Königliche Republik (German Edition)
machen?“
„Nicht
jetzt.“ Enzo bewegte die Schultern langsam vor und zurück.
„Morgen werden uns alle Knochen weh tun. Bereite die Badestube
vor.“ Er wedelte Mirella in ihr Zimmer zurück. „Schlaf
weiter.“
Gehorsam
schloss sie die Tür von innen und blieb dann lauschend stehen.
Als die Scharniere von Enzos Tür quietschten, begann sie zu
zählen. Bei Hundert schlüpfte sie hinaus und schlich mit
zusammengebissenen Zähnen zu Dario.
Er
stand mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel und wusch sich
vorsichtig die Armwunde aus.
„Ich
helfe dir.“ Mirella nahm ihm das Tuch ab und tauchte es ins
warme Wasser. „Wie ist das passiert?“
Dario
verzog das Gesicht, als sie das Tuch auf die Wunde drückte. „Die
Seidenweber. Sie glauben, wenn sie uns ruinieren, könnten sie
ihre Stoffe teurer verkaufen.“
„Aber
es ist doch so.“
„Im
Gegenteil! Wenn der Zwischenhandel ausgeschaltet ist, werden die
Spanier ihre Stoffe direkt aus Florenz beziehen. Dann wird der Druck
noch größer.“
„Ich
verstehe.“ Aber sie verstand nicht wirklich. Sie zog eine
Schublade der Kommode auf, um nach einem Leinen zu suchen, mit dem
sie ihn verbinden konnte.
Er
hielt sie fest. „Hier findest du nichts.“
Schnell
schloss er die Lade wieder, aber sie hatte doch gesehen, dass
zwischen der Wäsche zwei Briefe lagen, die eine Wappenkrone
trugen.
Sie
grinste. „Du hast Stefanias Liebesbriefe schlecht versteckt.“
Einen
Moment lang wirkte er verblüfft; dann nickte er lächelnd.
Aber er blieb angespannt. „Mag sein. Aber Gina würde
niemandem ein Wort sagen und Mamma betritt mein Zimmer nicht mehr.“
Irgend
etwas kam ihr merkwürdig vor; er krächzte nicht nur vor
Müdigkeit. „Oder sind diese nicht von Stefania?“
„Dann
hätte ich einen wirklichen Grund, sie zu verstecken; meinst du
nicht?“ Er öffnete den Schrank und holte ein Laken heraus.
„Nimm das.“
Mirella
riss zwei breite Streifen ab und faltete sie zusammen, sodass die
ausgefransten Kanten nach innen zu liegen kamen. Dario streckte den
Arm aus und sie begann, einen Streifen über die Wunde zu
wickeln.
Die
Enden des Leinenstreifens verknotete sie über der Schulter. Dann
nahm sie einen zweiten Streifen und probierte aus, ob er lang genug
war, dass Dario den Arm in einer Schlinge tragen konnte.
„Zieh
etwas über.“ Das zerrissene Hemd lag zusammengeknüllt
auf dem Fußboden. Mirella drehte sich um und ehe Dario sie
daran hindern konnte, hatte sie die Kommode geöffnet und zog mit
einer flinken Bewegung ein neues heraus. Einer der Briefe fiel dabei
zu Boden. Das Wappen auf dem Brief war nicht das der Oliveto. Sie
legte ihn wieder in die Kommode. „Du solltest ihn doch
verstecken.“
„Warum?
Nach dem Überfall auf unser Kontor wird in diesem Haus niemand
mehr auf Seiten der Aufständischen stehen.“ Er zog sich
das Hemd über den gesunden Arm und ließ sich von Mirella
in den anderen helfen.
„Aber
mit Vater hast du dich eben gestritten: Zumindest er teilt deine
Meinung nicht.“
Er
seufzte. „Wann sind wir uns schon einmal einig gewesen?“
Sie
setzte sich mit ihm aufs Bett und schnürte ihm das Hemd zu. „Der
Herzog von Maddaloni – was tut er in Pizzofalcone?“
Er
sah ihr schweigend zu, als wüsste er darauf keine Antwort.
„Er
scheint im Gallo bianco ein und aus zu gehen.“
Wieder
sagte Dario nichts dazu.
„Du
und Maddaloni, ihr plant etwas. Die Briefe sind nicht von Stefania.“
„Du
musst nicht alles wissen.“
„Ich
kann dir helfen.“ Sie berührte vorsichtig seinen Arm. „Es
wird eine Weile dauern, bis du ihn wieder gebrauchen kannst.“
„Ich
fechte mit der Linken fast ebenso gut.“
Erschrocken
ließ sie das Bändel los, das sie gerade zubinden wollte.
„Fechten?“
Dario
nickte. „Auf den Vizekönig können wir uns nicht
verlassen. Seine Truppen sind fett geworden und überdies längst
mit den Neapolitanern verbrüdert. Die Barone dagegen wollen und
können dem Spuk ein Ende bereiten.“
„Und
du machst mit?“ Ihr stockte der Atem. „Aber die Menschen
haben doch recht, wenn sie sich gegen die Steuern wehren.“
Er
hob ihr Gesicht zu sich empor und sah sie forschend an. „Bist
du nicht mit einem Spanier verlobt?“
Sie
stieß seine Hand beiseite. „Was hat das damit zu tun?“
„Haben
sie auch recht, wenn sie Vaters Lager anzünden?“
Mirella
senkte den Kopf.
„Als
nächstes vielleicht unser Haus?“
„Nein.“
„Ohne
die Spanier ... Ohne sie haben wir keine Zukunft.“
„Wer
weiß,
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