Königin für eine Nacht?
neuen Heimat wahnsinnig aufregend findest, agapi mou “, murmelte Nikos mit sanftem Spott und einem Anflug von Ungeduld, woraufhin sich Kittys Röte noch vertiefte. Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, bevor sie scheu den Blick senkte.
Anfangs sah Nikos ihre Weigerung, mit ihm zu schlafen, als ein weiteres perfides Spiel an, um ihn noch leichter um den Finger zu wickeln. In der Vergangenheit hatte es genügend Frauen gegeben, die Sex – oder Sexentzug – bewusst als Waffe gebrauchten, um ihren Willen durchzusetzen, und daher nahm er an, bei Kitty sei es nicht anders.
Doch in den vergangenen Tagen hatte er seine Meinung revidieren müssen. Kitty war anders als alle Frauen, die ihm bisher begegnet waren, daran gab es keinen Zweifel. Ebenso wenig wie daran, dass sie ihre Scheu und Zurückhaltung nicht spielte.
„Wenn du dich langweilst, können wir auch gehen, Nikos“, schlug sie angesichts seiner düsteren Miene vor.
„Ich bin nicht im Mindesten gelangweilt, agapi mou “, versicherte er reuig. „Deine Kenntnis in Sachen Geschichte und Altertum ist erstaunlich. Du bist viel unterhaltsamer und faszinierender als jeder geschriebene Fremdenführer.“ Erstaunt merkte Nikos, dass er damit absolut die Wahrheit sagte. Er genoss es, Kitty zuzuhören und immer mehr Details über ihre Arbeit für das Museum in Aristo zu erfahren. Ihre Intelligenz und umfassende Bildung nötigten ihm Bewunderung ab, und ihre Begeisterung wirkte ansteckend und war für ihn ein absolutes Novum.
Nikos musste sich eingestehen, dass er bisher so gut wie nie eine Frau getroffen hatte, mit der er ein bedeutsames Gespräch zustande gebracht hätte. Seine Exgeliebten waren meist bekannte Models gewesen, die sich nur für den neuesten Gesellschaftsklatsch interessierten und die er einfach hatte drauflosplappern lassen, um die Zeit zwischen Dinner und Bett zu überbrücken.
Nur bei Kitty durfte er dem drängenden Verlangen seines Körpers nicht nachgeben und sie in sein Bett entführen. Er konnte einfach nicht verstehen, warum sie sich dagegen wehrte, obwohl er sicher war, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie. Darüber nachzugrübeln hatte ihn die letzten Nächte kaum schlafen lassen. Trotzdem war er immer noch entschlossen, weiter abzuwarten und auf das leiseste Zeichen zu achten, das ihm verriet, dass sie ihre Meinung geändert haben könnte …
„Fein!“, freute sich Kitty über sein Kompliment. „In der nächsten Halle gibt es nämlich tatsächlich etwas, das ich dir unbedingt noch zeigen möchte“, verriet sie ihm, während sie weiter durch die Ausstellung schlenderten und schließlich vor einer beleuchteten Glasvitrine haltmachten. „Diese kleine Figur ist etwa fünfhundert Jahre vor Christi Geburt entstanden und wurde vor ungefähr zwanzig Jahren auf Aristo ausgegraben … in dem kleinen Fischerdorf Varna.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. „Du hast mir doch erzählt, dass die Familie deiner Mutter von dort stammt, und ich dachte, es würde dich interessieren, ein Stück Geschichte aus deiner Heimat zu sehen.“
„Heimat?“ , stieß Nikos bitter hervor. „Ich habe meine Verwandten aus Varna nie kennengelernt. Meine Großeltern brachen jeden Kontakt zu ihrer einzigen Tochter ab, als sie von der Schwangerschaft meiner Mutter erfuhren. Ich nehme nicht einmal an, dass sie je ein Bild von mir gesehen haben.“
„Trotzdem liegen deine Wurzeln in Aristo“, beharrte Kitty sanft. „Ebenso wie meine. Ich dachte, es sei eine nette Geschichte, die wir unserem Kind eines Tages erzählen könnten …“
Als sie aus dem Museum traten, warteten bereits die Paparazzi auf sie. Ein Grüppchen von fünf oder sechs mit Kameras bewaffneten Fotografen saß rittlings auf startbereiten Motorrädern und knipste ohne zu zögern los, trotz Nikos’ wütendem Protest.
„Jemand muss den Wagen erkannt und ihnen einen Tipp gegeben haben“, grollte Stavros, der ihnen die hintere Tür aufhielt und, sobald sie saßen, um die Limousine herumlief, sich ans Steuer setzte und zügig aus der Parkbucht ausscherte.
„Dann wird es Zeit, den Wagen zu wechseln“, murmelte Nikos gepresst und beobachtete durch die Heckscheibe die Kolonne von Zweirädern, die ihnen dicht auf den Fersen war. Er war zwar seit Jahren an ein gewisses Medieninteresse gewöhnt, doch die Nachricht von seiner Heirat mit einer Prinzessin ging an einem einzigen Tag um die ganze Welt, und seitdem waren Bilder von Kitty und ihm Garanten für astronomische
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