Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Brünette mit endlosen Beinen seine Aufmerksamkeit erregt.
»Jake.« Es hatte eine Weile gedauert, bis sein gequältes Gehirn die Lösung gefunden hatte. Das entspannte die Situation etwas, aber er hielt die Waffe weiter im Anschlag. »Jake steckt dahinter, was? Irgendeine ausgeflippte Geburtstagsüberraschung. Jake schickt dich.«
»Ich wurde von Rhee der Zauberin gesandt. Wieso besitzt ein Harfenspieler eine solche Waffe? Hast du viele Dämonen getötet?«
»Hör mal, es ist noch zu früh am Morgen für eine mittelalterliche Horrorshow. Der Spaß ist vorbei, Schwester.«
»Ich bin nicht deine Schwester«, verkündete sie, während
er sich vom Bett erhob. Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch. Er war nackt, aber das schockierte sie nicht. Was sie erstaunte, war die instinktive Anziehungskraft, die er auf sie ausübte.
Er war fast eine volle Handbreite größer als sie, mit breiten Schultern und einem kräftigen Brustkorb. Trotz seiner durchtrainierten Muskeln war er schlank.
Vielleicht hatte sie sich in ihm getäuscht. Sie spitzte die Lippen. Sein Haar war tiefbraun wie Eichenrinde, und obwohl es wirr war vom Schlaf, bildete es einen angenehmen Rahmen für seine kräftigen Züge. Seine Augen besaßen das leuchtende Blau der Glockenblumen, und seine Nase stand ein wenig schief. Offenbar war sie einmal gebrochen worden. Sein Mund wirkte ebenso energisch wie sein Kinn. Obwohl seine Haut blass war wie die eines Gelehrten, der sich mit seinen Schriftrollen einsperrte, begann sie sein Potenzial zu erkennen.
»Für einen Harfenspieler bist du gut gebaut«, erklärte sie.
»Tatsächlich?« Amüsiert, aber immer noch misstrauisch, griff er nach den Jeans, die er am Vorabend ausgezogen hatte. »Wie viel hat Jake dir für den Auftritt bezahlt?«
»Ich kenne keinen Jake. Für die Jagd werde ich nicht bezahlt, sie ist mein Schicksal. Verlangst du Bezahlung?«
»Kommt darauf an.« Wie zum Teufel sollte er in seine Jeans schlüpfen und gleichzeitig die Pistole halten?
»Man hat mich wissen lassen, dass diese hier in deiner Welt als wertvoll gelten.« Damit löste sie das Säckchen von ihrem Gürtel und warf die Edelsteine auf das Bett. »Nimm dir, was du brauchst, und zieh dich an. Die Jagd beginnt.«
»Hör mal, ich will ja nicht humorlos erscheinen, aber
wenn ich nackt und verkatert aufwache, habe ich nur ungern ein Messer an der Kehle. Ich brauche Kaffee, ein Fass Aspirin und eine Dusche.«
»Sehr gut. Wenn du nicht jagen willst, zeig mir, wie man deine Waffe benutzt.«
»Du bist wirklich ein Herzchen.« Er wies mit der Glock auf die Schlafzimmertür. »Raus. Zurück zur zentralen Statistenvermittlung oder zum örtlichen Amazonenverband oder wo immer …«
Schlagartig verwandelte sie sich in einen Wirbel von Armen und Beinen, Leder und fliegendem Haar. Sie sprang und verpasste ihm nach einem Handstandüberschlag auf dem Bett mit irgendeinem Körperteil einen Kinnhaken. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie ihn mit Faust, Ellbogen oder Stiefel getroffen hatte.
Auf jeden Fall explodierte eine ganze Galaxie von Sternen in seinem Kopf. Als diese wieder verloschen, lag er flach auf dem Rücken. Sie stand breitbeinig über ihm und drehte und wendete die Glock in ihren Händen.
»Die Waffe hat ein gutes Gewicht«, stellte sie im Plauderton fest. »Wie das Geschoss wohl …« Und schon hatte sie gefeuert. Ihre Augen weiteten sich erfreut, als sie durch die offene Badezimmertür sah, wie eine Ecke von seinem Kosmetikschrank weggeschlagen wurde.
»Schneller als ein Pfeil«, stellte sie zufrieden fest.
Nicht Jake, dachte er. Jake mochte einen eigenartigen Sinn für Humor haben, aber sein alter Studienfreund hätte ihm nie im Leben eine Irre geschickt, die mit Waffen spielte. »Wer zum Teufel bist du?«
»Ich bin Kadra.« Fast hätte sie entnervt geseufzt. Wie oft sollte sie das noch wiederholen? Vielleicht hatte der
Harfenspieler das Gedächtnis verloren. Mitfühlend reichte sie ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Die Dämonenjägerin. Ich bin hier, um zu jagen und damit mein Schicksal zu erfüllen. Auch wenn uns beiden das nicht gefällt, musst du mir zur Seite stehen.«
»Gib mir die Pistole, Kadra.«
»Das ist eine gute Waffe.«
»Ja, es ist eine gute Waffe, und sie gehört mir.«
Ihre Lippen verzogen sich schmollend. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Wir werden darum kämpfen.«
»Im Augenblick bin ich im Nachteil.« Betont langsam stand er auf und redete dabei besänftigend auf sie ein. »Du
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