Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
einfach notwendig« oder »Es lag doch auf der Hand« – typische Anwaltskacke. Ein oder zwei Jahre lang hat er mir noch Rechnungen geschickt; ich hätte ihn wegen Betrugs hinter Gitter bringen sollen.
Es ist eine schwierige Entscheidung – sich von seinem Anwalt zu trennen. Das ist immer schlecht und der Sache abträglich: Der Beklagte feuert einen Anwalt und bringt einen Außenstehenden an den Start … Schisser hingegen war ein Insider. Es war eine schwierige Entscheidung, ihn so einfach – RUMMS – mit einem Fußtritt vor die Tür zu setzen. Je länger ein Anwalt an einem Fall arbeitet, desto mehr Informationen besitzt er, aber zu diesem besonderen Zeitpunkt war es einfach unumgänglich.
Ich besaß eine Liste mit den fünf besten Strafverteidigern in Colorado, die mir empfohlen worden waren. Hal Haddon stand auf
der Liste, und ihn rief ich als Ersten an. Ich kannte ihn noch aus Zeiten der Wahlkampagne McGoverns. Mir fiel auf, dass ich mich am Telefon immerzu bei ihm entschuldigte und zum Beispiel sagte: »Oh, es tut mir ja Leid, aber … dieser Scheißanwalt …« Ich entschuldigte mich für alles. Er sagte: »Verdammt, ich dachte schon, du meldest dich nie bei mir.« Hölle und Asche, Mann. Am nächsten Tag kam Hal über die Divide gefahren, um den Fall zu übernehmen.
Das gab moralisch mächtig Auftrieb. »Ah, endlich ziehen wir in die Schlacht!« Nachdem ich Schisser losgeworden war, fing die ganze Sache an, Spaß zu machen. Es war eine Qual mit diesem Schisseranwalt gewesen: Wenn du deinem Anwalt nicht traust und auch noch gute Gründe dafür hast, ist die Situation äußerst unerfreulich und ungemütlich.
Anfangs hatte ich überhaupt nicht den Eindruck, irgendeinen gewichtigen Strafverteidiger zu benötigen. Aber als Haddon hierher kam und mir eröffnete, in welch massive Schwierigkeiten ich geraten könnte, wie seinesgleichen es ja immer tut – »die Geschichte könnte Sie das Leben kosten« –, da dachte ich mir, gut denn, wenn ich schon dran glauben sollte, dann doch lieber aufrecht kämpfend in der Schlacht.
Ich erinnere mich, dass Haddon während des Falls gesagt hat: »Meine Theorie als Anwalt ist: Die meisten Anwälte begleiten dich bis hinauf an die Tür des Gerichtssaals und sagen dann: ›Schön, jetzt liegt es bei den Geschworenen – das Recht wird sich schon irgendwie durchsetzen.‹« Haddon dagegen sagte: »Mein Bestreben als Anwalt ist es, den Mandanten auch noch durch diese Tür zu geleiten.«
THOMPSON WEGEN FÜNF SCHWERER
STRAFTATEN ANGEKLAGT –
RICHTER ERKLÄRT SICH FÜR BEFANGEN
VON DAVID MATTHEWS-PRICE
TIMES DAILY REDAKTION
Hunter S. Thompson verhielt sich am Montag nicht wie jemand, der gerade erfahren hat, dass ihm sechzehn Jahre Gefängnis drohen könnten.
Kurz nachdem der Bezirksstaatsanwalt den “Gonzo”-Journalisten mit fünf Anklagen wegen schwerer Vergehen und drei wegen leichter Delikte konfrontiert hatte, zogen sich Thompson und seine Anwälte in ein Konferenzzimmer im Gerichtsgebäude von Aspen zurück. Jemand fragte, was sie dort gemacht hatten ...
“Nur Crack geraucht”, antwortete Thompson grinsend.
Richter J.E. DeVilbiss verkündete, dass er sich für nicht geeignet halte, diesem Prozess vorzusitzen. Er gab vor Gericht keine Begründung dafür ab, warum er ausscheiden wollte, und war auch außerhalb des Gerichtssaals zu keinem Kommentar bereit. Gavin Litweiler, Chef des neunten Gerichtsbezirks, wird entscheiden, wer den Platz von DeVilbiss einnimmt. (10. April 1990)
Es gab mehrere Richter; keiner wollte sich so recht darauf einlassen. DeVilbiss lehnte sich selbst wegen Befangenheit ab. Wir zogen alle Richter im Landkreis in Betracht – sowie die drei auf Bezirksebene. Niemand wollte die Sache anfassen. Wir mussten uns in Grand Junction nach einem Richter umsehen.
NEUER RICHTER IM FALL THOMPSON ERNANNT
VON DAVID MATTHEWS-PRICE
TIMES DAILY REDAKTION
Ein Richter aus Grand Junction – der als guter Zuhörer gilt, aber auch als unberechenbar eingeschätzt wird – wurde am Donnerstag bestellt, den Fall des Autors Hunter S. Thompson zu verhandeln, bei dem es um Drogen, Sex und Sprengstoff geht.
Der Bezirksrichter von Mesa County, Charles A. Buss, wird den Bezirksrichter aus Aspen, J.E. DeVilbiss, ersetzen, der den Fall am 9. April ohne Erklärung niederlegte ...
UNABHÄNGIGER RICHTER
“Nach meiner Erfahrung beurteilt er jeden Fall nach seinen individuellen Gegebenheiten, und ich glaube nicht, dass sich vorhersagen
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