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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Sie reckte mir ihre anmutigen kleinen Brüste entgegen wie Marilyn Monroe auf einem zum Leben erwachten Kalenderfoto und wedelte mit den Händen in der Luft.
    »Anmachen?«, sagte sie. »Ist das so schlimm? Verschwinden wir hier. Wir sind spät dran.«
    Ich bezahlte schnell die Rechnung und sah, wie Maria in der Küche verschwand. Manuel war nirgends zu sehen. Als ich auf die Straße trat, bemerkte ich zwei Streifenwagen, die aus verschiedenen Richtungen auf uns zukamen. Und dann rollte ein dritter direkt vor der Taco-Bude aus.
    »Keine Angst«, sagte ich zu Anita. »Die sind nicht hinter uns her.«
    Ich packte sie am Bein und zog sie so schnell wie möglich in den Cadillac. Großes Geschrei brach hinter uns los, als wir uns in den Verkehr einfädelten und wieder auf den Highway 101 fuhren.
    Als wir die Küste hinauf nach Big Sur düsten, war ich in Gedanken hauptsächlich mit meiner Arbeit beschäftigt. Wir hatten inzwischen offenes Land erreicht und fuhren ungefähr eine Meile vom Ozean entfernt auf einer zweispurigen Asphaltstraße durch die Dünen – ohne eine einzige Wolke am Himmel und mit einem vollen Mond, der auf den Pazifik strahlte. Es war die perfekte Nacht, um auf einer leeren Straße am Rande des Ozeans ein schnelles Auto zu lenken, mit einer leicht verrückten schönen
Frau, die auf den weißen Ledersitzen schlief, und Lyle Lovett, der schmachtend Knittelverse über Schwachköpfe sang, die in kleinen Ruderbooten mit Schrotflinten und Ponys auf See hinausfuhren, um abstruse Rache an einem ungehobelten weißen Mann zu nehmen, der ursprünglich nur versucht hatte, ihnen einen Gefallen zu tun.
     
     
    Wir fuhren einen Abhang hinab, als ich die Kontrolle über den Cadillac verlor. Die Straße war rutschig durch die vielen Fichtennadeln, und die Eukalyptusbäume waren dichter zusammengerückt. Das Mädchen lachte, als ich versuchte, den schlingernden Wagen durch die Dunkelheit zu manövrieren. Im Licht der Scheinwerfer tauchten drohend die Stämme riesiger Bäume auf, und der Ozean lag im Schimmer des strahlend weißen Mondes vor uns. Mir war, als würde ich auf spiegelglattem Eis fahren und direkt auf den Abgrund zusteuern.
    Wir schossen an einem verdunkelten Haus vorbei und an einem geparkten Jeep. Gleich darauf krachten wir in einen Wasserfall hoch über dem Ozean. Ich stieg aus, setzte mich auf einen Stein und zündete mir eine Marihuanapfeife an. »Na ja«, sagte ich zu Anita. »Das wär’s dann wohl. Wir müssen falsch abgebogen sein.«
    Sie lachte und saugte an einem Stück Moos. Dann setzte sie sich mir gegenüber auf einen Baumstamm. »Du bist lustig«, sagte sie. »Du bist sehr seltsam – und du weißt nicht, warum, oder?«
    Ich schüttelte leicht den Kopf und trank einen Schluck Gin.
    »Nein«, sagte ich. »Dazu bin ich zu blöd.«
    »Es liegt daran, dass du die Seele eines weiblichen Teenagers hast, die im Körper eines ältlichen Drogis wohnt«, flüsterte sie. »Deswegen hast du Probleme.« Sie tätschelte mein Knie. »Ja. Deswegen kichern die Leute vor Angst, wenn du einen Raum betrittst. Deswegen hast du mich in Venice vor den Doggen gerettet.«
    Eine Weile sah ich nur über den Ozean hinaus und sagte nichts. Aber irgendwie wusste ich, dass sie Recht hatte. Ja, Sir, sagte ich bedächtig zu mir selbst, ich habe die Seele eines weiblichen Teenagers im Körper eines ältlichen Drogis. Kein Wunder, dass mich niemand versteht.
    Das ist ein hartes Schicksal, zumindest an den meisten Tagen, und nicht viele Menschen wären ihm gewachsen.
    In der Tat. Wenn der schlimmste Wahn die Leidenschaft ist und wenn ich von Natur aus Sklave der Leidenschaft bin und wenn die Abstimmung zwischen meinem Gehirn und meiner Seele und meinem Körper so komplex und delikat ist wie die Lasur einer Ming-Vase –
    Na ja, das erklärt jedenfalls vieles, nicht wahr? Wir brauchen nicht mehr weiterzuforschen. Ja, Sir, und da fragen sich die Leute, warum ich sie so seltsam ansehe. Oder warum meine persönlichen Umgangsformen oft improvisiert und widersprüchlich wirken, ja manchmal gar psychopathisch … Verdammt, ich vermisse dies Geraune nicht, dies leise ängstliche Stöhnen, wenn ich einen Raum mit »zivilisierten Menschen« betrete. Ich weiß, was sie denken, und ich weiß auch genau, warum. Ihnen ist äußerst unbehaglich bei dem Gedanken, dass ich ein weiblicher Teenager bin, der im Körper eines fünfundsechzigjährigen Berufskriminellen gefangen ist, der bereits sechzehnmal den Tod erlitten hat. Sechzehnmal,

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