Als er den Atem durch die Zähne stieß, stand sie plötzlich neben ihm.
»Vorsichtig.« Deirdre schob ihre Hand unter seinen Kopf und hob ihn vorsichtig an, wobei sie ihm eine Tasse an die Lippen hielt. »Trinkt jetzt.«
Gezwungenermaßen nahm er ein paar Schlucke, bevor es ihm gelang, ihre Hand zu fassen und die Tasse zur Seite zu schieben. »Was …« Seine Stimme klang rostig und schien in seiner Kehle zu kratzen. »Wo bin ich?«
»Trinkt Eure Brühe, Prinz Kylar. Ihr seid sehr schwach.«
Er hätte gern protestiert, aber zu seinem Ärger war er tatsächlich so schwach, wie sie sagte. Ganz im Gegensatz zu ihr. Ihre Hände waren stark und von der Arbeit hart geworden. Prüfend sah er sie an, während sie ihm noch mehr Brühe aufnötigte.
Das honigfarbene Haar fiel schnurgerade bis zur Taille
eines einfachen grauen Kleides. Sie trug weder Schmuck noch irgendwelchen Putz und wirkte trotzdem wie der Inbegriff weiblicher Schönheit.
Offenbar eine Magd, die sich auf die Heilkunst verstand. Er würde es ihr und ihrem Herrn vergelten.
»Wie heißt du, Schöne?«
Deirdre zog eine Braue hoch. Männer waren wirklich merkwürdige Geschöpfe. Kaum war der hier wieder bei Bewusstsein, fing er schon an zu flirten. »Ich bin Deirdre.«
»Danke, Deirdre. Hilfst du mir bitte aufstehen?«
»Nein, Herr. Vielleicht morgen.« Sie stellte die Tasse beiseite. »Aber Ihr könntet Euch aufsetzen, damit ich die Wunde versorgen kann.«
»Ich habe von dir geträumt.« Trotz aller Schwäche fühlte er sich schon wesentlich besser. Eine Tändelei mit einer schönen Magd kam ihm durchaus gelegen. »Hast du mir vorgesungen?«
»Ich habe gesungen, um mir die Zeit zu vertreiben. Ihr liegt schon drei Tage hier.«
»Drei …« Er knirschte mit den Zähnen, als sie ihm half, sich aufzusetzen. »Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern.«
»Das wundert mich nicht. Seid jetzt still.«
Stirnrunzelnd blickte er auf ihren gebeugten Kopf herab, als sie den Verband entfernte. Obwohl von Natur aus gutmütig, war er es nicht gewohnt, Befehle zu empfangen. Schon gar nicht von einer Dienstmagd. »Ich würde deinem Herrn gern für seine Gastfreundschaft danken.«
»Hier gibt es keinen Herrn. Die Wunde heilt gut«, murmelte sie, vorsichtig tastend. »Sie fühlt sich kühl an. Das gibt eine schöne Narbe für Eure Sammlung.« Mit flinken,
geschickten Bewegungen trug sie einen Balsam auf. »Ich weiß, dass Ihr noch Schmerzen habt, aber wenn sie nicht unerträglich sind, würde ich Euch für den Augenblick lieber kein Schlafmittel geben.«
»Sieht so aus, als hätte ich genug geschlafen.«
Sie begann, die Wunde erneut zu verbinden, wobei sie sich dicht über ihn beugte. Nettes kleines Ding, dachte er, erleichtert, dass er wieder Interesse verspürte. Während sie arbeitete, fuhr er mit der Hand durch ihr Haar und wickelte sich eine Strähne um den Finger. »Solch eine hübsche Ärztin habe ich noch nie gehabt.«
»Ihr verschwendet Eure Kräfte.« Ihre Stimme klang kühl und abweisend, und er runzelte erneut die Stirn. »Ich will nicht, dass meine Arbeit umsonst ist, nur weil Ihr ein plötzliches Anlehnungsbedürfnis verspürt.«
Sie trat zurück und betrachtete ihn prüfend. »Aber wenn Ihr so viel Energie habt, könnt Ihr vielleicht noch mehr Brühe und ein wenig Brot zu Euch nehmen.«
»Fleisch wäre mir lieber.«
»Das kann ich mir vorstellen, aber Ihr bekommt es nicht. Könnt Ihr lesen, Kylar von Mrydon?«
»Ja, natürlich kann ich … Wieso nennst du mich beim Namen?«, fragte er misstrauisch. »Woher kennst du den?«
Sie dachte an ihre Reise durch seinen Geist. Daran, was sie gesehen, was sie gefühlt hatte. Mit Sicherheit war keiner von ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Lage, darüber zu sprechen. »Ihr habt mir in Euren Fieberträumen viel erzählt«, erklärte sie. Schließlich entsprach das durchaus der Wahrheit. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihr etwas zu lesen bekommt. Bettruhe ist langweilig, da bietet ein Buch eine willkommene Ablenkung.«
Sie nahm die leere Suppentasse und ging zur Tür.
»Warte. Wo bin ich hier?«
Sie drehte sich um. »Dies ist die Rosenburg auf der Winterinsel im See aus Eis.«
Sein Herz setzte aus, aber er wich ihrem Blick nicht aus. »Das ist ein
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