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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Bar und Charing Cross, einer Gegend, die sich unter König Henry zur besten der ganzen Stadt entwickelt hatte und wo sich ein herrschaftliches Haus an das nächste reihte.
»Vielleicht bekommen wir unsere alten Zimmer wieder.« meinte Jane und packte vorsichtig ihr Festtagskleid in eine Leinenhülle ein.
»Es ist doch sehr großzügig, dass der Herzog von Northumberland deiner Familie sein Haus zur Verfügung stellt«, bemerkte Antonia.
Jane hielt in ihrer Tätigkeit inne. »Antonia, ich fürchte mich vor diesem Mann. Er hat so etwas … Diabolisches an sich. Wenn er mich aus seinen schwarzen Augen ansieht, dann ist es, als streiche ein kühler Hauch über meine Haut, ganz so, als stünde ich vor einer offenen Gruft.«
»Jane, du siehst Gespenster!« Liebevoll umarmte Antonia die Freundin. »Hier sind wir unter uns, da kann ich dir gerne gestehen, dass John Dudley auch mir unsympathisch ist. Zum Glück habe ich nicht viel mit ihm zu tun, obschon mein Vater mit ihm befreundet ist. Wenn ich daran denke, dass er beinahe mein Schwiegervater geworden wäre …« Antonia schüttelte sich wie ein nasser Hund und rollte dabei so drollig mit den Augen, dass Janes trübe Gedanken verschwanden und sie laut auflachte.
»Dann wärst du jetzt eine Lady Dudley und würdest in Chelsea residieren, und ich müsste dich um freundliche Aufnahme bitten.«
»Nun, Lord Dudley weilt die meiste Zeit am Hof. Ich glaube nicht, dass wir ihn oft zu Gesicht bekommen werden. Er kümmert sich sehr um den König, nicht wahr?«
Erneut fiel ein Schatten über Janes Gesicht. »Edward vertraut ihm wie keinem anderen Menschen zuvor. Aber, Antonia, ich mache mir Sorgen um Edward. Ich fürchte, dass er ernsthaft krank ist, wenngleich Dudley behauptet, Edward sei nur müde und überarbeitet.«
Zum ersten Mal seit dem Vorfall im Park von Greenwich sprach Jane über ihre Sorge um Edward.
Antonia nickte verstehend. »Der König ist immer sehr blass«, erinnerte sie sich an die Feste und Bankette, bei denen Edward wie ein alter, kranker Mann in seinem großen Stuhl versunken war. »Weißt du, ob er immer noch so stark hustet?«
Kurz nach seinem Zusammenbruch Anfang Januar hatte Edward über Schmerzen in der Lunge geklagt, verbunden mit einem keuchenden Husten. Zwar tat der Kronrat alles, nichts über des Königs Gesundheitszustand nach außen dringen zu lassen, aber unter den Dienstboten blühte der Klatsch und Tratsch. Jane waren die abenteuerlichsten Geschichten, wie etwa, dass dem König jeden Morgen hellrotes Blut wie ein Sturzbach aus der Kehle sprudelte, zu Ohren gekommen.
»Ich weiß, dass das nicht stimmt, aber man lässt mich nicht zu ihm«, jammerte Jane. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Edward mich nicht sehen will. Aber ich werde jedes Mal abgewiesen, wenn ich an seinen Gemächern vorstellig werde.«
»Was sagt dein Vater dazu? Er ist ein Mitglied des Kronrats und steckt dauernd mit Dudley zusammen. Er weiß bestimmt, wie es wirklich um den König bestellt ist.«
»Ich bin die Letzte, der Vater etwas anvertrauen würde, ebenso wenig meine Mutter. Sie hat uns Mädchen zwar geboren, aber am liebsten ist ihr, wenn sie kaum etwas mit uns zu tun hat.«
Besorgt drückte Antonia Jane an sich. Sie konnte ihr keinen Trost spenden. Die Greys, vor allem Frances, kümmerten sich zwar in materieller Hinsicht um Jane, aber sonst gab es keinerlei Vertraulichkeiten, und Antonia fragte sich nicht zum ersten Mal, warum Menschen Kinder in die Welt setzten, wenn diese ihnen gleichgültig, ja sogar lästig waren. Wieder brachte sie das Gespräch auf Edward: »Der Winter ist kalt und streng. Viele Menschen plagen sich in dieser Jahreszeit mit hartnäckigen Erkältungen. Der König ist jung, und sobald das Frühjahr kommt, wird er auch wieder ganz gesund. Bestimmt!«
Antonia hatte mit mehr Überzeugung gesprochen, als sie tatsächlich fühlte. Edward war noch nie ein kräftiger Junge gewesen. Seit seiner Geburt kränkelte er, und mit zunehmendem Alter wurde es nicht besser.
»Antonia …«, Janes große graue Augen richteten sich mit einem verzweifelten Blick auf die Freundin, »ich liebe ihn so sehr! Ich könnte es nicht ertragen, wenn Edward etwas zustieße!«
»Pst, Jane. An so etwas dürfen wir gar nicht denken! Wenn du in Chelsea bist, wirst du Edward bestimmt häufig sehen, mit ihm auf die Jagd gehen und mit ihm tanzen. Aber jetzt müssen wir uns sputen – unten verladen sie das Gepäck bereits auf die Wagen.«
Jane fühlte sich durch Antonias Worte nur wenig

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