Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

zu treten.
    Ist meine Information zutreffend? Hat diese rachsüchtige Dumpfbacke es tatsächlich versäumt, eine rechtsgültige Vorladung zu präsentieren? Hat dieser Kerl in jener Nacht wirklich alles verbockt? War er derart bekloppt, dass er mich nicht einmal vorschriftsmäßig festzunehmen imstande war? Und möchten Sie etwa, dass ich mit Höchstgeschwindigkeit in die Stadt gebrettert komme, damit Sie ein Foto in der Zeitung zu sehen bekommen, auf dem Sie die Handschellen um meine Gelenke zuschnappen lassen und sich dabei für die Kameras aufblasen wie eine Kröte?
    Lawson, kennen Sie denn gar keine Scham? Sind Sie ein Nazi? Sind Sie außer sich vor Gier auf die fünfzehn Minuten Ruhm, die Sie sich erhoffen? Ist es denn wirklich so weit gekommen – dass Sie Ihre Opfer anflehen, beschimpfen & beschwatzen müssen, damit sie sich freiwillig stellen & jede Hoffnung auf etwas anderes als Demütigung und Gefängnis aufgeben?
    Wie lange noch, oh Herr, wie lange? Sie sollten sich Ihrer Selbst zutiefst schämen. Ich habe mit einem Journalisten gesprochen, der sagte, dass Sie ihn an Willliam Jennings Bryan, den Berater der Anklage im »Monkey Trial« 1925 gegen John Scope, erinnerten. Das hörte ich mit Grausen. (Bryan, wie Sie sich erinnern, wurde von Darrow gleich zweifach mattgesetzt und bezeugte unter Eid, dass ein Wal kein Säugetier ist & er deswegen auch keines war.)
    Aber ach, Lawson, verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin ja auf Ihrer Seite – oder zumindest war ich es, bis dieser stümperhafte Schwachkopf mich am Wahltag dreieinhalb Stunden lang schikanierte und sich im Gefängnis zum Narren machte. Es war widerwärtig. Er verlor vollkommen die Fassung, als er schließlich einsehen musste, dass ich nicht betrunken war und dass keiner seiner hochtechnologischen Apparate zur Entlarvung von Alkoholsündern ihm die Promillewerte ausspucken würde, die ihm am liebsten gewesen wären. Er führte sich auf wie ein in Ketten gelegter Gorilla. Seine Kollegen schämten sich zu Tode, und ich ebenfalls. Es ist schockierend, mit ansehen zu müssen, wie Aspens lange und ehrenhafte Tradition qualitativ herausragender Verbrechensbekämpfung dadurch besudelt wird, dass man sich zunehmend über »unehrliche Cops« beklagt, über »Stalker« unter ihnen und »Hohlköpfe mit Schießeisen«, die einherstolzieren wie John Wayne und denken wie Mark Fuhrman. Klar, es sind nicht viele, aber wir wissen doch genau, dass schon ein fauler Apfel den ganzen Korb verdirbt, und eben darum empfinde ich echte Sympathie für Sie, denn ich kenne die Leute, für die Sie arbeiten, und weiß, wie krank die sind.
    Aber keine Sorge, Lawson: Die Schweine werden schon bald aus dem Sack gelassen. Jawohl! Das Fett brutzelt überm Feuer. Die Schweine von heute sind morgen schon Schinkenspeck.
    Uuups. ’schuldigung. Aber immer mit der Ruhe. Ich werde erscheinen (wahrscheinlich heute) und mich abermals stellen – und eine ganze Legion zu Unrecht beschuldigter Trunkenbolde wird mich begleiten. Und alle, wie sie da sind, hassen Mark Fuhrman. Abgesehen von mir, Lawson. Ich hasse niemanden. Ich bin ein Kind Gottes und Anhänger der buddhistischen New-Age-Glaubenslehre, und ich ziehe nur allzu gern vor Gericht. Denn dort ist die Heimstatt der Gerechtigkeit, und Sie wissen, wie ich zur Gerechtigkeit stehe.
    In der Tat. Ihre Zeit ist gekommen, Lawson. Sie Hurenfresse. Wenn ich Ihren lahmen Arsch vor den Kadi gezerrt habe, werden Sie wünschen, Sie wären schon als Sechsjähriger von einem Buick totgefahren worden. Wir werden diese Saukerle im weltweiten Fernsehen grillen und sie wegen Meineids hinter Gitter bringen. Niemand in diesem Tal wird sie je wieder zu Gesicht bekommen.
    Sie dreckiges und stinkendes Mistvieh. Wissen Sie, was unterlassene Verfolgung eines Schwerverbrechens bedeutet? Oder Behinderung der Justiz in besonders schwerem Fall ? Sind Sie sich bewusst, welch schreckliche Strafe ein Oberschwein wie Sie erwartet?
    Okay. Das wär’s. Ich werde mich Mittwoch um zwölf Uhr mittags stellen.

DIE »SHARP NECKLACE«-VEREINBARUNG
    Die Parteien einigen sich in dieser Angelegenheit wie folgt:
Das Führen eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss gefährdet Leib oder Leben anderer Menschen und ist daher unter allen Umständen zu unterlassen.
Nicht korrekte oder unwahre Aussagen von Polizeibeamten gefährden die Rechtsprechung und sind daher unter allen Umständen zu unterlassen.
Eine wichtige Aufgabe der Polizeibeamten besteht darin, dafür zu sorgen, dass dem