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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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meinem Fall, de facto also der Boss der Bande, arbeitet jetzt für die DEA in Europa. Der Ankläger, mittlerweile bekannt als Mister Shiteyes, quittierte kurz darauf den Dienst und ist jetzt Strafverteidiger in Aspen, wo man ihn häufig an Prozesstagen sieht, den Arm um den einen oder anderen angeklagten Kriminellen in orangefarbenem Overall, Handschellen und mit Knastfrisur gelegt. Aber als Ankläger arbeitet er nicht mehr. Er hat »umgesattelt«, wie man unter Cops sagt …
    Ich kannte die Zeugin nicht persönlich, aber zweifellos kannte sie mich. Vier oder fünf Monate lang hatte sie mich bereits postalisch belästigt und darauf hingewiesen, dass ich keine Ahnung hätte, wie viel Spaß mir entginge, wenn ich nicht auf der Stelle mit ihr zu einem faszinierenden Schwatz über ihre Tage im Sexbusiness zusammenkäme. Wir würden mehr Spaß haben als eine Horde geiler Bonobos, ließ sie durchblicken. Ho ho. Sie würde sogar nach Colorado kommen, um mich auf meinem ureigenen wüsten Terrain zu treffen. Sie hatte mir bereits ein fettes Bündel reißerischer Zeitungsausschnitte zukommen lassen, in denen über ihre Abenteuer als wohlanständige Cheerleaderin am College berichtet wurde, die ganz zufällig ins Pornofilmbusiness geriet und dort großen Erfolg hatte. »Ich schätze, ich hab einfach Glück gehabt«, stapelte sie tief. »Aber als ich erst einmal erkannt hatte, wie groß mein Talent war, gab es für mich kein Halten mehr. Ist doch echt toll, oder?«
    Man muss wissen, dass Jane mir gegenüber, der ich doch ein völlig Fremder war, ihre Erlebnisse im Sexbusiness äußerst offen kundtat. Sie war stolz auf ihre Vergangenheit. Die Liste ihrer Erfolge sprach für sich: neun XXX-Filme, darunter Klassiker grenzenloser Lüsternheit wie Hot Lips, FleshSucker, Candy Goes to Hollywood, Eat Me While I ’ m Hot sowie eine wahrhaft obszöne Saga über Unzucht und Erniedrigung in einem japanischen Sexgefängnis
irgendwo im Südpazifik. Das Werk heißt Nazi Penetration , und die Hauptrollen spielen Long John Holmes, ein Naziberserker und fünf hilflose weiße Frauen mit dicken Titten.
    Nazi Penetration war lange mein Lieblingsfilm aus dem Sex-Genre. Er schildert eine Geschichte von Schiffbruch, Sadismus und absolut verzweifelten weiblichen Opfern, die auf einer winzigen tropischen Insel gefangen gehalten werden. Einzig ein Nazikriegsverbrecher und zwei grausame japanische Nymphomaninnen leisten ihnen Gesellschaft. Die nackten weißen Frauen sind unschuldige Gefangene eines lange vergessenen Krieges, der während des gesamten Films unerwähnt bleibt und sich höchstens in den zerschlissenen und oft ohne Hosen getragenen Militäruniformen andeutet, in denen die durchgedrehten Schurken stecken  – die außerdem mit astreinen deutschen Luger-Pistolen bewaffnet sind und sich nichts daraus machen, damit auf Sexsklavinnen zu schießen, die, um zu fliehen, in den Dschungel rennen, nur um doch immer wieder eingefangen und wegen dieser Fluchtversuche erbarmungslos vergewaltigt und gefoltert zu werden. Sie sind allesamt auf der Verliererstraße ohne die geringste Chance auf Rettung – nicht einmal durch den gutherzigen Holmes, der sie nichtsdestoweniger schonungslos durchfickt.
    Ich erwähne dieses entartete Epos menschlichen Leidens nur aus Gründen des historischen Zusammenhangs und der Identifizierung der Zeugin . Wenn Jane praktizierende Zeugin Jehovas gewesen wäre, als ich sie kennen lernte, hätte meine Geschichte vielleicht eine andere Wendung genommen, aber sie war es nicht. Sie war nur eine von jenen tumben Pornoqueens aus guten alten Zeiten, hatte das Gröbste hinter sich und sah sich jetzt nach einer anderen Art Beschäftigung um, nach etwas, bei dem sie ihr natürliches Talent für harmlosen kommerziellen Sex entfalten konnte, ohne ihre künstlerische Integrität oder ihren fragwürdigen Sozialstatus aufs Spiel zu setzen. Ich kenne diese Frauen gut, und für die meisten von ihnen empfinde ich eine gewisse Zuneigung. Mit siebzehn sind sie nach Hollywood gekommen, weil sie glaubten,
ihre Hurenambitionen am besten verwirklichen zu können, indem sie Filmstars wurden.
    Nur wenige schafften es, und viele drifteten ins Sexbusiness ab, weil dort immer Arbeit winkte. »Meine Muschi ist meine Fahrkarte«, hat eine Stripperin namens Bambi mal zu mir gesagt. »Die Männer wollen meine Muschi sehen, und sie wollen auch sehen, wie ich was Abgefahrenes ficke. Dafür bezahlen sie mich, und darum mach ich’s.«
    Bambi war ein hübsches

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