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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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betrifft.“
    „Nur,
dass wir sie derzeit kaum eintreiben können.“ Enzo schlang
ein Seil um die Truhe und zog sie zusammen mit einem der Helfer ganz
aus den Trümmern. „Einer der Nachbarn soll euch beim
Ausladen helfen. Lasst sie nur im Hof stehen; die ist später eh
nicht mehr zu gebrauchen.“
    Sie
luden die Truhe zu dritt in die Kutsche. Keiner achtete darauf, dass
sie dabei die Polster mit Ruß und Dreck beschmierten. Dann ließ
Enzo Mirella das Essen verteilen, das Fabrizio auf der Kaimauer
abgestellt hatte.
    Dario
nahm sein Brot von ihr entgegen und setzte sich neben Enzo auf die
Kaimauer. „Sei vorsichtig, wenn du nach Hause fährst.
Fahrt über den Pizzofalcone; es ist zwar ein Umweg und die
Pferde werden zu schaffen haben mit der schweren Truhe. Aber so
weicht ihr sicher der Miliz aus.“
    Mirella
glaubte zu begreifen, was er ihr sagen wollte. Aber in Enzos
Gegenwart tat sie besser daran, den Schein zu wahren. Konzentriert
schnitt sie weiter den Käse auf. „Warum sollte die Miliz
mir gefährlich werden? Ich bin doch kein Gabelliere .“
    „Vater
ist auch keiner; dennoch haben die Seidenweber unser Lager
angezündet.“
    „Annese
hat mehr vor als nur die Steuern abzuschaffen.“ Der Mann neben
Dario grinste breit. „Unsere Söhne werden nicht länger
in Flandern in einem Krieg sterben, der nicht der unsere ist.“
    Mirella
ließ das Messer sinken und starrte ihn erschrocken an. „Soll
das heißen, er kämpft gegen die Spanier?“
    „Es
wird darauf hinauslaufen.“ Enzo sah nicht so aus, als ob ihm
das gefiele. „Freilich habe ich eh nichts mehr, was ich ihnen
verkaufen könnte.“ Er ging mit müden Schritten zu den
Trümmern zurück.
    „Wir
werden es wieder aufbauen. Größer als zuvor“, rief
Dario ihm nach. „Wenn erst dieser Spuk zu Ende ist. Und wir
werden weiter Florentiner Stoffe verkaufen.“
    Enzo
reagierte nicht darauf. Wahllos schob er Teile des Schutts hin und
her. Es war genauso zwecklos wie ein Gespräch über seine
Sorgen. Wie viel Geld mochten sie überhaupt noch haben?
    Mirella
lud die leeren Körbe ein. Dann quetschte sie sich selber in die
Kutsche. „Du hast Dario gehört: Wir fahren über den
Pizzofalcone nach Hause.“
    Fabrizio
nickte mit finsterem Gesicht. „Ich glaube nicht, dass es
weniger gefährlich ist. Aber sehr viel schwieriger für die
Pferde.“
    Doch
der Weg war tatsächlich frei, während in anderen Teilen der
Stadt die Schießerei wieder begonnen hatte. Zwei Straßenecken
vom Gallo bianco entfernt ließ Mirella halten und stieg
aus.
    Ihr
Rock war voller Ruß. Sie versuchte, den Dreck abzuwischen,
machte es aber nur noch schlimmer, denn das Löschwasser hatte
den Ruß in eine widerliche Schmiere verwandelt. Hoffentlich war
nicht so viel Wasser in den Schrank eingedrungen, dass die Bücher
unlesbar geworden waren.
    „Wo
will Sie hin, Signorina? Wir können die Kutsche nicht unbewacht
hier stehen lassen.“ Natürlich; Fabrizio wollte sie
begleiten.
    „Wer
sollte die Truhe mitnehmen können? Aber du hast recht; bleib
hier.“
    „Es
ist gefährlich, allein herumzulaufen.“
    Was
für ein Angsthase! Sie hätte nicht gedacht, dass ein
erwachsener Mann so furchtsam sein könnte. „Hier? In
diesem Wohnviertel? Hier wohnen ehrbare Leute.“ Nun ja; er
hatte den Wirt gesehen.
    Mirella
raffte ihre Röcke und beeilte sich.
    Der Gallo bianco lag im Dunkeln wie am Vortag. Sollte er nicht um
diese Zeit schon geöffnet haben?
    Knarrend
öffnete sich gegenüber ein Fenster. „Sie werden
gleich zurück sein. Sie kommt zu Fuß heute? Will Sie so
lange bei mir warten?“
    Mirella
drehte sich um. Die Alte winkte sie zu sich herüber. Anscheinend
hing sie Tag und Nacht am Fenster; wer weiß, was sie ihr alles
erzählen konnte. Dankend nahm Mirella das Angebot an und
verschwendete keinen weiteren Gedanken an den wartenden Fabrizio.
    Neugierig
betrat sie das schmale Häuschen. Es gab nur einen Raum; Küche
und Zimmer zugleich. Eine Stiege führte ins Dach; vermutlich war
dort die Kammer. Durch ein schmales Fenster drang vom Hof spärliches
Licht; bestimmt war er winzig und dunkel. Die Sonne schien dagegen
durch das geöffnete Fenster, das zur Straße ging, und ließ
die Beschläge der Uhr auf dem Kaminsims glänzen.
    „Sie
ist sehr freundlich, Signora.“
    „Cristina.
Darf ich Ihr etwas bringen? Eine Schokolade?“ Sie wies auf
einen gepolsterten Stuhl mit breiten Armlehnen neben dem Fenster.
„Das ist der bequemste Platz; dort sitze ich immer.“
    „Dann
will ich ihn

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