Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
mich warst. Ich kann dich nicht in diesem Glauben ziehen lassen. Der Gedanke, dass du fortgehen könntest, solange Ärger und harte Worte zwischen uns stehen, ist mir unerträglich.«
Ein Aufruhr der Gefühle verdunkelte seine Augen, als er ihrem Blick begegnete. »Ich könnte dich mitnehmen, ob du es willst oder nicht. Niemand könnte mich aufhalten.«
»Das würde ich nicht zulassen, und mein Volk auch nicht.«
Er trat näher und schloss seine Hand so eng um ihren Hals, dass der Puls darunter furchtsam zu flattern begann. »Niemand könnte mich aufhalten.« Seine freie Hand schloss sich um die ihre, bevor sie ihren Dolch ziehen konnte. »Nicht einmal du.«
»Ich würde dir das nie verzeihen. Nie wieder würde ich aus freien Stücken bei dir liegen. Der Zorn lässt dich glauben, Gewalt könnte eine Lösung sein, aber das ist sie nicht. Du weißt das.«
»Wie kannst du so ruhig und so sicher sein, Deirdre?«
»Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Und ich bin nicht ruhig. Ich will mit dir gehen. Ich will weglaufen und nie zurückblicken, will mit dir im Sonnenlicht leben. Einmal das Gras riechen und Sommerluft atmen. Nur ein einziges Mal«, flüsterte sie verzweifelt. »Und was wäre ich dann?«
»Meine Frau.«
Die Hand unter der seinen bebte und wurde ruhig, bevor sie sie ihm entzog. »Du ehrst mich, aber ich werde niemals heiraten.«
»Wegen deiner Herkunft? Wegen deiner Eltern?« Er nahm sie bei den Schultern, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. »Wie kannst du so weise, so warm sein, Deirdre, und zugleich so kalt und abweisend?«
»Ich werde niemals heiraten, weil mein oberstes Ziel ist, niemandem Schaden zuzufügen. Würde ich einen Mann nehmen, so wäre dieser König. Mit mir gemeinsam wäre
er für das Wohl meines Volkes verantwortlich. Das ist eine schwere Last.«
»Glaubst du, ich würde davor zurückscheuen?«
»Nein, bestimmt nicht. Ich kenne deine Seele und dein Herz. Du hältst deine Versprechen, Kylar, selbst wenn es zu deinem Schaden ist.«
»Du weist mich also zurück, um mich zu retten?«
»Dich zurückweisen? Ich habe bei dir gelegen, mit dir meinen Körper und meine Seele geteilt wie mit keinem anderen. Nie wieder in meinem Leben werde ich das tun. Wenn ich dein Gelübde annehme und dich hier behalte, wenn du dein Gelübde hältst und bleibst, wie vielen Menschen wird dann Schaden zugefügt werden? Wie würden wir den Lauf des Schicksals beeinflussen, wenn du nicht deine Stellung als König in deinem eigenen Land einnimmst? Und wenn ich mit dir gehen würde, würden meine Leute die Hoffnung verlieren. Es würde niemanden mehr geben, der ihnen Halt gibt, niemanden, der sie heilen könnte. Es gibt hier niemanden, der meinen Platz einnehmen könnte.«
Sie dachte an das Kind, das sie in ihrem Leib trug.
»Ich akzeptiere, dass du gehen musst, und respektiere dich dafür«, sagte sie. »Warum kannst du nicht akzeptieren, dass ich bleiben muss?«
»Du siehst nur Schwarz und Weiß.«
»Ich kenne nur Schwarz und Weiß.« Ihre Stimme klang immer verzweifelter und bekam einen flehentlichen Unterton, den er noch nie bei ihr gehört hatte. »Mein gesamtes Leben habe ich hier verbracht. Mein einziger Zweck ist es, mein Volk am Leben zu halten und dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht. Das habe ich getan, so gut ich es vermochte.«
»Niemand hätte es besser machen können.«
»Aber meine Aufgabe ist noch nicht beendet. Du willst mich verstehen?« Nun trat sie ans Fenster und zog die Vorhänge zu, um Dunkelheit und Kälte auszusperren. »Als ich ein Baby war, gab meine Mutter mich Orna. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter mich je in ihren Armen gehalten hätte. Sie war freundlich, aber sie konnte mich nicht lieben. Ich hatte die Augen meines Vaters, und mein Anblick schmerzte sie. Diesen Schmerz spürte ich.«
Sie presste ihre Hände auf ihr Herz. »In mir spürte ich ihren Schmerz, ihre Sehnsucht und Verzweiflung. So schottete ich mich dagegen ab. Hatte ich nicht das Recht dazu?«
Sein Ärger war verflogen. »Sie hatte kein Recht, sich von dir abzuwenden.«
»Aber sie tat es, und daran lässt sich nichts ändern. Ich war gut versorgt und erhielt ausgezeichneten Unterricht. Ich hatte meine Pflichten und meine Spielgefährten. Als ich noch klein war, hatten wir Hunde, aber sie starben einer nach dem anderen. Als der Letzte von ihnen … er hieß Griffen. Ein alberner Name für einen Hund, denkst du wahrscheinlich. Er war sehr alt, und ich konnte ihn nicht heilen. Als er
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