Königliche Republik (German Edition)
damit!“
Sie
brüllten Zustimmung; viele schwenkten Knüppel oder Äxte
und manch einer auch eine Schusswaffe.
„Aber
es wäre kaum besser ohne die Gabelle ! Wir müssen
verhindern, dass die Preise weiter sinken.“
„Wie
willst du das erreichen?“ Genoino hinter ihm hatte seine Stimme
wiedergefunden.
Der
Mann drehte sich zu ihm um. „Du wirst es sehen.“ Er
schwenkte beide Arme und wies zum Hafen. „Kommt mit!“
Dann sprang er herunter und verschwand in der Menge.
Mehr
und mehr Menschen verließen die Piazza. Mirella wurde beiseite
gedrängt. Die meisten schienen ausgerechnet an ihr vorbeigehen
zu wollen. Schließlich gelangte sie zum Portal der Basilika und
blieb in dessen Schutz stehen.
Dann
tauchte der Mann vor ihr auf, der die Menge zum Mitkommen
aufgefordert hatte. Einen Moment kreuzten sich ihre Blicke; er
grinste sie herausfordernd an. Kannte er sie?
Mirella
betrat die Kirche und ging durch einen Seiteneingang hinaus. Auch in
der Gasse, in der die Kutsche stand, drängten sich aufgebrachte
Menschen. Sie würden Mühe haben fortzukommen.
Fabrizio
hielt die Pferde am Kopfzeug fest und sprach beruhigend auf sie ein.
Sein Blick leuchtete auf, als er sie sah. „Ich war in Sorge,
Signorina. Lasst uns fort von hier, bevor man Sie erkennt.“ Er
riss den Schlag auf und streckte ihr die Hand entgegen.
Sie
lächelte. „Einer hat mich wohl erkannt.“
Fabrizio
sah sie erschrocken an.
„Was
ist schlimm daran?“
„Sie
ist die Tochter Scandores.“ Natürlich war sie aufgefallen;
aber man tat doch einem jungen Mädchen nichts. Im Nachhinein
konnte sie über die scheelen Blicke schmunzeln.
Sie
stieg in die Kutsche, während er sich wachsam umsah. „Hat
Sie nicht begriffen, was sie vorhaben?“
„Doch.
Sie wollen mehr Geld für ihre Familien.“
Er
schüttelte den Kopf. „Sie wollen sich die Konkurrenz vom
Hals schaffen.“ Bevor sie nachfragen konnte, was er damit sagen
wollte, sprang er auf den Bock.
Nachdem
sie das Gewühl hinter sich gelassen hatten, jagte Fabrizio die
Kutsche in einem Tempo durch die Gassen, wie Mirella es noch nie
erlebt hatte. Vor dem Haus bremste er so abrupt, dass die Pferde
zornig wieherten. Er sprang ab und rannte die Stufen zum Eingang
hinauf. Dort warf er sich regelrecht gegen die Tür statt
anständig zu klopfen.
Als
er im Haus verschwunden war, raffte Mirella ihre Röcke und
kletterte allein aus der Kutsche.
Dario
stürmte an ihr vorbei, gefolgt von Fabrizio. Dann kam auch Enzo.
„Bleib
Er zu Hause, Vater. Ich mach das schon.“ Dario stieg in die
Kutsche und Fabrizio jagte davon, bevor Enzo alle Stufen
hinuntergegangen war.
„Vater!“
Er
drehte sich zu ihr um. „Sag Gina, sie soll nicht mit dem Essen
auf uns warten!“
„Was
ist denn los?“
„Tu,
was ich dir sage.“
Gleich
darauf stand Enzo im Hof und rief die Dienstboten zusammen. Die
beiden Gärtner, die Stallburschen und der alte Hausdiener
griffen sich jeder einen Eimer und rannten hinaus. Enzo sattelte
selbst sein Pferd und folgte ihnen.
Gina
beobachtete sie durch die offene Küchentür und zerrte an
dem Handtuch, das sie zwischen den Fingern hielt. „Sie werden
nichts ausrichten. Sie kommen zu spät!“
„Aber
was ist denn los?“
Gina
starrte sie fassungslos an. „Du warst doch selber dort! Hast du
es denn nicht begriffen?“
„Aber
...“ Mirella sah den Mann von der Piazza vor sich und jetzt
fiel es ihr ein: Sie hatte ihn im Kontor gesehen; er war einer von
Enzos Lieferanten. Zum Karneval hatte er ihr einmal Chiacchiere mitgebracht, die seine Frau gebacken hatte.
Gina
hackte mit solch grimmigem Gesicht auf die Zwiebeln ein, als wolle
sie sie totschlagen. In ihren Augen standen Tränen. Sie wischte
sich die Hand an der Schürze ab und dann mit der Schürze
übers Gesicht. „Madonna, sind die Zwiebeln scharf!“
Argwöhnisch
sah Mirella ihr zu. „Lass mich das machen.“
„Das
gehört sich nicht.“
Mirella
nahm ihr das Messer weg.
Gina
schluchzte auf, während Mirella das Hackbrett zu sich heranzog.
„Du ruinierst dir das Kleid.“
Unwillkürlich
blickte sie an sich herab. „Es ist doch bloß ...“
Florentiner Stoff. Das hatte Fabrizio mit der Konkurrenz gemeint!
Entsetzt
sah sie Gina an. „Die Seidenweber brennen unser Lager ab!“
Sie sprang auf. „Wir müssen den Männern beim Löschen
helfen.“
Gina
schluchzte lauter. „Bleib hier! Es ist gefährlich!“
„Eben!“
Mirella griff nach dem Eimer, der unter dem Waschtisch stand. Einen
Moment zögerte sie;
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