Königliche Republik (German Edition)
Moment den Geruch des Rauchs,
der zu ihnen herüber wehte. Ob Felipe sie auch so küssen
würde?
Sie
packten ihre Eimer und liefen zu den Helfern an die Kaimauer.
Immer
wieder blickte Mirella sich suchend um, während sie Eimer um
Eimer weiterreichte, die Cesare und ein zweiter Mann aus dem Meer
hochzogen. Aber sie sah weder Varese noch Dario oder Enzo.
Dann
gab es einen dumpfen Schlag wie bei einer Explosion. Cesare riss
Mirella zu Boden und warf sich über sie. Die brennende Fassade
des Lagerhauses stürzte nach vorn; laut prasselte eine
Stichflamme hoch. Eine Hitzewelle fegte über sie hinweg.
Als
Cesare sich zur Seite rollte und ihr auf die Beine half, brannten
ihre Knie. Aber sie scheute sich, die Röcke zu heben und
nachzusehen.
„Es
ist gefährlicher als ich dachte. Ich bringe Sie zur Kutsche
zurück.“
Nun
hatte sie nichts dagegen einzuwenden; es war eh alles verloren. Sie
gab ihm ihre Hand und bemühte sich, nicht zu hinken, als sie
neben ihm her ging. Er sollte sich keine Vorwürfe machen. Aber
als sie dann das Knie beugte, um in die Kutsche zu steigen, entfuhr
ihr doch ein Stöhnen. Er schien es jedoch nicht zu bemerken.
Cesare
lehnte sich an die Kutsche, den Blick zum Brandherd.
Vorsichtig
lupfte sie den Rock, damit der Stoff nicht an den aufgeschundenen
Knien festklebte. Ihre Schultern schmerzten von der ungewohnten Last
der unzähligen Eimer. Und sie war müde; sie wünschte
sich nur noch, auf der Stelle in ihr Bett kriechen zu können.
Es
war Nacht, als die Männer schließlich ihre Eimer
absetzten. Der Mond beschien einen rauchenden Trümmerhaufen, aus
dem das Skelett einzelner Balken in den Himmel ragte.
„Ob
sie etwas von den Waren retten konnten?“
Cesare
drehte sich zu ihr um. „Kaum. Was nicht verbrannt ist, wird das
Wasser ruiniert haben.“
Kurz
darauf kam Varese mit seinen Männern zurück. Er musterte
erst Cesare, dann Mirella und zog missbilligend die Augenbrauen
zusammen. Aber er sagte nichts, als er einstieg.
„Hat
Er Dario gesehen? Und Vater?“
Er
nickte. „Sie räumen auf, um Brandnester zu finden.“
Mirella
schluckte; dann wagte sie die Frage, die ihr auf dem Herzen brannte.
„Was ist übrig geblieben?“
Varese
strich mit dem Zeigefinger ihre Wange entlang. „Wo kommt die
Rußspur her?“
„Er
hat meine Frage nicht beantwortet.“
„Nichts,
Kind.“
***
Im
Morgengrauen kamen Dario und Enzo nach Hause. Sie schienen zu
streiten, als sie die Treppe hoch kamen.
Mirella
rutschte aus dem Bett und bückte sich nach ihren Pantoffeln. An
ihren Armen hingen Bleigewichte und jede Bewegung der Knie jagte ihr
einen stechenden Schmerz durch den ganzen Körper. Sie schlurfte
zur Tür und öffnete sie.
„Es
muss ein Ende haben!“ Dario hieb mit der Faust aufs Geländer.
„Wir
werden den Schaden irgendwie verschmerzen. Seien wir froh, dass es
keinen Toten gegeben hat.“
„Das
nächste Mal wird es einen geben. Oder das übernächste
Mal.“
Enzo
blieb am Treppenabsatz stehen. „Wenn du so denkst, dann müsste
dir daran gelegen sein, den Kompromiss mit dem Vizekönig
durchzusetzen. Statt ...“
„Vater?“
Mirella lehnte sich an den Türrahmen. „Geht es euch gut?“
„Wir
sind in Ordnung.“ Dario kam mit drei schnellen Schritten auf
sie zu. „Hast du auf uns gewartet?“
Sein
Gesicht war voller schwarzer Flecken; zögernd streckte sie die
Hand aus und strich darüber. Bloß Ruß. Erleichtert
atmete sie auf. Aber dann sah sie den Riss in seinem rechten Ärmel;
der Rand war blutverkrustet. „Du bist verletzt.“
Er
legte seine Hand auf den Riss. „Es ist nichts. Nicht jeder war
damit einverstanden, dass wir das Feuer löschen wollten.“
„Das
habe ich gesehen.“ Erschrocken presste sie sich die Hand auf
den Mund.
„Wie?“
Enzo trat auf sie zu und musterte sie. „Du warst dort?“
Erst
nickte sie eingeschüchtert; dann reckte sie das Kinn. „Eimer
schleppen kann ich auch! Signor Varese hat mich mitgenommen. Und
wieder nach Hause gefahren.“ Hitze stieg ihr ins Gesicht bei
der Erinnerung an Cesares Lippen auf ihrem Mund. „Einer seiner
Leute hat auf mich aufgepasst und dafür gesorgt, dass ich weit
genug weg bleibe.“
„Meine
tapfere Kleine. Dann musst du jetzt todmüde sein.“ Enzo
gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Geh wieder ins Bett.“
Gina
kam mit zwei dampfenden Wasserkrügen die Treppe hoch. „Ich
habe auf Euch gewartet, Padrone .“
Sie
ging zuerst in Enzos Schlafzimmer, dann in Darios. „Soll ich
mehr Wasser heiß
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