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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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für den falschen Weg entscheidest, ist alles verloren. Die Welt, die du kennst, ebenso wie die Welt, die du kennen lernen musst. Es gibt mehr als einen Schlüssel.« Der Schmerz drohte Rhee den Atem zu rauben, aber sie holte eine weitere durchsichtige Kugel aus den Falten ihres Rocks. »Und mehr als einen Spiegel.«
    Sie wedelte mit der Hand in Richtung der leeren Feuerstelle. Leuchtend goldene Flammen sprangen in den kalten Schatten auf.
    In ihnen sah Kadra einen weiteren Dschungel aus Silber und Schwarz. Berge … Nein, Gebäude von großer Höhe – Hütten konnten das wohl nicht sein. Auf schwarzweißen Flüssen ohne Strömung marschierten große Menschenmengen, zwischen denen Heerscharen von Tieren auf runden Beinen umherrasten.
    »Was ist das für ein Ort?«
    »Ein großes Dorf. Sie nennen es Stadt. Ein Ort, an dem Menschen leben und arbeiten, essen und schlafen, geboren werden und sterben. Diese Stadt hier heißt New York, und dort wirst du sie finden. Die Dämonen, die du aufhalten musst, und den Mann, der dir dabei helfen wird.«
    Obwohl sie von den Bildern in den Flammen fasziniert und ein wenig eingeschüchtert war, lächelte Kadra überlegen. »Ich brauche im Kampf keinen Mann.«
    »Das hat man dich gelehrt«, stellte Rhee nachsichtig fest. »Vielleicht musstest du das glauben, um zu dem zu werden, was du bist. Jetzt wirst du darüber hinauswachsen, und dazu brauchst du diesen Mann. Er heißt Doyle, Harper Doyle.«
    »Harper? Ein Harfenspieler? Was soll mir der schon nutzen?« , wollte Kadra wissen. »Im Kampf werden ihm Lied und Dichtung nicht viel nutzen.«
    »Er ist, was du brauchst. Ohne ihn wirst du versagen. Selbst mit ihm ist die Gefahr groß.«
    »Warum sollte ich auch nur ein Wort von dieser Geschichte glauben? Jede Hexe kann Bilder im Feuer heraufbeschwören, jede Frau kann solch ein Garn spinnen.«
    »Den Stein in deiner Krone, die Juwelen in deinem Schwert habe ich dir gegeben, um dir Stärke, Weitsicht, Mut und schließlich Liebe zu schenken. Das waren meine Tränen, als ich dich deinem Schicksal überantwortete. In meinen Augen siehst du deine eigenen. In deinem Herzen siehst du die Wahrheit. Nun müssen wir unsere Vorbereitungen treffen.«
    Kadra legte ihre Hand auf den Griff des Schwertes. »Ich bin bereit.«
    Mit einem tiefen Seufzer erhob sich Rhee. Sie ging zu einem hölzernen Schrank und holte eine Metallschatulle hervor. »Nimm dies.« Damit reichte sie Kadra ein Säckchen mit Edelsteinen. »Wo du hingehst«, erklärte sie, »besitzen sie großen Wert.«
    Kadra sah in das Säckchen mit den funkelnden Steinen. »Dann ist das ein höchst alberner Ort.«
    »In mancher Hinsicht, in anderer Hinsicht ist er wunderbar.« Rhees Züge wurden weich. »Du wirst viel Neues
sehen. Ich werde dir so viel an Wissen mitgeben, wie es mir möglich ist, aber es gibt Grenzen. Selbst für mich.« Bevor Kadra zurückweichen konnte, nahm Rhee ihre Hände.
    Ein gewaltiges Tosen, wie von einem über einen Felshang stürzenden Wasserfall, erfüllte Kadras Kopf. Es bestand aus Worten, hunderttausend Worten in zahllosen Sprachen. Ein Druck erfüllte ihre Brust, der auf ihrem Herzen lastete wie ein Felsbrocken.
    Das Licht blendete sie.
    »Du besitzt Tapferkeit und Stärke, mein Kind. Nutze sie auf dieser wilden Reise. Aber öffne dich der Gabe des Sehens, der Liebe, bevor es zu spät ist. Ziehe sie an dich und stelle dich deinem Schicksal. Wie gern würde ich dich bei mir in Sicherheit wissen«, murmelte Rhee, und ihre Lippen streiften Kadras Haar. »Aber wieder einmal gebe ich dich frei.«
    Die Welt drehte sich um Kadra. Die Luft saugte sie ein, wirbelte sie herum und spuckte sie unsanft wieder aus.

2
    H ARPER DOYLE LAG auf seinem Bett und pflegte einen fürchterlichen Kater, als eine halb nackte Frau auf ihn stürzte. Ein überraschter Ausruf entrang sich ihm.
    Feurige grüne Augen bohrten sich in die seinen. Von solchen Augen hatte er geträumt, bevor er mit diesem entsetzlichen Brummschädel erwachte.
    Einem Augenblick des Erkennens, einer merkwürdigen intimen Vertrautheit folgte eine tiefe Sehnsucht, die schlagartig dem Entsetzen wich.
    Bevor er noch diese besonders kreative Halluzination eingehend bewundern konnte, presste sich eine sehr reale und unangenehm scharfe Messerspitze an seine Halsschlagader.
    »Ich bin Kadra«, verkündete die spärlich bekleidete und vor Waffen starrende Halluzination mit einer rauchigen Stimme, die ihm ebenso merkwürdig bekannt vorkam wie ihre Augen. »Die

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