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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Hotel zurück. Kein Ärger. Keine Festnahmen.
    An unserem letzten Tag in Louisville besuchte Hunter seine Mutter Virginia in ihrem Pflegeheim außerhalb der Stadt. Juan, ich und Bambi, eine Stripperin, fuhren mit ihm. Bambi wollte, dass Hunter ihren Hintern signierte, damit sie seine Unterschrift nachtätowieren lassen konnte.
    Ich setzte Juan und Hunter am Episcopal Care Center ab und sagte, ich würde mit Bambi in irgendeiner Bar eine Stunde totschlagen. Die Stunde verbrachte ich mit der vergeblichen Suche nach einer Bar in einem »trockenen« County. Das Leben ist die langsam fortschreitende Befreiung aus der Unwissenheit.
    Als wir wieder im Pflegeheim waren, begleitete ich Bambi durch den großen Tagesraum zur Toilette. Ihr Minirock, die hohen Schaftstiefel und das Make-up brachten so manchen der alten Knaben mit seiner Gehhilfe ins Schleudern.
    Virginia hatte die meisten ihrer Verwandten dazu eingeladen, sich zu ihr und Hunter zu gesellen. Er fieberte jetzt danach, diesem »familiären Stelldichein« mit Mom zu entkommen. Wir fuhren zurück ins Hotel, Bambi verschwand sans Autogramm, und Zevon und ich aßen zu Abend. Kein Ärger. Keine Festnahmen.
    Befremdlich wurde die Heimreise während des Steigflugs, als das Flugzeug im Winkel von fünfundvierzig Grad gen Sonne kletterte und Hunter sich von Rückenlehne zu Rückenlehne nach vorn bis zur Toilettenkabine der ersten Klasse hangelte.
Jede Menge United-Personal saß im Flugzeug, aber keiner von denen sagte einen Ton. Vielleicht lag es daran, dass Hunter kurz vor Antritt seiner Klettertour durch den Mittelgang einen dreißig Sekunden langen, über zwei Oktaven reichenden markerschütternden Kriegsruf ausgestoßen hatte. »Genau das, was die Leute beim Start hören wollen«, sagte er. Als wir die Reisehöhe erreicht hatten und das »Bitte anschnallen«-Zeichen erloschen war, bildete sich eine immer längere Schlange vor der Toilettentür. Die Flugbegleiterin kam zu mir und fragte: »Was macht denn Ihr Freund bloß da drinnen?«
    Ohne zu zögern, log ich: »Er leidet schon den ganzen Tag an schrecklichem Durchfall.«
    »Oh, kein Problem«, sagte sie und leitete die Wartenden unter Geflüster nach hinten.
    Eine halbe Stunde später ging die Tür auf, und kurz darauf setzte sich Hunter links neben mich. »Was hast du bloß da drinnen gemacht?«, fragte ich ihn. »Ach, nur ein kleines Bad genommen, mich rasiert und mich umgezogen. Gab’s irgendwelche Probleme?« Nein. Kein Ärger, keine Festnahme.
    Hunter sagte, mit mir zu verreisen sei wie mit Superman zu verreisen. Oliver sagte immer, wenn Hunter in seinem eigenen Haus ausrastete, bräuchten wir ja nur abzuhauen. Aber abzuhauen und ihn in Louisville zurückzulassen, das hätte ich niemals geschafft. So verrückt war es nicht gewesen.
    Bob Braudis, Pitkin County Sheriff

Handel mit dem Bezirksstaatsanwalt – vorher und nachher
    (Anmerkung des Herausgebers)
     
     
    Dr. Thompson wurde 1995 abermals aus politischen Gründen festgenommen, weil er einen klug organisierten Wähleraufstand gegen die immer übermächtiger werdende Aspen Skiing Company anführte, die plante, den lokalen Flughafen zu erweitern, um die riesigen modernen Verkehrsflugzeuge abfertigen zu können, die für die Bedürfnisse der »Tourismusindustrie« konzipiert sind. Die SkiCo hatte sich mit United Airlines verbündet, mit dem einheimischen Immobilienverband und Großunternehmen von General Dynamics bis hin zu Enron.
    Mit diesen Goliaths unter den globalen Konzernen im Rücken erwartete die SkiCo nicht die geringste Opposition gegen ihre Abstimmungsinitiative im November, die den prächtigen neuen Flughafen noch vor dem Jahr 2000 zu einer legalen und vom Steuerzahler finanzierten Realität machen sollte … Und es gab auch tatsächlich keine Opposition, bis die ewig streitsüchtige Politclique von Woody Creek sich plötzlich auf die Hinterbeine stellte und dem neuen Flughafen sowie allem den Krieg erklärte, was er repräsentierte – einschließlich des angeblich von der Allgemeinheit unterstützten Vorhabens, der SkiCo und ihren großindustriellen Geldwechslern das Recht einzuräumen, das Tal in einem Umfang auszubeuten, von dem man im zunehmend schrumpfenden Wintersportgeschäft bis dato nur hatte träumen können. Aspen drohe der Ruin, warnten sie, wenn es sich nicht drastisch ausbreite, modernisiere und total für eine »neuzeitliche Kommerzialisierung« engagiere.
    Der heroische Kreuzzug, den Thompson in letzter Minute gegen die

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