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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Henry durch die Auflösung der Klöster und Abteien aneignete, zum Nutzen und zum Gebrauch der Landbevölkerung. Auf alle Ewigkeit. Und drittens wünschen Wir die Stiftung von Schulen, in denen die Kinder der Armen nicht mit Brutalität und Schlägen, sondern mit Liebe und Verständnis erzogen werden. Wir legen diese letzte Angelegenheit in die Hände Unseres Vaters, des Herzogs von Suffolk. Er möge sofort mit dieser Aufgabe beginnen.«
Scharf zog Henry Grey die Luft ein. Ein rascher Blick, den er mit John Dudley wechselte, sagte ihm, was dieser von den ungeheuerlichen Forderungen Janes hielt.
»Da hätten wir auch gleich Mary zur Königin machen können, wenn wir nun doch wieder alles verlieren sollen«, raunte der Herzog von Shrewsbury Lord Thomas Fenton zu.
»Erhebt Ihr Einwände gegen Unsere Wünsche, Mylord Shrewsbury?«, fragte Jane, der das Getuschel nicht entgangen war.
Bevor der verlegene Herzog antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen, und ein Mann stürmte herein.
»Wer zum Teufel wagt es …?«, rief John Dudley, erkannte dann aber in dem schmutzigen und abgerissenen Ankömmling seinen Sohn. »Robert! Was ist geschehen?«
»Lady Mary … sie ist entkommen …«, keuchte er. Jemand reichte ihm einen Krug Bier, den Robert Dudley in einem Zug leerte.
»Sir Robert, kommt her und berichtet, was geschehen ist!«, befahl Jane.
Robert näherte sich zögernd, den Blick auf seinen Vater gerichtet, der hilflos mit den Schultern zuckte. Nun hatte Jane davon erfahren, ein Versuch, die Sache zu verheimlichen, war sinnlos.
»Euer Gnaden«, Robert beugte das Knie, »ich hatte den Befehl, Lady Mary gefangen zu nehmen, da sie als Eure Widersacherin gilt. Sie hat von dieser Absicht Kenntnis erhalten, und es ist ihr gelungen zu fliehen. Jetzt hat sie sich mit vielen Freunden und Bekannten in Schloss Framlingham verschanzt und sich dort selbst zur Königin proklamiert.«
»Was?« Jane glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Wann wurde der Befehl gegeben, Lady Mary zu verhaften?«
Robert sah unsicher von Jane zu seinem Vater. Dudley räusperte sich und antwortete: »Unmittelbar nach des Königs Tod, Euer Gnaden.«
»Also zu einer Zeit, als ich nach Edwards Willen bereits Königin war. Auch wenn ich selbst davon noch nicht in Kenntnis gesetzt worden war – hätte man nicht erst meine Zustimmung einholen müssen? Wer gab Euch den Befehl, Lord Robert?«
»Ich, Euer Gnaden«, antwortete Dudley mit sichtbarem Unbehagen. Er zerrte am Halsausschnitt seines Wamses, das ihm plötzlich seltsam eng vorkam. »Ich hielt es für notwendig, sofort zu handeln, um Eure Sicherheit zu gewährleisten.«
»Es ist mir bekannt, dass Euch die Sicherheit des Herrschers sehr am Herzen liegt, Mylord Northumberland«, sagte Jane zynisch. »Hängt doch von meinem Wohl auch Euer Stand, wenn nicht sogar Euer Leben ab, nicht wahr? Oder was, meint Ihr, wird Lady Mary mit Euch tun, wenn sie erfährt, welche Intrige Ihr gesponnen habt?«
»Euer Gnaden, ich muss doch sehr bitten …«
»Schweigt, Mylord.« Jane wandte sich an den restlichen Thronrat. »Meine Herren, Ihr könnt gehen. Bis auf Lord Suffolk, meinen Vater, und Sir Guildford, meinen Mann. Und auch Ihr, Lord Robert, bleibt hier.« Als sich die Männer, die meisten von ihnen erleichtert, zurückgezogen hatten, musterte Jane den Rest kühl. »Und? Was gedenkt Ihr jetzt zu tun, Mylord Dudley?«
»Wenn ich etwas anmerken dürfte, Euer Gnaden?«, fragte Sir Robert. Jane gewährte es ihm mit einem Nicken. »Auf meinem eiligen Ritt hierher konnte ich feststellen, dass immer mehr Menschen zu Schloss Framlingham ziehen, um sich dort Lady Mary anzuschließen. Auch werden auf den Straßen immer mehr Rufe nach Königin Mary laut.«
Jane nickte. Nur zu deutlich konnte sie sich an das Verhalten des Volkes bei ihrem Einzug und bei der Proklamation erinnern.
»Darauf kann es nur eine Antwort geben!«, polterte Dudley.
»Ihr meint, einen Brief?«, fragte Jane.
»Nein, eine Armee.« Er wandte sich an Henry Grey. »Wie schnell könnt Ihr Truppen aufstellen?«
Janes Vater zögerte kurz, sagte dann aber: »Drei Tage.«
»Gut, beginnt sofort mit Euren Vorbereitungen. Der Kronrat wird zustimmen«, befahl Dudley.
»Mylord, Ihr vergesst, dass
Wir
bisher nicht zugestimmt haben.«
Guildford kam nicht umhin, seine Frau für ihre königliche Haltung zu bewundern. In den letzten zwei Tagen wurde ihm immer mehr bewusst, dass er sie offenbar unterschätzt hatte.
»Jane, mein Vater meint es nur gut. Dein Vater ist bestens dafür

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