Königin für eine Nacht?
kommt schon einem Schock gleich. Athen ist mir völlig fremd, und nach dem zu schließen, was ich bisher davon gesehen habe, eine große, unübersichtliche Stadt, die vor Leben und Aktivität nur so brodelt. Wahrscheinlich werde ich mich hier rettungslos verlaufen.“
„Das steht kaum zu befürchten, weil du das Apartment nie allein verlassen und Athen auf eigene Faust erkunden wirst“, erinnerte Nikos sie kühl und bekam zum ersten Mal eine Ahnung davon, wie es sich für die behütete Prinzessin anfühlen musste, ihre geliebte Insel so einfach zu verlassen, um ihm zu folgen. „Aber ich werde mein Bestes tun, damit du dich hier so schnell wie möglich zu Hause fühlst“, fügte er freundlicher hinzu. „Eine Hochzeitsreise habe ich zwar nicht geplant, mir aber ein paar Tage freigenommen, um dich mit deiner neuen Heimat etwas vertrauter zu machen.“
Kitty musterte ihren Gatten mit einer Mischung aus Erstaunen, Zurückhaltung, Erwartung und … Freude?
Zum ersten Mal in seinem Leben war Nikos sich unsicher darin, wie er eine Frau behandeln sollte. Aber Kitty war ja auch nicht eine von seinen Gespielinnen, die mit den Regeln einer für beide Seiten zufriedenstellenden Liaison vertraut waren. Sie war seine Frau und würde bald auch die Mutter seines Kindes sein.
„Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern Abend gesagt hast“, erklärte er ruhig. „Und um des Babys willen gebe ich dir recht darin, dass wir uns wirklich erst besser kennenlernen und … Freunde werden sollten.“
Freunde? Nur Freunde …?
So hatte sie das nicht gemeint! Aber wie denn?, fragte sie sich selbst ratlos und versuchte, sich ihre Verwirrung und Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Und was dein Gefühl betrifft, dass dir die Schwangerschaft noch irgendwie unwirklich erscheint, wird das bestimmt verschwinden, wenn wir erst bei einem Gynäkologen waren“, versuchte er, sie aufzumuntern. „Ich habe bereits mit dem besten Kontakt aufgenommen, und er hat eine große Ultraschalluntersuchung vorgeschlagen, um deine Ängste zu besänftigen und den voraussichtlichen Geburtstermin zu errechnen.“
„Das sollte auch ohne Untersuchung kein Problem sein“, erinnerte Kitty ihn trocken und versuchte, Nikos’ dominanten Part in ihrer Schwangerschaft zu verdauen, den er gerade angekündigt hatte und offenbar auch gleich umsetzen wollte. „Es gibt nur einen Tag, an dem ich …“
Errötend brach sie ab und fragte sich zum x-ten Mal, warum sie ihren Mann gestern Abend abgewiesen hatte. Es war ihre Hochzeitsnacht gewesen! Angeblich das schönste Erlebnis im Leben einer glücklichen Braut!
Nikos konnte nicht wissen, wie groß ihre Schüchternheit war, wenn es um derartige Dinge ging, und wie viel Angst sie davor hatte, ihren Körper zu zeigen, nachdem Vasilis …
Plötzlich kam es ihr vor, als habe sie ihn betrogen, gleich nach ihrer Hochzeit! Aber wenn Nikos deswegen verstimmt war oder Ungeduld empfand, versteckte er es zumindest sehr gut. Dankbar erwiderte Kitty sein Lächeln.
„Also? Was würdest du heute gern unternehmen?“, fragte er weich, ohne auf ihre offenkundige Verlegenheit einzugehen. „Ich könnte dir die besten Plätze zeigen, um in Athen einkaufen zu gehen.“
„Wenn wir uns wirklich besser kennenlernen wollen, solltest du wissen, dass ich nichts mehr hasse, als einkaufen zu gehen“, verriet ihm Kitty mit neu gewonnener Courage. „Ich würde Athen lieber auf eine ganz andere Weise entdecken. Hast du eigentlich schon immer hier gelebt?“
„Ja.“ Sein Lächeln schwand. „Aber die Straßen, in denen ich aufgewachsen bin, gehörten nicht zum Touristengebiet. Ich bin sicher, du wünschst keine Sightseeingtour durch die Slums, oder?“
Schämte er sich etwa seiner Herkunft? „Du bist nicht verantwortlich für die Umgebung, in die du hineingeboren wurdest, genauso wenig wie ich“, sagte sie ruhig. „Aber du darfst stolz auf das sein, was du aus eigener Kraft erreicht hast. Immerhin bist du einer von Griechenlands erfolgreichsten Geschäftsleuten.“
Nikos hob achtlos die Schultern, doch ihr unerwartetes Lob tat ihm gut. Sein geschäftlicher Aufstieg war wirklich phänomenal, trotzdem drängte es ihn immer zum nächsten Deal, eine Sprosse nach der anderen die steile Karriereleiter hinauf. Ja, er war stolz darauf, es vom Getto-Kid bis an die Spitze geschafft zu haben. Doch dieses Gefühl hatte er bisher mit niemandem geteilt.
Kitty schaffte es mit wenigen Worten, dass er sich gut fühlte, und Nikos dämmerte
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