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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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allein war, wäre Deirdre fast in die Knie gesunken. Aber Verzweiflung löste das Problem ebenso wenig wie Kylars blankes Schwert. Und so griff sie nach dem Eimer.
    »Warum hast du es ihm nicht gesagt?«
    Deirdre fuhr zusammen und hätte dabei fast das Wasser verspritzt. »Du hast kein Recht, Privatgespräche zu belauschen, Orna.«
    Orna ignorierte den eisigen Ton und hob den schweren Sack mit den Steckrüben an. »Hat er kein Recht darauf zu erfahren, wie der Zauber gebrochen werden kann?«
    »Nein«, schleuderte Deirdre ihr entgegen. »Seine Entscheidungen, seine Handlungen dürfen nur von ihm selbst bestimmt werden. Darauf hat er ein Recht. Er wird sich nicht von seinem Sinn für Ehre beeinflussen lassen, denn seine Ehre liegt ihm im Blut. Ich bin kein Dämchen, das sich von einem Mann retten lassen muss.«
    »Aber eine Frau, die von einem Mann geliebt wird.«
    »Männer lieben viele Frauen.«
    »Bei den Göttern, Kind! Willst du dir von deinen Eltern dein Leben ruinieren lassen?«
    »Soll ich mein Herz geben und das seine nehmen und dafür möglicherweise alle opfern, die von mir abhängen?«
    »So muss es nicht sein. Der Fluch …«
    »Ich weiß nicht, was Liebe ist.« Als sie sich umdrehte, tobte auf ihrem Gesicht ein Sturm der Gefühle. »Wie kann ich auf etwas vertrauen, das ich nicht kenne? Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, konnte mich nicht lieben. Mein Erzeuger hat mich noch nicht einmal sehen wollen. Ich weiß, was meine Pflicht ist, und kenne die Zuneigung, die ich für dich und mein Volk empfinde. Ich kenne Freude und Traurigkeit. Und ich kenne Furcht.«
    »Die Furcht hält dich gefangen.«
    »Habe ich kein Recht, mich zu fürchten?«, fragte Deirdre. »Wenn ich Tag und Nacht das Leben anderer in meiner Hand halte? Ich kann nicht fortgehen.«
    »Nein, das kannst du nicht.« Es brach Orna das Herz, doch es war eine Wahrheit, die sie nicht leugnen konnte. »Aber du kannst lieben.«
    »Und dabei riskieren, dass er ebenso zum Gefangenen dieses Ortes, dieser ewigen Kälte wird wie ich. Ein schlechter Lohn für das, was er mir gegeben hat. Nein, morgen bricht er auf, und dann wird das Schicksal seinen Lauf nehmen.«
    »Und wenn du ein Kind erwartest?«
    »Ich bete, dass es so ist, denn das ist meine Pflicht.« Sie ließ die Schultern hängen. »Und zugleich fürchte ich es, denn das würde bedeuten, dass sein Kind, unser Kind, ebenfalls Gefangener dieses Ortes sein wird.« Sie legte die Hand auf ihren Bauch. »Ich habe geträumt, dass ich ein Kind an
meiner Brust halte, das mich mit den Augen meines Liebsten ansieht, Orna. Die Frau in mir würde nur allzu gern mit ihm fortreiten, um das Leben in mir zu retten. Der Königin ist das verwehrt. Du darfst mit niemand darüber sprechen, weder mit ihm noch mit einem anderen.«
    »Ja, Herrin.«
    Deirdre nickte. »Schick mir Dilys und sorge dafür, dass Proviant für zwei Männer vorbereitet wird. Sie haben eine lange und schwierige Reise vor sich. Ich erwarte Dilys in meinem Salon.«
    Sie stellte den Eimer ab und ging mit schnellen Schritten davon.
    Bevor sie ihr in die Burg folgte, lief Orna durch den Bogengang in den Rosengarten.
    Als sie sah, dass das winzige Blatt, das sich aus einer einzigen Knospe entfaltet hatte, welkte, weinte sie.

9
    S ELBST IHR STOLZ konnte sie nicht davon abhalten, zu ihm zu gehen. Wenn nur so wenig Zeit blieb, gab es in ihrer Welt keinen Raum für Stolz. Sie brachte ihm Gaben, von denen sie hoffte, dass er sie annehmen würde.
    Und sie brachte sich selbst.
    »Kylar.« Sie blieb an der Tür seines Gemachs stehen, bis er sich von dem Fenster abwandte, aus dem er in die dunkle Nacht hinausgesehen hatte. Wie schön er war, ihr dunkler Prinz.
    »Ich versuche, dich zu verstehen.«
    Allein bei dem Gedanken, dass er sich darum bemühte, wurde ihr leichter ums Herz. »Ich wünschte, du könntest es.« Sie trat vor und legte ihre Mitbringsel auf die Truhe an seinem Bett. »Ich bringe dir einen Umhang, weil deiner nicht mehr zu gebrauchen ist. Dieser hier hat meinem Großvater gehört und steht einem Fürsten wie dir daher gut zu Gesicht. Mit dem Pelzfutter wärmt er besser als dein alter. Diese Brosche war ebenfalls seine. Wirst du sie nehmen?«
    Er ging zu ihr und nahm die goldene Brosche mit der aus Edelstein geschnittenen Rose. »Warum gibst du sie mir?«
    »Weil sie mir wertvoll ist.« Sie hob eine Hand und schloss sie über der seinen um die Brosche. »Du denkst, ich wüsste nicht zu schätzen, was du mir gegeben hast, was du für

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