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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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lassen.
    Deshalb
blickte auch Mirella hinaus. Dario ging langsam wie einer, der kein
Ziel hatte. Oder auf jemanden wartete.
    Mirella
klopfte gegen das Holz, um Fabrizios Aufmerksamkeit zu erringen.
Vorsichtig streckte sie den Kopf ein wenig hinaus. „Halt an!
Dario hat es sich anders überlegt.“
    Fabrizio
parierte die Pferde mit einem Fluch. „Die Gäule werden
eine Lungenentzündung kriegen.“
    „Dario
auch“, rief Stefania.
    Mirella
beobachtete ihn durch das rückwärtige Fenster. Er schien
noch langsamer als zuvor zu gehen. Jetzt erst hatte er das Ende der
Schlossfassade erreicht. Nun blieb er sogar stehen,
    Von
der Seite kam ein Mann in einem schwarzen Umhang, die Kapuze tief ins
Gesicht gezogen. Der Mann ging auf ihn zu. Mirella schien, als
strecke Dario eine Hand aus, aber die Umhänge verbargen, was
genau sie taten.
    Als
der Mann sich abwandte, zeigte das Profil für einen Moment die
unverkennbare Geiernase von Edoardo. Die beiden hatten tatsächlich
mehr miteinander zu schaffen als sie wissen lassen wollten.
    Edoardo
ging zurück in die Gasse und Dario lief weiter in ihre Richtung.
Als er die Kutsche fast erreicht hatte, beugte Mirella sich hinaus.
„Fährst du nun mit uns?“
    „Ich
habe dir doch gesagt, dass ich noch etwas vorhabe.“
    „Hast
du das nicht soeben erledigt?“
    „Wie
meinst du das?“
    „Edoardo;
was wollte er von dir?“
    „Mir
die Handschuhe bringen, die ich vergessen habe.“
    „Aber
du hattest doch gar keine an“, rief Stefania verblüfft
aus.
    „Eben.
Ich hatte sie bei unserem letzten Spiel liegen lassen.“ Dario
hob winkend den Arm. „Fabrizio, bring die Signorine nach
Hause.“
    Fabrizio
fuhr an, während Dario darauf zu warten schien, dass sie aus
seinem Gesichtsfeld verschwanden.
    Nachdem
sie ihn nicht mehr sah, sagte Mirella: „Er hat gelogen. Und er
hat auf Edoardo gewartet; dessen bin ich mir sicher.“
    „Aber
warum?“
    „Das
müssen wir herausfinden. Ich fürchte, er bringt sich in
größte Gefahr.“
    „Er
scheint nichts gelernt zu haben.“ Stefania standen Tränen
in den Augen. Vielleicht begann sie nun doch zu begreifen, dass sie
Dario zügeln musste.
    Mirella
nahm sie in die Arme. „Du wirst ihn schon noch bekommen; mach
dir nicht zu viele Sorgen.“
    „Aber
du machst dir auch Gedanken.“
    Mirella
seufzte. „Wohl wahr. Es ist unübersehbar, dass er etwas
ausheckt. Bring ihn davon ab; du kannst es.
    „Ich
frage mich, was aus dieser Stadt wird, wenn die Franzosen abziehen
müssen.“
    Mirella
knurrte. „Es wird wieder Frieden geben; aber was für
einen. Vater ist voller Zorn. Die Spanier werden uns büßen
lassen für die Schmach.“
    „ Cara ,
dich wird die Ehe mit Felipe schützen.“
    Mirella
blickte aus dem Fenster hinaus auf die zerschossenen Getreidelager an
der Porta Reale . „Ich will ihn schon lange nicht mehr.“
Sie wandte sich Stefania zu, zögerte dann doch noch einen
Moment. „Ich liebe ihn nicht.“
    „Aber
warum wolltest du ihn dann heiraten?“
    „Ich
war bezaubert von seiner Liebe. Und von dem Glanz, den er in mein
biederes Leben brachte.“
    „Und
das war dir genug?“
    Mirella
lachte plötzlich über Stefanias entsetztes Gesicht. „Es
schien mir das Beste, was ich kriegen konnte.“
    „Was
sagen deine Eltern dazu? Wissen sie es?“
    „Vater
weiß es nicht. Und Mutter – man sollte es nicht für
möglich halten; aber sie ist einverstanden.“
    „Das
ist das Entscheidende.“
    „Ich
hätte nie erwartet, dass sie in dieser Beziehung der deinen
gleicht.“
    „Alle
guten Mütter gleichen einander – in dieser Hinsicht
jedenfalls.“
    Stefania
starrte hinaus in den Regen. Die Wolken hatten sich tiefer gesenkt
und verhüllten die Spitze des Vesuvs. Die fernen Lichter an den
Hängen zeichneten bizarre Linien hinein und ließen sie
lebendig erscheinen. „Hast du das Grollen gehört in den
letzten Tagen?“
    „Das
war nicht der Berg; das waren die Kanonen.“
    „Ich
bin mir nicht so sicher.“
    Mirella
schüttelte den Kopf. „Der letzte Ausbruch ist noch nicht
lange her; so bald schon wird es keinen neuen geben.“
    „Was
haben wir schon in der Hand; nichts als unser Wollen. Der Berg gibt
nichts darauf.“ Die Kutsche kam zum Stehen und sie griff nach
der Klinke. „Und manch anderer auch nicht.“ Sie neigte
ihren Kopf zu einem Kuss für Mirella; dann sprang sie hinaus,
ehe Fabrizio den Kutschbock hinuntergestiegen war.

    ***

    Gegen
Morgen erwachte Mirella. Die Treppe knarrte unter einem leisen
Schritt. Sie

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