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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Bürgerrechte mit »all diesen Niggern« in einen Topf geworfen würden. Mich ekelten diese primitiven und faschistischen Alkoholiker an, aber Marlon gab sich alle Mühe, neutral zu bleiben. Es war rührend.
    »Okay«, sagte er. »Warum sehen wir uns die Situation nicht noch einmal an. Du bist also einer von denen, die ganz gemein zurückschlagen? Da sind wir aber alle beeindruckt. Und was nun?« Wenn man ihn reizte, konnte Marlon in jenen Tagen ohne Vorwarnung zum Angriff übergehen. Er hatte die beängstigende Gewohnheit, einem dicht und bedrohlich auf die Pelle zu rücken. Dafür bewunderte ich ihn, selbst wenn es um meine Pelle ging.
    Aber in mir hatte er sich getäuscht. Ich war dort als Journalist und versuchte nur zu verstehen, was abging, damit ich eine wahre
Geschichte darüber schreiben konnte. Und sehr viel anders bin ich heutzutage auch nicht. Ich mochte Marlon, aber zu eben jenem Zeitpunkt kam er mir in die Quere, und da hab ich ihm eine verpasst. So bin ich eben – von Natur aus.
    Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich den Hell’s Angels instinktiv nahe fühlte. Diese Männer waren aus Verzweiflung zu allem entschlossen und hatten sich aus Gründen der Selbstverteidigung zusammengetan, wie sie einander versicherten. Sie bildeten die stolze und verrückte Elite gesellschaftlich Ausgestoßener und bestanden darauf, ihr Ding zu machen und dabei in Frieden gelassen zu werden – oder es knallte.
    Ho ho. Und ihr zentrales Ethos war die Totale Vergeltung , wann immer jemand ihnen quer kam, was die Normalbürger in Todesangst versetzte, weil sie kaum den Drang verspürten, in aller Öffentlichkeit mit Ketten ausgepeitscht zu werden oder in ihren eigenen vier Wänden von wilden Horden vergewaltigt zu werden.
    »Redest du mit mir , perverses Schwein? Ich hasse es, wenn Perverse wie du mich von der Seite anquatschen, du mieser kleiner Wichser.«
     
     
    Ich schätze, das bringt uns zurück zu meinem schmierigen kleinen Lehrstück über die neunundneunzig Tage, die ich in den Fängen des nachweisbar korrupten amerikanischen Systems der Verbrechensbekämpfung verbrachte, das sich hier in seiner schlimmsten Ausprägung zeigte und nachweislich böse Absichten verfolgte.
    Die Vertreter dieses Systems waren fiese Schlägertypen und Feiglinge, die sich von irgendwoher die Erlaubnis ergattert hatten, geladene Waffen zu tragen und jeden, der ihnen widersprach, ins Gefängnis zu bringen. Die halbgare Lusche von District Attorney hatte sich sechzehn Jahre hintereinander ohne Gegenkandidaten zur Wiederwahl gestellt und hätte absolut alles tun können, wonach ihm der Sinn stand – im Namen der öffentlichen Sicherheit und der Verbrechensbekämpfung und unterstützt von Cowboys,
die einen Dollar die Stunde zuzüglich diverser Vergünstigungen dafür bekamen, dass sie mit ihren Waffen fuchtelten und die Kleinstädter gnadenlos im Zaum hielten.
    Ja, Sir. Und die Vergünstigungen waren gewaltig, Bubba, gewaltig. Sie reichten – und das tun sie noch immer – von den fünfzig Cent die Meile, die jeder von den Kerlen einstreicht, wenn er in seinen mit Steuergeldern finanzierten schnellen Streifenwagen steigt, bis hin zu der Gewissheit, in der gesamten Nachbarschaft der Einzige mit der Lizenz zum Töten zu sein.
     
     
    Okay, Leute. Es wird Zeit, diese Story zum Abschluss zu bringen. Ich sollte hier nicht so viel Platz damit verschwenden, immer länger und länger darüber zu lamentieren, dass ich mich vor zwölf Jahren in einer kleinen Cowboy-Stadt am Westhang der Colorado Rockies wegen Sex, Drogen, Dynamit und Gewalttätigkeit vor Gericht verantworten musste, nur weil die Polizei schlampig und von Rachsucht verblendet gearbeitet hatte. Verglichen mit bedeutenden Kriminalfällen war es keine große Sache – nur ein weiteres bescheuertes Beispiel dafür, wie dumme Cops öffentlich ihre Macht missbrauchen und zur Abwechslung mal nicht ungeschoren davonkommen.
    Wir traten ihnen in den Arsch wie räudigen Hunden. Sie wurden abgestraft, verhöhnt und vor aller Welt gedemütigt, so wie sie es anfänglich mit mir vorgehabt hatten – aber ihre Pläne schlugen ganz furchtbar fehl, und als schließlich der Tag der Abrechnung kam, waren sie es, die unter Anklage standen.
    Es war wundervoll, ein überwältigendes Happy End für etwas, das wie eine von vielen tragischen Rock’n’Roll-Storys begonnen hatte – so ähnlich, als wäre Bob Dylan in Miami verhaftet worden, weil er sich in einem schmutzigen kleinen Pornokino

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