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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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getäuscht. So blieb ihr nichts anderes übrig, als selbst ihre Decken auf dem Boden auszubreiten.
Norman erkannte ihre Müdigkeit, darum schlug er vor: »Ich werde zuerst Wache halten, dann werde ich dich wecken, und du übernimmst den Rest der Nacht.«
Antonia nickte und rollte sich in die Decke ein, einen Augenblick später war sie eingeschlafen.
    Sie erwachte, als jemand sie kräftig an der Schulter rüttelte. Schlaftrunken öffnete sie die Augen und sah direkt in Normans Gesicht. Am Horizont dämmerte der Morgen.
»Muss ich jetzt Wache halten?«, murmelte sie und rieb sich beide Augen.
»Das ist nicht mehr nötig, wir reiten unverzüglich weiter. Du hast geschlafen wie ein Murmeltier, es war mir nicht möglich, dich zu wecken.«
»Heißt das, dass Ihr … äh, dass du die ganze Nacht gewacht hast?«, fragte Antonia schuldbewusst. »Dann musst du ja schrecklich müde sein.«
Brummend bestieg Norman sein Pferd. »Ein Mann hält es schon mal aus, einige Nächte nicht zu schlafen.« Sein Blick lag abschätzend auf Antonia. »Darum ziehen ja auch Männer in den Krieg und keine Frauen!«
Antonia verzichtete auf eine Antwort, obwohl ihr so allerhand auf der Zunge lag. Aber es wären keine Nettigkeiten gewesen, und sie wollte den Tag nicht mit einem Streit beginnen.
Auch während des nächsten Tages sprachen sie nur das Nötigste. Antonia fragte sich, warum Norman sie unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte, wenn er sie jetzt wie Luft behandelte. Sie brachen bei Morgengrauen auf, rasteten um die Mittagszeit und suchten sich am Abend einen geeigneten Platz zum Schlafen. Je weiter sie nach Norden kamen, desto wechselhafter und kühler wurde das Wetter. So übernachteten sie häufig in verlassenen Ställen oder Heuschobern am Wegesrand. Ab und zu sahen sie aus der Ferne Reitertruppen der Königin durch das Land ziehen, um die sie einen großen Bogen machten. Aber niemand wollte etwas von ihnen, und Norman fragte sich, ob man die Suche nach Antonia vielleicht schon aufgegeben hatte. Die Königin hatte sicher andere Probleme zu lösen, als sich um eine entflohene schwache Frau zu kümmern. Bei dem Gedanken
schwache Frau
huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Antonia war alles andere als schwach. Auch wenn sie abends erschöpft und müde war, so murrte sie niemals, wenn sie den ganzen Tag im Sattel saßen und sich bei Regen und Sturm über die aufgeweichten Wege kämpften.
Einige Meilen hinter Oxford schlug Norman vor, die kommende Nacht in einem Gasthof zu verbringen. »Die Pferde brauchen ein paar Tage Ruhe, und uns schadet eine Pause auch nicht.«
»Ist es denn klug, in einem Dorf Unterschlupf zu suchen?«, bezweifelte Antonia. »Ist die Gefahr, erkannt zu werden, nicht zu groß?«
»Wenn überhaupt, dann suchen sie nach einer Frau und einem alten Mann. Nein, wir müssen es riskieren.«
Norman verschwieg, dass er sich nach einem Krug mit starkem, dunklem Bier sehnte. Obwohl er dem Alkohol nie regelmäßig zugesprochen hatte, war der Genuss von Flusswasser auf die Dauer etwas langweilig.
Der kleine Weiler bestand aus einer normannischen Kirche mit einem klobigen Turm, ein paar verstreuten Gehöften und einem Gasthaus, das zwar klein, aber gepflegt aussah. Sie erhielten problemlos ein Zimmer, ein Knecht führte die Pferde in den Stall und versprach, sie ordentlich mit Hafer zu versorgen.
Nachdem sie ihre Sachen in das Zimmer gebracht hatten, schaute sich Antonia stirnrunzelnd um. »Warum haben wir nicht zwei Zimmer genommen? Das Wirtshaus scheint mir leer zu sein.«
Norman seufzte und rollte mit den Augen. »Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich uns als Brüder vorgestellt, die auf der Reise zu den Verwandten eines verstorbenen Onkels sind. Wie sollte ich dem Wirt glaubhaft versichern, dass Brüder in getrennten Räumen nächtigen wollen?«
»Du hättest zum Beispiel sagen können, dass du schnarchst und ich deswegen keinen Schlaf finden kann«, konterte Antonia.
Mit funkelndem Blick trat Norman direkt vor sie und sah auf sie hinab. »Etwas Dümmeres kommt dir nicht in den Sinn, was? Außerdem sind unsere finanziellen Mittel begrenzt. Die zwei Tage hier reißen ein großes Loch in unsere Barmittel. Du wirst es schon zwei Nächte mit mir zusammen in einem Raum aushalten, Anthony.«
Antonia schmerzte, dass Norman sie seit Tagen wie selbstverständlich mit
Anthony
ansprach. Nun, er hatte sicherlich Recht mit seiner Behauptung, dass es so besser sei, um sich nicht zu versprechen, wenn andere Menschen in ihrer Nähe

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