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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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einen runtergeholt und dabei einem dicken kleinen Jungen den Rücken gestreichelt hätte.
    Mein Gott! Das ist ja so schauderhaft, mich ekelt vor mir selber,
dass ich so etwas schreibe. Was ist bloß los mit mir? Wie komme ich dazu, mir eine solche Szene überhaupt nur vorzustellen?
     
     
    Sei’s drum, Leute! Ich schätze, ich hab eben einfach Glück. Es ist doch wohl unglaublich, oder?
    Genau. Und Ted Williams hatte auch Glück.
    Uups. So viel zur Hybris. Ich war nie in der Lage, einen Baseballschläger so zu schwingen wie Ted Williams und werde nie in der Lage sein, einen Song wie »Mr. Tambourine Man« zu schreiben. Na und? Angst und Schrecken in Las Vegas hätte von den beiden Hampelmännern auch keiner schreiben können … Oben auf dem Gipfel des Berges sind wir Schneeleoparden unter uns. Jeder, der auch nur eine Sache besser machen kann als alle anderen auf der Welt, ist naturgemäß ein Freund von mir.
    An manchen Tagen können sich sogar Strafrechtler für den Club da oben in der dünnen Luft qualifizieren, und mein Prozess im Winter 1990, der zu einem gefundenen Fressen für die Medien wurde, fand an einem solchen Tage statt. Was zu Beginn nicht mehr als ein reiner Routinefall zu sein schien, in dessen Mittelpunkt eine Autogrammsammlerin stand, die im Alkoholrausch Amok lief, weitete sich rasch zu einer Situation aus, in der es für mich um Leben oder Tod ging, denn ich steckte mal wieder in einer verfluchten Terminkrise, weil ich extrem dringend ein Buchmanuskript abgeben musste. Plötzlich wurde mir klar, dass ich ein paar Strafverteidiger aus der obersten Liga brauchte, wenn ich dem düsteren Schicksal eines wilden Tieres entgehen wollte, das man in einem Netz fing und dann in den Bronx-Zoo transportierte, wo es lebenslänglich gefangen blieb.
    Für einen Schneeleoparden oder sonst ein wildes Tier besteht kein sonderlicher Unterschied zwischen der Todesstrafe und einem lebenslangen Gefängnisaufenthalt. Sogar ein Fisch am Haken würde um sein Leben kämpfen, um nicht von Fremden gequält zu werden, die nicht wissen, ob sie ihn lebendig verspeisen
sollen oder nicht. Wie man in New Hampshire zu sagen pflegte – LEBE IN FREIHEIT ODER STIRB.
    Das galt, bevor der Bundesstaat so schamlos seine Seele an die herzlose und ölige Familie BUSH aus Texas verhökerte, zusammen mit dem erschwindelten Ruf, für Unabhängigkeit und Freiheit einzustehen. In diesen Tagen nach New Hampshire zu reisen kommt dem Besuch einer blattgrünen Nobelboutique in Utah gleich, in der sie die Schädel berühmter Bigamisten verscherbeln, die wegen fünfzehn Dollar oder einer Flasche braunen Whiskeys im Gefängnis ihr Leben lassen mussten …
    Aber vergessen wir im Augenblick mal Utah. Nur ein Freak würde sich auf diese Weise das Maul über die beiden gottesfürchtigsten Staaten des Landes zerreißen. Wo kommt denn das jetzt her? Ich verliere anscheinend den Verstand. Warum losrennen und im Wahljahr Streit suchen? Wir sind nicht, was wir zu sein scheinen.
    Jedenfalls heuerte ich in dieser Situation Hal Haddon an und begann die lange donquichotteske Reise, die mich zum Poeta Laureatus der NATIONALEN VEREINIGUNG DER STRAFVERTEIDIGER werden lassen sollte, die in der Stunde unmittelbar bevorstehender größter Gefahr in Scharen zu meiner Verteidigung herbeieilten. Wie die Eishockey-Champions schlängelten sie sich aufs Spielfeld, als die Große Sirene rief – zusammen mit Ralph Steadman, der heroischen Gebrüder-Mitchell-Gang aus San Francisco, Bob Dylan, den wilden Sabonic-Schwestern aus Russland und Jack usw. … und wir haben sie platt gemacht, diese Nazis, die versucht haben, uns umzubringen … Halleluja! Scheiß auf die Typen. OK, Zeit aufzuhören, ich verstehe. Aber nicht für lange. Wir werden in die Schlacht ziehen, junger Mann, in die SCHLACHT!
    Ja. Danke. Nicht der Rede wert … Und jetzt schalten wir wieder auf Normal. Warum auch nicht?
    Gestern Abend hab ich über all das mit Bob Dylan gesprochen, und es gab nicht das geringste Anzeichen gewalttätiger Meinungsverschiedenheiten, als wir in unsere Diskussion einstiegen.
»Vielleicht können wir diese Schweine niemals besiegen«, sagte er mir, »aber wir brauchen uns ihnen nicht anzuschließen.«
    Gipfeltreffen mit Bob Dylan, Aspen, Labor Day, 2002 (Anita Bejmuk)
    Ja, Sir, dachte ich. Der Zu-Viel-Spaß-Club ist wieder im Geschäft. Auf in die Schlacht.
     
     
    MIST! Ich wünschte, ich hätte noch mehr Zeit und Raum für diese Story – aber die bewaffneten

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