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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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starrte Kylar brütend ins Feuer. Die riesigen toten Bäume um sie herum standen dicht. Sie hatten den Bereich hinter sich gelassen, in dem Deirdre Bäume fällen ließ, und waren in den Vergessenen Wald vorgedrungen.
    »Kannst du deinen Weg zurück finden, wenn sich der Sturm legt?«, fragte Kylar. Obwohl sie dicht beieinander saßen, um sich zu wärmen, musste er brüllen, um den Sturm zu übertönen.
    Dilys, von dem unter Umhang und Kapuze nur die Augen zu sehen waren, blinzelte einmal. »Ja, Herr.«
    »Sobald sich das Wetter beruhigt hat, kehrst du auf die Rosenburg zurück.«
    »Nein, Herr.«
    Für einen Augenblick war Kylar sprachlos. »Du wirst tun, was ich dir befehle. Du hast mir Gehorsam geschworen.«
    »Meine Königin hat mich damit beauftragt, für Eure Sicherheit zu sorgen. Das waren ihre letzten Worte an mich, und diesen Befehl werde ich ausführen.«
    »Ohne dich bin ich schneller.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Dilys langsam und bedächtig, wie es seine Art war. »Ich werde Euch nach Hause bringen, Herr. Ihr könnt nicht zurückkehren, ohne zuvor Euer Heim zu erreichen. Meine Herrin braucht Euch.«
    »Sie glaubt aber nicht, dass ich zurückkomme. Warum tust du es?«
    »Weil das Eure Bestimmung ist. Jetzt müsst Ihr schlafen. Der Weg, der vor uns liegt, ist länger als der Weg hinter uns.«
    Viele Stunden lang tobte der Sturm. Es war noch dunkel und eisig kalt, als Kylar unter einer Decke von Schnee erwachte, die sein Haar und seinen Umhang weiß färbte. Die allgegenwärtige Kälte drang selbst durch das Pelzfutter.
    Leise schlich er zu seinem Pferd. In wenigen Minuten würde er sich so weit vom Lager entfernt haben, dass seine Spur nicht mehr zu finden war. In dieser weißen Hölle konnte man direkt neben jemand stehen, ohne es zu merken.
    Wenn Dilys erwachte und feststellte, dass er allein war, würde er wohl oder übel umkehren müssen.
    Doch obwohl er sein Pferd Schritt gehen ließ und der Hufschlag im tiefen Schnee nicht zu hören war, war er noch keine fünfzig Meter weit gekommen, als Dilys erneut neben ihm hertrottete.
    Ein tapferes Herz und treu bis zum Letzten, dachte Kylar. Deirdre hatte ihren Mann gut gewählt.
    »Du hast Ohren wie eine Fledermaus«, stellte Kylar resigniert fest.
    Dilys grinste. »Das stimmt.«
    Kylar hielt an und sprang vom Pferd. »Steig auf«, befahl er. »Wenn wir gemeinsam durch die Hölle müssen, werden wir abwechselnd reiten.« Als Dilys ihn nur anstarrte, wurde Kylar wütend. »Willst du dich mit mir über alles streiten, oder wirst du meinem Befehl gehorchen, wie es deine Königin von dir verlangt hat?«
    »Ich will mich nicht mit Euch streiten, Herr. Aber ich weiß nicht, wie man aufsteigt.«
    Kylar stand im Schneegestöber und der Kälte, die bis in die Knochen drang, und lachte, bis er das Gefühl hatte zu platzen.

10
    A M VIERTEN TAG der Reise wurde der Sturm so heftig, dass sie wie blind durch den Wald stolperten. Kapuze, Umhang, ja sogar Cathmors schwarzes Fell waren weiß vom Schnee, der sich in Dilys’ Brauen und Bartstoppeln setzte, bis er aussah wie ein alter Mann und nicht wie ein Junge von nicht einmal zwanzig Jahren.
    Farbe, dachte Kylar, war in dieser entsetzlichen Welt unbekannt, Wärme im Vergessenen Wald nur eine schwache Erinnerung.
    Wenn Dilys ritt, watete Kylar durch den Schnee, der ihm bis zur Taille reichte. Manchmal fragte er sich, ob sie bald darunter begraben liegen würden.
    Seine Erschöpfung wuchs und damit der unwiderstehliche Drang, sich in den Schnee zu legen und für immer einzuschlafen. Doch immer wieder riss er sich zusammen und stolperte weiter.
    Er hatte ihr ein Versprechen gegeben, und er würde es halten. Weil sie wollte, dass er lebte, hatte sie ihre Zauberkraft eingesetzt, obwohl sie dafür Schmerzen leiden musste. Und deswegen würde er leben und zu ihr zurückkehren.
    Zu Pferd und zu Fuß geriet er immer wieder ins Träumen. Im Traum sah er Deirdre auf einer Edelsteinbank in einem sonnendurchfluteten Garten voller Rosen sitzen.
    Ihre warmen Hände lagen in den seinen.
    So wanderten sie eine volle Woche durch den Wald, setzten in Eis und Wind, Kälte und Dunkelheit mühsam einen Fuß vor den anderen.
    »Hast du einen Schatz, Dilys?«
    »Herr?«
    »Einen Schatz?« Kylar saß mit hängendem Kopf auf dem erschöpften Cathmor. »Ein Mädchen, das du liebst?«
    »Oh, ja. Ihr Name ist Wynne. Sie arbeitet in der Küche. Wenn ich zurückkomme, heiraten wir.«
    Lächelnd hing Kylar seinen Gedanken nach. Der Mann gab

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