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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zutiefst trübsinniges Lied von Tod und Enttäuschung:
    A lady dressed in white
With the man she loved
Standing along the side of their pickup truck
A shot rang in the night
Just when everything seemed right … Ref 13
    Genau. Ein Schuss. Ein Schuss hallte durch die Nacht – eine in Amerika ziemlich geläufige Schlagzeile … Tatsächlich. Es lag ein geladener .454er Magnum Revolver in einem deutlich gekennzeichneten Eichenbehälter auf der vorderen Sitzbank zwischen mir und dem Richter. Er hätte ihn blitzschnell greifen und mir den Kopf wegblasen können.
    »Gute Arbeit, Boss«, sagte er plötzlich. »Dafür schulde ich Ihnen ’ne Menge. Ohne Sie wäre ich erledigt gewesen.« Er lachte leise in sich hinein. »Todsicher, Boss, todsicher. Ich war so gut wie tot – und wäre auf viel schlimmere Weise zu Tode gekommen als diese gottverdammten dämlichen Schafe!«
    Jesus!, dachte ich. Mach dich bereit, in die Eisen zu steigen: Dieser Mann ist Richter und zusammen mit zwei Nutten auf der Flucht vor der Polizei. Dem bleibt doch keine andere Chance, als mich umzulegen und diese beiden Flittchen auf dem Rücksitz obendrein. Wir waren die einzigen Zeugen …
    Die bestürzende Aussicht machte mich unruhig … Scheiße, dachte ich. Diese Leute bringen mich noch hinter Gitter. Ich sollte am besten gleich hier rechts halten und sie alle drei umlegen. Päng, Päng, Päng ! Ausmerzen, das Gesocks.
    »Wie weit ist die Stadt?«, fragte der Richter.
    Ich zuckte zusammen, und wieder schlingerte der Wagen. »Stadt?«, sagte ich. »Welche Stadt?« Meine Arme waren steif, und meine Stimme klang seltsam quäkend.
    Er schlug mir die flache Hand aufs Knie und lachte. »Immer mit der Ruhe, Boss«, sagte er. »Ich hab alles unter Kontrolle. Wir sind schon fast zu Hause.« Er zeigte hinaus in den Regen, wo ich allmählich die schwachen Lichter wahrnahm, die zu Elko gehören mussten.
    »Okay«, schnauzte er. »Da vorne links abbiegen.« Er deutete wieder in den Regen hinaus, und ich schaltete runter. Ungefähr eine halbe Meile vor uns und in diesem Unwetter kaum zu sehen, leuchtete ein rotes und blaues Neonschild auf. Die einzigen Wörter, die ich entziffern konnte, waren NO und VACANCY – kein Zimmer frei.
    »Langsam doch!«, zeterte der Richter. »Hier ist es! Abbiegen! Verflucht noch mal, abbiegen!« Seine Wörter knallten wie Peitschenschläge, und entsprechend tat ich, was er sagte: Ich steuerte den Eingang der Kurve extrem scharf an. Alle vier Räder blockierten, der starke Motor fauchte wütend im niedrigsten Gang, und blaue Flammen schossen aus dem Auspuff … Es war einer jener perfekten und lang andauernden Augenblicke übermenschlicher Fahrkunst, die sämtliche Zeugen vor Ehrerbietung verstummen lassen. Wo ist bloß P.J.?, dachte ich. Der würde jetzt auf die Knie fallen.
    Wir schleuderten seitwärts, sehr schnell und völlig unkontrolliert, und rasten jetzt mitten in der Nacht während eines Gewitters auf einem verlassenen Highway mit siebzig Meilen in der Stunde auf eine weiße stählerne Leitplanke zu. Aber warum auch nicht? In manchen Nächten schnappt dich das Schicksal wie ein dummes Huhn und beutelt und schleudert dich rundum gegen alle Wände, bis sich dein Körper anfühlt wie ein Sack Schotter … RUMMS! BLUT! TOD! Bis dann, Bubba – ddu wusstest doch, dass es so enden würde …
     
    Wir fingen uns und schossen in die Kehre. Der Richter wirkte sonderbar gelassen, als er wieder auf etwas deutete. »Das da ist es«, sagte er. »Mein Domizil. Hier hab ich ein paar Suiten angemietet.
« Er nickte selbstgefällig. »Wir sind endlich in Sicherheit, Boss. Hier können wir machen, was wir wollen.«
    Auf dem Schild am Tor stand:
    ENDICOTT’S MOTEL
LUXUSSUITEN UND WASSERBETTEN
NUR FÜR ERWACHSENE/ KEINE HAUSTIERE
    Gott sei Dank, dachte ich. Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Ein Ort, an dem ich die Arschlöcher endlich loswerden konnte. Im Moment regten sie sich ja nicht, aber lange würde es nicht währen. Und ich wusste, dass ich hilflos dastünde, wenn diese Frauen aufwachten.
    Das Endicott bestand aus einer Reihe billig wirkender Bungalows, die hufeisenförmig um einen ausgefahrenen Kiesweg angeordnet waren. Vor den meisten Häusern parkten Autos, aber die Plätze vor den hell erleuchteten Bungalows am dunkleren Ende des Hufeisens waren leer.
    »Okay«, sagte der Richter. »Wir laden die Ladys da unten in unserer Suite ab, und dann werde ich Sie einchecken.« Er nickte. »Wir brauchen beide etwas Schlaf

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